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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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unschuldig. Ein Teil von ihm war restlos angewidert von seinem Plan. Ein anderer Teil fühlte sich so sehr von ihrer feenhaften Schönheit angezogen, dass es ihn trieb, seinen Plan in die Tat umzusetzen und jeden aufkommenden Zweifel schonungslos im Keim zu ersticken. Rache und Begehren verbanden sich zu eng miteinander, um diesem Bedürfnis zu widerstehen. Er versuchte, seine plötzlich aufwogenden Schuldgefühle zu beschwichtigen, indem er sich schwor, sie nicht zu verletzen. Er wollte sie freundlicher behandeln, als viele andere es unter diesen Umständen tun würden.
    »Ich habe vor, Euch zu verführen«, antwortete er und war ein wenig gekränkt, als sich ihr Gesichtsausdruck von Erstaunen zu Erheiterung wandelte.
    »Das habt Ihr vor?«, antwortete sie ironisch. »Und Ihr glaubt, Ihr seid ein solch tapferer, gut aussehender Kerl, dass ich einfach zu Euren großen Füßen niedersinke?«
    Er widerstand dem Drang, einen Blick auf seine geschmähten Füße zu werfen. »Nicht zu meinen Füßen, Mädchen, und ich würde es vorziehen, dass Ihr vernünftig seid.«
    »Und ich würde Euren Tod vorziehen. Aber wir können nicht alles haben, was wir uns wünschen, nicht wahr?«
    »So gewalttätig! Eine kleine Frau wie Ihr sollte nicht so rasch von Körperverletzung und Mord sprechen.«
    »Fügt ruhig noch Verstümmelung hinzu, denn dazu hätte ich ebenfalls Lust.«
    »Es ist klar, dass Ihr der Zähmung bedürft. Jemand hat Euch zu sehr verwildern lassen. Jetzt faucht und zischt Ihr mich an, aber bald werde ich Euch zum Schnurren bringen.«
    »Welch Überheblichkeit!«
    Avery kreischte überrascht auf, als er plötzlich an ihrer Kette riss. Sie kämpfte heldenhaft, aber es gelang ihm doch, sie auf das Bett zu zerren. Als sie sich neben ihm fand, versuchte sie, ihn noch einmal ins Gesicht zu schlagen, aber er drückte sie mühelos auf die Matratze.
    »Wie wahr, meine kleine Katze«, sagte er und lächelte fast, als sie ihn anfunkelte.
    »Ich bin weder so schwach noch so ein Flittchen, dass ich mich Euren Bedürfnissen bei einem Kuss oder einem Streicheln beuge. Nein, und schon gar nicht, wenn dadurch meinem Bruder Schande bereitet werden soll.«
    Avery kam zu dem Schluss, dass der Mann viel zu verführerisch aussah, wenn er lächelte. Abgesehen davon war sein Lächeln unverschämt arrogant.
    »Euer Bruder hat mir Schande bereitet, und er ist dabei nicht gerade sanft vorgegangen.«
    »Selbst wenn Payton getan hätte, was Ihr behauptet – was er aber nicht getan hat, nicht hätte tun können und nie tun würde –, selbst dann wäre es nicht Eure Schande. Es ist überhaupt keine Schande, außer für den Mistkerl, der dieses Verbrechen begangen hat.«
    »Meine Schwester ist keine Jungfrau mehr«, raunzte er.
    »Seid Ihr es denn?« Angesichts seines verblüfften Gesichtsausdrucks war ihr plötzlich zum Lachen zumute. Sie wusste instinktiv, dass nur wenige diese Miene von ihm kannten.
    »Das ist nicht dasselbe«, warf er ein, und es schien ihm, dass ihre Gedanken genauso eigenwillig waren wie ihr Aussehen.
    Avery ließ ein leises verachtungsvolles Schnauben hören. »So spricht einer, der sich gerade alle Mühe gibt, ein Mädchen zu entjungfern, nur um es dann dafür zu verurteilen, dass es keine Jungfrau mehr ist. Außerdem ist es der Gipfel der Ungerechtigkeit, von Schande zu sprechen, wenn einem armen Mädchen ohne eigenes Zutun die Unschuld entrissen wurde.«
    In diesen Sätzen lag viel Wahrheit, aber Cameron interessierte sich mehr für die Wut, die in ihren Worten mitschwang. »Dieses Thema regt Euch auf. Ich frage mich, warum.«
    »Meine Cousine wurde brutal niedergeschlagen und vergewaltigt. Gillyannes ältere Schwester Sorcha. Einige Feinde ihres Vaters griffen sie und eine andere Cousine von mir auf. Sie schlugen und vergewaltigten die arme Sorcha. Sie hatten das Gleiche mit meiner Cousine Elspeth vor, doch dann kamen mein Onkel Eric, Onkel Balfour und Vater und hinderten sie daran. Sorcha wird bald Nonne. Glaubt Ihr wirklich, dass mein Bruder, der das Entsetzliche eines solchen Verbrechens kennt, es trotzdem jemandem antun könnte?«
    Auch diese Frage klang plausibel, aber Cameron gab es nicht zu. »Nur weil er weiß, dass jemand ein Unrecht erlitten hat, heißt das noch lange nicht, dass der Mann unfähig ist, es selbst zu begehen. Und vielleicht hat meine Schwester es falsch ausgedrückt. Vielleicht war es eher eine Verführung als eine Vergewaltigung, oder sie hat einfach zu lange gewartet, um sich zu wehren. Aber
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