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Der Zorn des Highlanders

Der Zorn des Highlanders

Titel: Der Zorn des Highlanders
Autoren: Hannah Howell
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abscheuliche Verbrechen an Eurer Schwester und Eurem Clan begangen haben?«
    »Bei Hofe. Iain und meine Tante brachten meine Schwester dorthin. Sie wollten einen Bräutigam für sie finden.«
    »Aber warum hat man dann dieses Problem nicht dort geklärt? Der König selbst hätte helfen können, es in Ordnung zu bringen.«
    »Weil meine Schwester nichts davon erzählt hat, bis alle wieder auf Cairnmoor waren. Sie wurde zu einer Hochzeit mit Sir Malcolm Cameron gedrängt, aber sie weigerte sich beharrlich. Schließlich erzählte sie, dass sie nicht heiraten kann, weil Euer Bruder sie entjungfert hat. Als ob das nicht schon schlimm genug ist, hat er ihr auch noch ein Kind gemacht. Iain hat versucht, die Angelegenheit schnell und friedlich ins Reine zu bringen, aber Euer Bruder leugnet die Tat und weigert sich, meine Schwester zu heiraten.«
    »Dann habt Ihr also meinen Cousin Payton sicher nicht kennengelernt«, warf Gillyanne ein. »Er muss sich von keinem Mädchen irgendetwas mit Gewalt nehmen.«
    »Genau«, stimmte Avery zu. »Warum sollte ein Mann sich gewaltsam nehmen, was ihm von so vielen Frauen bereitwillig und oft angeboten wird?«
    »Oh? Und warum sollte sich ein Mädchen mit einer Lüge in Schande bringen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe Eure Schwester nie kennengelernt.«
    »Und ich denke, Ihr schätzt Euren Bruder falsch ein.« Cameron packte Gillyanne am Arm und hielt auf die Tür zu.
    »Wo bringt Ihr meine Cousine hin?« Avery wollte unwillkürlich aufspringen und fluchte, als sie von der Fessel um ihr Handgelenk rüde zurückgehalten wurde.
    »Sie soll sich waschen. Komm mit, Donald. Ich werde auch Euch jemanden schicken, der Badewasser und ein sauberes Kleid bringt«, fügte er hinzu, nicht ohne Avery einen kurzen herablassenden Blick zuzuwerfen.
    »Wie soll ich baden und mich umkleiden, wenn ich gefesselt bin?«
    »Ihr scheint ein kluges Mädchen zu sein. Ich bin sicher, Euch fällt etwas ein.«

2
    Als die beiden Mägde, die ihr beim Baden und Ankleiden geholfen hatten, aus dem Gemach eilten, sah Avery an ihrem dunkelblauen Kleid hinab. Es war entzückend, oder zumindest war es entzückend gewesen, bevor die Mägde es auf einer Seite aufgeschlitzt hatten, um es über die schwere Handfessel zu ziehen. Das dunkle Garn, mit dem sie die Teile wieder zusammengebunden hatten, hob sich unschön vom weichen Stoff ab. Avery fragte sich, wo dieser unzivilisierte Mensch etwas so Hübsches gefunden hatte. Falls er das Kleid einer Geliebten oder Verwandten schenken wollte, dann war es jetzt zu spät: Es war ruiniert. Bei diesem Gedanken empfand Avery eine gewisse Genugtuung.
    Mit einem wütenden Blick auf die Fessel versuchte sie erneut, ihre Hand daraus zu befreien, zuckte aber zusammen, als die scharfen Kanten ihre Haut aufschürften. Die Kette zwischen Handfessel und Bettpfosten war nicht einmal so lang wie das Bett selbst. Sie ließ ihr nicht viel Bewegungsfreiheit. Avery lächelte kalt. Immerhin war sie lang genug, um sie dem schwarzäugigen Schurken um den Hals zu wickeln. Als ihr Peiniger das Gemach betrat, liebkoste sie selbstvergessen die schweren Kettenglieder und stellte sich vor, wie sie sich in seine Kehle drückten, bis sein Gesicht blau anlief. Eigentlich hätte sie über ihre eigene Blutrünstigkeit entsetzt sein sollen, aber sie war viel zu aufgebracht, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    »Wo ist Gillyanne?«, fragte sie herausfordernd, denn Sir Cameron war ohne ihre Cousine und den jungen Knappen zurückgekehrt.
    »Ich habe sie bei den Frauen gelassen«, erwiderte Cameron, zog sein Hemd aus und ging zum Tisch, wo eine große Schüssel mit Wasser stand.
    »Welche Frauen?«
    »Ein paar Frauen begleiten meine Männer.«
    »Lagerdirnen? Ihr habt ein junges Mädchen bei den Lagerdirnen gelassen?«
    »Es sind keine Huren. Zwei sind verheiratet, und die anderen beiden werden es vermutlich auch bald sein.«
    »Gut, aber ich will sie bei mir haben.«
    »Ach, bei Euch? Ich fürchte, diesen Gefallen kann ich Euch nicht tun.«
    Avery beobachtete, wie er sich wusch, und wünschte, ihre Kette wäre länger, damit sie nahe genug herankommen könnte, um ihm einen Tritt zu versetzen. Er klang fast charmant, sein Bedauern schien fast aufrichtig, aber unter der falschen Liebenswürdigkeit hörte sie den Spott. Noch nie war sie einem Menschen begegnet, dem sie so leidenschaftlich gerne Schaden zugefügt hätte.
    »Sie hat bestimmt Angst und macht sich Sorgen um mich.« An dem Blick, den er ihr beim
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