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Des Teufels Kardinal

Des Teufels Kardinal

Titel: Des Teufels Kardinal
Autoren: Allan Folsom
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Anzahl grellbunter Icons leuchtete. An dem anderen saß eine attraktive Frau mit roter Mähne und gab alles, was sie sagten, in einen weiteren Computer ein. Das Klap-pern der Tastatur unter ihren Fingern hob sich als dumpfes Stakkato von dem asthmatischen Keuchen des in die Jahre gekommenen Klimageräts unter dem einzigen Fenster ab, neben dem Pio stand: an die Wand gelehnt, die Arme verschränkt, mit ausdrucksloser Miene.
    Roscani zündete sich eine Zigarette an. »Erzählen Sie mir von Miguel Valera.«
    »Ich kenne keinen Miguel Valera.«
    »Er ist ein guter Freund Ihres Bruders gewesen.«
    »Ich weiß nicht, wer die Freunde meines Bruders gewesen sind.«
    »Er hat also nie über Miguel Valera gesprochen?« Roscani machte sich auf seinem Block eine Notiz.
    »Nicht mir gegenüber.«
    »Wissen Sie das bestimmt?«
    »Hören Sie, mein Bruder und ich haben kein enges Verhältnis zueinander gehabt. Wir hatten lange nicht mehr miteinander gesprochen.«

    26
    Roscani starrte ihn sekundenlang an. Dann wandte er sich seinem Computer zu und tippte etwas ein. Als die gewünschte Information auf dem Bildschirm erschien, sah er wieder zu Harry hinüber.
    »Ihre Telefonnummer ist 310-5 55-1719?«
    »Richtig.« Harry wurde schlagartig mißtrauisch. Seine Privatnummer stand nicht im Telefonbuch. Die Polizei konnte sie trotzdem herausbekommen, das wußte er. Aber wozu?
    »Ihr Bruder hat Sie letzten Freitag um vier Uhr sechzehn hiesiger Zeit angerufen.«
    Das war es also. Sie hatten eine Liste von Dannys Telefongesprä-
    chen.
    »Ja, das hat er getan. Aber ich bin nicht zu Hause gewesen. Er hat eine Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen.«
    »Was hat er gesagt?«
    Harry schlug die Beine übereinander und sah dann zu Roscani hin-
    über. »Darüber wollte ich von Anfang an mit Ihnen reden.«
    Roscani äußerte sich nicht dazu. Er wartete nur darauf, daß Harry weitersprach.
    »Er hat Angst gehabt. Er hat gesagt, er wisse nicht, was er tun solle oder was als nächstes passieren werde.«
    »Was hat er mit ›als nächstes passieren‹ gemeint?«
    »Das weiß ich nicht. Das hat er nicht gesagt.«
    »Was hat er sonst noch gesagt?«
    »Er hat sich für den unerwarteten Anruf entschuldigt. Und er hat gesagt, er würde versuchen, noch mal anzurufen.«
    »Hat er das getan?«
    »Nein.«
    »Wovor hat er Angst gehabt?«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls ist es schlimm genug gewesen, um ihn dazu zu bringen, mich nach acht Jahren erstmals wieder anzurufen.«
    »Sie hatten acht Jahre nicht mehr miteinander geredet?«
    Harry nickte.
    Roscani und Pio wechselten einen Blick.
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
    »Bei der Beerdigung unserer Mutter. Vor zehn Jahren.«

    27
    »Sie haben jahrelang nicht mehr mit Ihrem Bruder gesprochen, dann ruft er sie an, und wenig später ist er tot?«
    »Richtig.«
    »Gibt es einen bestimmten Grund für die Entfremdung zwischen Ihnen und Ihrem Bruder?«
    »Einen bestimmten Anlaß? Nein. Manche Dinge bilden sich einfach im Lauf der Jahre heraus.«
    »Wieso hat er jetzt gerade Sie angerufen?«
    »Er hat gesagt, er habe sonst niemanden, mit dem er reden könne.«
    Roscani und Pio wechselten erneut einen Blick.
    »Wir würden gern die Nachricht auf Ihrem Anrufbeantworter hö-
    ren.«
    »Ich habe sie gelöscht.«
    »Warum?«
    »Weil das Tonband voll war. Es hätte keine weiteren Anrufe aufzeichnen können.«
    »Dann gibt es also keinen Beweis für die angebliche Nachricht.
    Oder dafür, daß Sie oder jemand in Ihrem Haushalt nicht doch mit ihm gesprochen hat.«
    Harry setzte sich ruckartig auf. »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Daß Sie vielleicht nicht die Wahrheit sagen.«
    Harry hatte Mühe, seinen Zorn zu beherrschen. »Erstens ist niemand in meinem Haus gewesen, als der Anruf eingegangen ist.
    Zweitens bin ich zu diesem Zeitpunkt bei Warner Brothers in Bur-bank, Kalifornien, gewesen, habe wegen eines Filmvertrags für einen Drehbuchautor und Regisseur verhandelt, der mein Mandant ist, und habe über den Start seines neuen Films gesprochen. Er ist an diesem Wochenende angelaufen, falls es Sie interessiert.«
    »Wie heißt dieser Film?«
    » Dog on the Moon «, sagte Harry ausdruckslos.
    Roscani starrte ihn einen Augenblick an, dann kratzte er sich am Kopf und machte sich wieder eine Notiz.
    »Und der Name dieses Drehbuchautors und Regisseurs?« fragte er, ohne aufzusehen.
    »Jesus Arroyo.«
    Jetzt sah Roscani auf.

    28
    »Ein Spanier!«
    »Hispano-Amerikaner. Für Sie ein Mexikaner. In Los
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