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Der Ziegenchor

Der Ziegenchor

Titel: Der Ziegenchor
Autoren: Tom Holt
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Spreu, und lasse alles andere vom Wind wegblasen. Jetzt verraten Sie mir bitte, in welchem der ganzen Königreiche auf der Welt Zeus und ich eine großartigere Komödie vorfinden könnten als in Athen, wo die Menschen ihre Angelegenheiten in der Art zu handhaben pflegten, wie ich sie Ihnen beschrieben habe? Und welche von all den kleinen Komödien Athens könnte besser sein als die Komödie von dem häßlichen Eupolis und seiner häßlichen Frau?
     
    Dexitheos, der Buchhändler, ein Mann von Geschmack und Urteilskraft, sagt mir gerade, daß ich an dieser Stelle Schluß machen sollte. Dieser erste Abschnitt meines Lebens, so findet er, bildet eine in sich abgeschlossene Geschichte – so, wie sich Athen vor dem Niedergang darstellte. Er meint, daß ich in dem bislang Geschriebenen Tragödie und Komödie so vollkommen miteinander verschmolzen habe, daß jedes noch hinzugefügte Wort ein Beweis gotteslästerlicher Undankbarkeit gegenüber den Musen sei, von denen ich bis jetzt so offensichtlich inspiriert worden sei. Deshalb sollte der nächste Teil meiner Erzählung, der sich mit dem befaßt, was wirklich geschah, als wir nach Sizilien kamen, am besten gesondert veröffentlicht werden. Nun, ich habe Dexitheos schon gekannt, als die Löcher in seinen Ohren noch nicht einmal verheilt waren und ihn alle nur für einen profitgierigen Exsklaven hielten, und darum kann ich ehrlich behaupten, daß sein mir in dieser Angelegenheit gegebener Rat in keiner Hinsicht durch die Tatsache beeinflußt worden ist, daß er durch den Verkauf von zwei etwas kürzeren Büchern je eine Drachme, durch den eines einzelnen langen Buchs aber nur anderthalb Drachmen verdient, und ich muß gestehen, daß ich im großen und ganzen seiner Meinung bin.
    Deshalb werde ich mich an dieser Stelle von Ihnen verabschieden und Schlaf nachholen, von dem ich in letzter Zeit viel zuwenig bekommen habe. Falls Sie herausfinden wollen, was letztendlich passiert ist und was aus dem größten Feldzug, der jemals vorbereitet wurde, und aus der vollkommensten Demokratie, die die Welt jemals sah, geworden ist, dann empfehle ich Ihnen, wenigstens drei Exemplare dieser Ausgabe zu kaufen und allen Ihren Freunden und Verwandten zu raten, dasselbe zu tun. Auf diese Weise fühlt sich Dexitheos vielleicht befugt, mich (und natürlich die Musen) zu bitten, uns nur noch ein einziges Mal zu bemühen.
    Eine letzte Sache. Gestern nacht habe ich mit einem Mann in meinem Alter gesprochen, und er hat mir versichert, daß der von Aias Blutkralle getötete Kampfhahn gar nicht Euryalos der Feindzerschmetterer hieß. Er ist überzeugt, daß ich den Hahn, den ich damals gesehen habe (der ihm zufolge Herakles der Starke hieß), mit demjenigen verwechselte, der etwa drei Monate später schließlich Aias Blutkralle tötete. Damit mag er durchaus recht haben; da diese Niederschrift als ein Geschichtswerk gedacht ist, will ich seine Ansicht in dieser Angelegenheit genauso festhalten wie meine eigene und überlasse die letztendliche Entscheidung zukünftigen Generationen.
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