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Der zögernde Schwertkämpfer

Der zögernde Schwertkämpfer

Titel: Der zögernde Schwertkämpfer
Autoren: Dave Duncan
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glaube, mein Freund Nnanji, daß uns die Götter aus diesem Grunde heute in die Schlacht geschickt haben. Ich habe dich vor Tarru gerettet, und du hast mich vor Ghaniri gerettet. Anscheinend wird dieser Eid sehr selten geleistet, und ich glaube, man spricht überhaupt nicht allzuviel darüber.«
    Nnanjis Augen glänzten in der Dunkelheit. Geheime Zeichen und schwerwiegende Eide waren Sinn und Wesen der Schwertkämpferzunft, ein geheimer Eid bereitete ihm also doppeltes Vergnügen.
    »Sagt mir die Worte, und ich werde schwören«, sagte er.
    Katanjis Forschungen gingen zügig voran. Er hatte Kuhi aller Hüllen entledigt und betrieb die Sache emsig weiter. Nnanji hatte offenbar viel für seinen jüngerer Bruder übrig, und seine Einstellung zu Sex war erstaunlich großzügig, aber konnte sie tatsächlich so großzügig sein, daß er seine neuerworbene Sklavin auslieh, bevor er sie selbst ausprobiert hatte?
    Mit großer Willenskraft wandte Wallie den Blick ab »Überstürze nichts, Nnanji«, warnte er. »In gewisser Hinsicht ist er noch schrecklicher als der dritte Eid. Aber er ist gerecht. Er bindet beide Teile gleichermaßen, es gibt keinen Sklaven und keinen Herrn.«
    Honakura hüstelte im Dämmerlicht. »Handelt es sich vielleicht zufällig um einen Bruderschaftseid, mein Lord?«
    »So ist es«, sagte Wallie lächelnd. »Siehst du, Nnanji, meine erste Aufgabe war, so hat es mir der Gott gesagt, meinen Bruder zu finden, und … nun, ich habe keine Brüder, soweit ich weiß.«
    »Ich?« Nnanji war äußerst aufgeregt. »Ich war von dem Gott gemeint?«
    »Bestimmt, denn er hat dich damals ans Ufer des Teichs gestellt, so daß ich fast über dich gestolpert wäre, als ich aus dem Wasser kam. Du wirst eine wichtige Rolle bei der Erfüllung Ihrer Aufgabe spielen müssen, Nnanji, wenn du schwörst, mein Eidbruder zu sein.«
    »Sprecht mir die Worte vor, mein Lord!«
    Die Zeit war gekommen. Katanjis Kilt fiel auf die Matratze.
    »Nnanji«, sagte Wallie, »ich unterbreche ungern diese bedeutsame Unterhaltung, und es geht mich auch eigentlich gar nichts an, aber hast du deinem Schützling die Erlaubnis gegeben, das zu tun, was er soeben beabsichtigt zu tun?«
    »Was zu tun?« fragte Nnanji und wandte sich um. »Arrrrgh!«
    Er kroch eilends auf allen vieren zum Hinterdeck, während Honakura in sich hinein kicherte. Ein schriller Schmerzensschrei ertönte, gefolgt von heftigem Poltern.
    »Ihr habt den Teil vom Erlangen des Wissens weggelassen«, bemerkte Honakura.
    »Ich nehme an, ›eines andren‹ bedeutet eines anderen Bruders«, antwortete Wallie, während er sich auf einer Matratze ausstreckte. »Und falls das zutrifft, dann hat der in Frage kommende Mann soeben für sich selbst ein wenig neues Wissen erlangt.«
    »Aber in Ketten legen, mein Lord? Deinen Bruder in Ketten legen?«
    »Der vierte Eid ist unwiderruflich!«
    »Tatsächlich? Von einem solchen Eid habe ich noch nie gehört. Das ist ja hochinteressant!«
    »Aber jetzt seid Ihr an der Reihe. Wieso wußtet Ihr, daß Katanji schwarze Haare hat? Und wieso spracht Ihr von Bruderschaft?«
    »Hmm. Nun ja«, sagte Honakura. Er legte sich ebenfalls hin und machte es sich bequem. »Ich habe Euch doch erzählt, daß Ikondorina mehrmals in anderen Sutras erwähnt wird, mein Lord. Einmal wird Bezug genommen auf ›Ikondorinas rothaarigen Bruder‹, und einmal auf ›Ikondorinas schwarzhaarigen Bruder‹. Das ist alles. Rote Haare sind sehr selten, wie Ihr wißt, und pechschwarzes Haar ist zumindest ungewöhnlich.«
    Wallie blickte hinauf zu den Ringen und Sternen. »Erzählt mir also alles darüber.«
    »Vielleicht eines Tages«, sagte Honakura.
    Warum war der Alte so zurückhaltend? Hatte er eine bestimmte Ahnung? Wallie sah keine Möglichkeit, das herauszufinden – und vielleicht war es auch besser für ihn, wenn er es nicht wußte. Doch er war sicher, daß er jetzt den ersten Teil seiner Aufgabe gelöst hatte. Nnanji mußte darin eine Rolle spielen, und mit ziemlicher Sicherheit war es Katanji, der mit seiner Weisheit dazu beitragen würde, was er ja bereits getan hatte, da er der Gerichtsverhandlung die entscheidende Wende gegeben hatte. Deshalb hatte Wallie im Wachhaus gelacht und sich gefreut – er war auf der richtigen Spur.
    Das Schiff wackelte plötzlich in einem neuen Rhythmus, und er setzte sich auf, um die Ursache zu erkunden. Die Ursache lag bei Kuhi.
    Er konnte nicht einschlafen. Etwas fehlte, ein Gedanke kämpfte darum, sich aus seinem Unterbewußtsein zu
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