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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe
Autoren: Rebecca Brandewyne
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ging. Das kann nicht wahr sein, sagte sie sich im stillen. Das neunzehnte Jahrhundert mit den blutigen Indianeraufständen, brandschatzenden Banditenbanden und Revolverhelden, den turbulenten und gewalttätigen Auseinandersetzungen um Land - all das gehörte der Vergangenheit an. Sie schrieben das Jahr 1913. Niemand überfiel heutzutage mehr eine Ranch, und schon gar nicht die High Sierra.
    Das alles konnte nicht wahr sein. Und doch war es das. Mit einem mal wurde sie sich bewußt, in welcher Gefahr sie schwebte, als sie unsanft hierhin und dorthin gestoßen wurde und von der heillos aus dem Ballsaal stürmenden Stampede über den Haufen gerannt zu werden drohte.
    Nur vage nahm sie das Krachen der Gewehre und die Detonationen von Granaten wahr, als die Männer ihres Großvaters endlich ihrerseits das Feuer eröffneten; das Getrampel von
    Stiefeln und Sporengeklirr der Mexikaner, die über den Hof Richtung Portikus und Ballsaal gestürmt kamen; die Schreckens- und Schmerzensschreie, die im Nachtwind widerhallten. Dann erblickte sie die Eindringlinge, und Angst erfüllte Aramintas Sinne, und sie verspürte einen bleiernen Geschmack in ihrem Mund; der Schweiß brach ihr aus allen Poren und durchdrang den kunstvoll bestickten champagnergoldenen Taft ihres Brautkleides. Der schwere Stoff mit der langen Schleppe hinderte sie am Laufen und erschwerte die Flucht. Sie blieb mit dem Saum hängen, und ratschend zerriß das Kleid. Sie stolperte, verlor das Gleichgewicht und wurde von den hinausstürmenden Gästen zu Boden geworfen. Sie fiel auf die Knie. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals; erschrocken keuchte sie auf. Gleich würde sie niedergetrampelt werden. Vergeblich riß sie die Arme hoch, um sich vor dem bedrohlichen Gedränge zu schützen.
    Über die Kakophonie des Aufruhrs hinweg vernahm sie eine Stimme, die ihren Namen rief: »Araminta.« Dann stieß eine große, kräftige Hand durch das Gewühl, schloß sich wie eine eiserne Fessel um ihr Handgelenk und zog sie hoch. Heilfroh, so knapp davongekommen zu sein, spürte Araminta kaum den Schmerz, als sie am Arm emporgezerrt wurde und einen unsanften Stieber in die Rippen erhielt, als ihr Ma nn sie einfach über seine breiten Schultern warf. Mit Faust und Ellenbogen bahnte er sich den Weg durch die wild schubsende Menschenmenge und trug Araminta so mühelos mit sich, als habe sie ein Fliegengewicht. Zum erstenmal an diesem Tag war Araminta froh, daß ihr Mann so bullig, groß und stark war.
    Durch ihr blondes Haar hindurch, das sich längst gelöst hatte und über ihr Gesicht gefallen war, erblickte sie eine Horde fremder Männer - mexikanische Bandoleros -, die in diesem Moment durch die Flügeltüren gestürmt kamen, bis an die Zähne bewaffnet mit Gewehren, Karabinern, Pistolen, Mache ten, Messern und schwer behangen mit Patronengürteln. Zu ihrem Entsetzen eröffneten die Banditen das Feuer und schossen wahllos in den Ballsaal, wenngleich - sehr zu Aramintas Erleichterung, aber völliger Verwunderung - über die Köpfe der Gäste hinweg, was das Chaos und den Aufruhr noch vergrößerte. Niemand kam dabei ums Leben, doch Putz und Glas regneten von der Decke des Saales auf die Flüchtenden herab. Kurz darauf wurden auch die beiden massiven, mit unzähligen brennenden Kerzen versehenen Leuchter getroffen; eines der Seile, an denen sie von der Decke hingen, wurde entzweigeschossen, und der Leuchter krachte zu Boden, wo er zerbarst und Glassplitter und Kerzen in alle Richtungen schleuderte.
    Zum Glück stand in diesem Augenblick niemand unter dem Leuchter, doch etliche der brennenden Kerzen rollten hierhin und dorthin und wurden achtlos von den Füßen der Davoneilenden umhergetreten und blieben an der Wand zum Portikus liegen, wo sie die schweren Brokatvorhänge, die wie vergoldete Wasserfälle zu beiden Seiten der Flügeltüren herabflossen, in Brand setzten. Innerhalb weniger Sekunden glich der Ballsaal einem flammenden Inferno; die Flammen fraßen sich die Vorhänge empor, und das Feuer spiegelte sich in den gegenüberliegenden Wandspiegeln wider. Dann krachten die Gewehre der Bandoleros erneut los, und die Spiegel zersprangen; Splitter prasselten wie gefrorenes Feuer auf den blankpolierten Fußboden. Damit das Feuer nicht auf das ganze Haus Übergriff, eilten einige Beherzte unter den Gästen und Bediensteten unter der beißenden, den Ballsaal erfüllenden Rauchdecke hindurch, rissen die Vorhänge herunter und versuchten, die Flammen zu ersticken oder
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