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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Fahrstuhlunglück ums Leben und ließen die zwölfjährige Araminta als Waise zurück. Aber als wäre dieses Unglück nicht genug, mußte sie schon bald von ihrem Großvater und einigen anderen Gentlemen und deren Vertretern, die allesamt nach New  York gekommen waren, erfahren, daß das Vermögen ihres Vaters dazu verwendet worden war, diverse Geschäftskredite auszugleichen, die nach seinem Tode sofort fällig geworden waren. Als die Angelegenheiten des verstorbenen Preston Winthrop schließlich zur vollen Zufriedenheit der Banken, Investoren, Aktieninhaber, Anwälte und Notare geregelt waren, stand Araminta völlig mittellos da, abhängig von ihrem Großvater, der zu ihrem gesetzlichen Vormund bestimmt worden war.
    Noch immer unter dem Schock stehend und um ihre Eltern trauernd, war Araminta dennoch erleichtert, als Noble sie nicht zu sich auf die High Sierra zurückholte, sondern in ein Mädcheninternat schickte, das Miss Standish Institut, eine der angesehensten Privatschulen in New York. Trotz seines barschen, wenngleich gütigen Verhaltens ihr gegenüber fürchtete sie sich noch immer vor ihm. Zudem konnte sie nicht anders, als ihm die Schuld am Tod ihrer Eltern zu geben. Sie haßte ihn und wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
    Ihr Wunsch ging teilweise in Erfüllung, weil er sie während all ihrer Jahre im Internat nicht ein einziges Mal besuchte, wenngleich sie stets pünktlich zum Geburtstag und zu Weihnachten passende Geschenke von ihm erhielt, zweifellos von seinem beflissenen Sekretär Mr. Gideon ausgewählt. Doch darüber hinaus zeigte ihr Großvater ihrem Wissen nach keinerlei Interesse an ihrem Wohlergehen, wofür sie höchst dankbar war. Sie ahnte ja nicht, daß er sich alle Vierteljahre ausführlich von ihren Lehrern und seinen Gesandten berichten ließ, wie es ihr erging. Dennoch kam ihr hin und wieder, vor allem in den Ferien und an den Feiertagen, unweigerlich der erhitzte Gedanke, er könne sich doch mehr um sie kümmern, ganz gleich wie bescheiden auch immer; denn so gräßlich er auch sein mochte, er war schließlich ihr einziger noch lebender Verwandter, und sie war einsam und unbeliebt im Internat.
    Nun, da sie ihren Schulabschluß hinter sich hatte, sah Ara minta ein, daß sie selber die Schuld trug für so manchen Kummer,den sie erlitten hatte. In ihrer anfänglichen Trauer und  dem Gefühl des Verlorenseins nach dem Tod ihrer Eltern hatte die sich von allen abgekapselt und mit keinem der Mädchen Freundschaft geschlossen. Später war sie, wenngleich nicht ohne Rückgrat, so doch schüchtern und zurückhaltend gewesen, und sie zögerte, sich zu öffnen und über den eigenen Schatten zu springen; unsicher, was sie gegen den Ruf tun sollte, den sie sich inzwischen ungerechtfertigterweise erwor-ben hatte - nämlich herzlos und eingebildet zu sein. Wütend und verletzt über die Verachtung und den Spott ihrer Mitschülerinnen, ihre Zurückweisung ihrer zaghaften Annäherungsversuche, hatte sie sich mit verletztem Stolz wieder in sich verschlossen und sich ganz aufs Lernen konzentriert, was ihr ihr besten Zensuren der Klasse einbrachte, aber gleichzeitig und unglücklicherweise dazu führte, daß sie als Streberin ver schrien war und sich noch weiter von den übrigen Mädchen entfremdete. Entschlossen sagte sie sich, daß ihr das nichts ausmachte.
    Nach ihrem Abschluß verabschiedete sie sich frohen Heraus vom Internat und machte sich nach New York City auf, dem einzigen Ort, den sie jemals als ihr Zuhause betrachtet hatte.
    Was ein durchaus bewundernswerter, jedoch törichter Ent schluß für eine junge Frau war, die gerade erst achtzehn gewor-den war; und sie traf diesen Entschluß ohne Wissen, Zustim mung oder Unterstützung seitens ihres Großvaters, gewillt, lieber die Verbindung zu ihm endgültig abzubrechen, als seiner anmaßenden Forderung Folge zu leisten, nach erfolgtem Schulabschluß zu ihm auf die High Sierra zu kommen. Sie war jetzt voll jährig, sagte sich Araminta immer wieder. Er hatte seine Pflichten erfüllt. Nun war er ihr nichts mehr schuldig - und sie wollte nichts von ihm. Genau wie ihr Vater auch würde sie ihren eigenen Weg in dieser Welt gehen. Schreiben und Zeichnen hatten ihr schon immer am meisten zugesagt, und sie war fest entschlossen, diese Begabungen zu nutzen, Journalistin zu werden und sich einen eigenen Namen und Karriere zu machen. Doch 1912, in jener Zeit, in der eine Dame, die sich zu Recht so nannte, weder arbeitete noch sich plagte, wurden Frauen,
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