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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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unverschämt und zu emotional. Dennoch begehrte er sie mit einer Intensität, die er nie zuvor empfunden hatte. Seine lange Enthaltsamkeit konnte das nicht ausreichend erklären. Avery weckte etwas, das tief in seinem Inneren zu schlummern schien, und er wollte wissen, ob sie etwas Ähnliches spürte. Er wusste bereits, dass ihre Augen ihre Gefühle verrieten, und brannte darauf, ihrem Blick zu begegnen. Die Tatsache, dass sie sie so krampfhaft geschlossen hielt, steigerte seine Entschlossenheit nur.
    »Öffnet Eure Augen, Mädchen«, befahl er.
    »Ich kann nicht«, entgegnete sie. »Ein Anfall von übermäßigem Ekel hat mir die Sinne geraubt.«
    Cameron hätte diese Bemerkung als Beleidigung empfunden, wäre ihre Stimme nicht genauso heiser gewesen wie seine. Sie würde gewiss auch weiterhin widerspenstig sein. Eine kleine List war also erforderlich. Er bewegte sich ein wenig, hob sich nur leicht von ihrem Körper und sah zur Tür.
    »Ah, Donald«, sagte er, während er Avery genau beobachtete, »warum hast du das kleine Mädchen wieder hierhergebracht?«
    »Gillyanne?«, flüsterte Avery. Im selben Moment, in dem sie die Augen öffnete, wusste sie, dass sie hereingelegt worden war. »Ihr erbärmlicher, hinterlistiger Mistkerl!«, schimpfte sie, während er ihr Kinn festhielt und verhinderte, dass sie sich seinem Blick entzog.
    Heiße Siegesfreude durchzuckte ihn, als er sah, wie ihre Augen vor Begehren glühten. Auch Wut konnte er in ihnen erkennen, ohne jedoch zu erraten, ob sie auf ihn oder auf sich selbst wütend war. Vermutlich beides. Verständlicherweise war Leidenschaft das Allerletzte, was die kleine Avery Murray für ihn empfinden wollte. Obwohl er tatsächlich die Tiefe seines Gefühls genoss und sich darauf freute, seinen Hunger ausgiebig zu stillen, war er ein bisschen über sich selbst bestürzt. Solch eine heftige, schnell entflammte Leidenschaft konnte leicht zu Schwierigkeiten führen, die er weder brauchte noch wollte. Er würde deshalb seine Pläne nicht ändern, aber es mochte klug sein, ein wenig Vorsicht walten zu lassen.
    »Ja, das bin ich«, pflichtete er ihr heiter bei. »Und ich bin auch der Mann, den Ihr begehrt. Warum gebt Ihr nicht einfach nach, Mädchen?«
    Bei dieser Zurschaustellung seiner alles überbietenden Arroganz hätte Avery sich beinahe verschluckt. Natürlich begehrte sie ihn, obwohl ihr dieses Eingeständnis bitter aufstieß. Er war ein außergewöhnlich gut aussehender Mann: groß, kräftig und auch ein bisschen gefährlich. Und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie, wie ihr Bruder Payton es so ungehobelt ausdrückte, »reif« war. Zudem musste man in Betracht ziehen, dass dieser Mann ziemlich gut küssen und seine Geschicklichkeit darin ein Mädchen um den Verstand bringen konnte. Besonders entrüstet war sie darüber, dass er laut über ihr kopfloses, verräterisches Verlangen sprach und scheinbar annahm, sie würde einfach klein beigeben. Glaubte er wirklich, dass er so unwiderstehlich war und sie so schwach?
    »Warum kriecht Ihr nicht einfach in die Höhle zurück, aus der Ihr herausgestolpert seid?«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme.
    »Und das ist derselbe Mund, der mir eben einen so köstlichen Willkommensgruß geboten hat.«
    »Reine Einbildung!«
    Cameron rollte sich von ihr herunter, obgleich er sich nur ungern von der sanften Wärme ihres Körpers trennte. Er streckte sich auf dem Rücken aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Ein flüchtiges Grinsen umspielte seinen Mund, als er wahrnahm, wie sie möglichst weit von ihm wegrückte. Ihm fiel auf, dass sie trotzdem das Bett nicht verließ.
    Als er registrierte, dass er die Umstände bedauerte, unter denen Klein-Avery und er sich kennengelernt hatten, verfluchte er sich selbst. Das waren gefährliche Gedanken. Sie konnten ihn nicht nur dazu bringen, bei der Suche nach Gerechtigkeit und Vergeltung zu zögern, sondern er konnte auch ganz schnell vergessen, warum er sich Enthaltsamkeit geschworen hatte. Die bitteren Lektionen über weibliche Heimtücke durfte er nicht wegen eines spindeldürren Mädchens mit Katzenaugen vergessen. Bald würde er sein lange ertragenes Zölibat beenden, aber er wollte nie wieder der Leidenschaft erlauben, Besitz von ihm zu ergreifen.
    Avery legte sich so nahe an die Bettkante, dass sie bei der kleinsten Drehung auf den Boden fallen konnte. Sie hoffte, dass Sir Cameron kein unruhiger Schläfer war, verbarg ihren Blick hinter tief gesenkten Wimpern und schaute den
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