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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe
Autoren: Rebecca Brandewyne
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die dies dennoch taten, auf niederträchtigste Weise ausgebeutet - und zwar auf mehr als nur eine Weise -, nämlich von gerissenen, gewissenlosen Männern, in deren Händen die Industrien der Nation lagen, einschließlich Nachrichtendienste, Zeitungen und sonstige Verlage.
    Aramintas Geschlecht, ihr gutes Aussehen und ihre Jugend gerieten ihr von Anfang an zum Nachteil. Allein, schutzlos und verzweifelt auf der Suche nach einer Anstellung, war sie ein leichtes Opfer für Schurken,- und in New York City gab es genug davon. Wenn Miss Winthrop bitte ins Hinterzimmer folgen möchte, dann werde sich ganz sicher eine Möglichkeit finden lassen. Naiv, wie sie war, fiel sie bei ihrem ersten Vorstellungsgespräch auch prompt auf diesen üblen Trick herein. Bislang war sie den größten Teil ihres Lebens von der harschen Realität der Welt abgeschirmt worden - zunächst von ihren Eltern, später dann von ihren Lehrern am Internat -, und man hatte sie im Glauben und Vertrauen auf die Güte, Aufrichtigkeit und Freundlichkeit ihrer Mitmenschen erzogen. Ihren Großvater, wenn sie überhaupt an ihn dachte, betrachtete sie als unnormales Wesen, durch eine Laune der Natur entartet, dem sie, wenn sie nur menschenfreundlich und gottesfürchtig genug wäre, eher mit Mitleid und Vergebung begegnen mußte anstatt mit Verachtung. Bislang war ihr jedwede bittere Desillusionierung erspart geblieben; sie war gewiß verletzt worden und es hatte geschmerzt, doch waren die Wunden wieder verheilt und hatten sie nur ein klein bißchen trauriger und verwirrter zurückgelassen, wenn sie an die Narben dachte. Doch das war nicht oft der Fall gewesen, denn Araminta war die  natürliche Unverwüstlichkeit der Jugend gegeben, und ihr in newohnendes Vertrauen und ihr stiller Mut gaben ihr Halt und bestärkten sie in ihrer Überzeugung, daß am Ende doch das Gute stets über das Schlechte triumphierte.
    Ihrem ersten Erlebnis in einem Hinterzimmer einer Zei-tungsredaktion anläßlich eines Vorstellungsgesprächs entkam  die nur knapp mit intakter Jungfräulichkeit. Sie war entsetzt, angewidert und schockiert über die plötzlichen unverschämten  und groben Avancen, und doch, nachdem sich ihr erstes Entsetzen, die Wut und Furcht gelegt hatten, unternahm sie starrköpfig und unbeirrt einen erneuten Versuch. Der Mann, der sie belästigt und begrapscht hatte, war ein Strolch gewesen,  ein Ganove, der keinen Funken Anstand im Leibe hatte. Das würde ihr kein zweites Mal passieren. Wochen später hatte sie auf bittere Weise erfahren, daß sämtliche Versprechen einer Anstellung verlogen waren und sie niemand als Journalistin  ernst nahm. Die grapschenden Hände, rüden Flegeleien, dreisten Annäherungsversuche, das gemeine Grinsen und seltene gutgemeinte, aber entmutigende Ratschläge, die sie bei ihrer Suche nach Arbeit erhielt, ließen sie schließlich zu der Überzeugung gelangen, daß alle Männer Schufte waren.
    Und auch die Stadt selbst trug dazu bei, daß Araminta die Scheuklappen verlor. New York City war nicht die Stadt, die sie als Kind, geborgen in ihrem herrschaftlichen elterlichen Zuhause, erlebt hatte, sondern ein furchteinflößender Ort voller Gewalt, Verbrechen, Not und Elend. Obgleich Araminta jeden Penny gespart hatte, den sie im Internat alle Vierteljahre von ihrem Großvater erhalten hatte, schwanden ihre Ersparnisse recht bald während ihrer Suche nach einer Anstellung dahin.
    Schließlich war es soweit, eine Stelle als »Laufbursche« beim Record anzunehmen, einer kleinen Tageszeitung, deren  Herausgeber und Chefredakteur, ein gutherziger Ire namens Liam O'Grady, Mitleid mit ihr hatte und sie einstellte, damit sie solch niedere Arbeiten wie Botengänge, Kaffee kochen und Stifte anspitzen erledigte. Hin und wieder nahm sie auch Kleinanzeigen entgegen und las Korrektur. Nachdem sie drei Monate beim Record war, durfte sie sogar bisweilen ihrem Traum frönen, eine richtige Reporterin zu werden, nämlich wenn Liam ihr erlaubte, kleine und eher belangslose Artikel über Mode, Essen und den üblichen Krimskrams für die zweimal wöchentlich erscheinende Frauenseite zu verfassen. Für all das bekam Araminta sieben Dollar pro Woche bezahlt -mehr konnte sich Liam nicht leisten doch in einer Zeit, in der ein Mann im Durchschnitt weniger als fünfze hn Dollar die Woche für sechzig Stunden Arbeit erhielt und viele Menschen gänzlich ohne Arbeit waren, schätzte sie sich glücklich. Und doch reichte ihr Lohn manchmal nicht einmal für ihre
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