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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer
Autoren: Dave Duncan
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»Ihm ist etwas aufgefallen, was niemand sonst bemerkt hat; und Lord Shonsu war zu stolz, darauf hinzuweisen. Ich bin ihm verpflichtet. Stellt ihn mir vor.«
    »Er kennt sich mit den Grußformeln und Erwiderungen noch nicht so richtig aus, mein Lord«, wandte Nnanji ein.
    Jeder Schwertkämpfer der Siebten Stufe konnte einem Mann mit einem einzigen Blick einen eiskalten Schauer das Rückgrat entlang jagen. Selbst der furchtlose Adept Nnanji wand sich unter dem Blick, den er jetzt empfing.
    »Dann soll er wie ein Zivilist grüßen«, sagte Imperkanni.
    Also wurde Katanji vorgestellt und bekam die Gelegenheit, etwas vorzubringen, das ihm am Herzen lag. »Ich weiß nicht, ob ich vielleicht einen Eurer jungen Männer bitten dürfte, meinen … unseren Eltern eine Nachricht zu übermitteln? Nur damit sie wissen, wo wir sind?« Er warf einen raschen Blick zu Wallie. »Und ihnen auszurichten, daß ich in guten Händen bin?«
    Nnanji war solche Gefühlsduselei peinlich. Imperkanni tauschte mit Wallie ein Lächeln aus. Er hatte die zivilen Elternmale des Jungen bemerkt. »Ich werde diese Botschaft persönlich übermitteln«, sagte er. »Und ich werde ihnen bestätigen, daß sie wunderbare Söhne hervorbringen, ausgezeichnete Schwertkämpfer … und daß ihr unter Ihrer Obhut steht. Wer kann mich zu ihnen führen?«
    »D..der A..adept Briu, mein Lord«, stotterte Nnanji, rot im Gesicht und sich vor Verlegenheit krümmend.
    Wallie sagte: »Ich kann Euch Briu nur empfehlen, mein Lord. Ich könnte mir denken, daß er dankbar eine Gelegenheit ergreift, etwas wiedergutzumachen. Er ist im Grund ein ehrlicher Mann. Er kann Euch zumindest beraten, was die anderen angeht.«
    Imperkanni dankte ihm höflich, hegte jedoch offensichtlich die Absicht, sich selbst ein Bild über die Tempelwache zu machen und danach zu entscheiden.
    Schließlich war das Schiff zum Auslaufen bereit, und die Nacht war langsam über den Himmel gesickert.
    »Seid Ihr ganz sicher, daß Ihr mit uns kommen wollt?« fragte Wallie Honakura.
    »Vollkommen sicher!« fuhr der alte Mann ihn an, obwohl er immer noch sehr wackelig auf den Beinen war. »Noch ein Ritt auf einem Maultier wären zwei zuviel«, sagte er kichernd. »Außerdem habe ich ein berufliches Interesse an Wundern, und sie scheinen Euch zu folgen wie Fliegen den Kühen.«
    »Wir haben noch eine traurige Pflicht zu erfüllen, bevor Ihr ablegt, mein Lord«, sagte Imperkanni zu Wallie und deutete mit einem Kopfnicken zu der Stelle, wo seine Männer acht nackte Leichen auf den Steg gelegt hatten.
    »Hm?« sagte Honakura. »Vielleicht sollte ich für einen kurzen Moment noch mal Priester sein?« Er schlurfte zu den Körpern und zog sein Stirnband ab.
    Imperkannis Mienenspiel, als er die Gesichtszeichen des alten Mannes zählte, erfüllte Wallie mit beträchtlicher Genugtuung.
    So kam es, daß Wallies letzte Handlung auf der heiligen Insel das Beiwohnen einer Beerdigung war. Die Freien Schwerter wußten, wie so etwas abzulaufen hatte. Da er seine Unwissenheit nicht preisgeben wollte, entfernte er sich, um sich zu erleichtern, und als er zurückkam, hatten sich alle in Reih und Glied aufgestellt und einen offensichtlichen Platz für ihn frei gelassen. Zwölf Schwertkämpfer standen in einer Linie entlang des Stegrandes, Katanji als der kleinste und jüngste am hintersten Ende, Imperkanni zu Honakuras Rechten in der Mitte. Wallie schlüpfte in die Lücke zu seiner Linken und zog sein Schwert zum Salut, genau wie die anderen.
    »Der Ehrenwerte Tarru«, sagte Nnanji, als die erste Leiche von den Sklaven hergezogen wurde. Honakura sprach die Worte des letzten Abschieds:
    »Tarru der Sechsten Stufe, wir geben dich der Großen Mutter zurück, unser aller Mutter, denn deine Reise auf dieser Welt ist beendet.
    Gehe hin zu Ihr, wie wir alle es eines Tages tun werden, bedeckt mit dem Staub und dem Schmutz des Weges, die Sie mit ihrem Trost von dir nehmen wird; bedacht mit Freuden und Ehren, die Sie willkommen heißen wird.
    Gehe hin zu ihr, auf daß du Erneuerung und Lobpreisung erfährst, bis du irgendwann, wenn Sie die Zeit für gekommen hält, erneut auf die Reise geschickt wirst.
    Sage Ihr, so bitten wir dich, daß unser Sinn erfüllt ist von Ihr, und daß auch wir Ihren Ruf erwarten: denn aus dem Wasser kommen wir, und zum Wasser müssen wir alle zurückkehren.«
    Der Körper fiel mit einem Platschen ins Wasser … und das Wasser fing an zu brodeln, schäumte wild auf, toste mit silberner Gischt, verfärbte sich rot
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