Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
In Vietnam hatte seine Einheit einmal einen überstürzten Rückzug antreten müssen, und er war gezwungen gewesen, sich zwei Tage allein im Feindgebiet durchzuschlagen. Er konnte sich vorstellen, daß seine Lage hier nicht erfreulicher sein würde.
    Unschlüssig blickte er an sich hinunter. Er war wieder voll gekleidet. Wie die Sachen, die er trug, allerdings aussahen, konnte er in der Dunkelheit nicht feststellen. Warm und bequem waren sie jedenfalls. Plötzlich entschied er sich. »Ich komme nicht weiter mit Ihnen mit. Leben Sie wohl!«
    Er wirbelte herum und rannte die Straße in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Nach nicht mehr als zehn Sekunden bog er jedoch links ab und bahnte sich einen Weg durch wild wucherndes Buschwerk. Ann Reece leuchtete mit der Taschenlampe hinter ihm her. Ihr Schein machte es nur noch einfacher für ihn, durch die Büsche zu dringen. Er kam auf einer Wiese heraus und rannte quer über sie hinweg und tauchte wieder in die Büsche auf der gegenüberliegenden Seite ein.
    Jetzt erst rief sie ihm nach. »Sie Narr! Kommen Sie zurück! Kommen Sie zurück!« Aber er eilte weiter, so schnell das Gebüsch es erlaubte. Sie rief noch mehr, nur konnte er es im Rascheln des Buschwerks kaum hören. Einmal verstand er etwas wie: »Hüten Sie sich vor den Schwebern!« Was das heißen sollte, wußte er natürlich nicht, und er hatte jetzt auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Ihre Stimme verlor sich, als er über einen Hügelkamm und schließlich den Hang hinunter lief.
    Entschlossen und doch vorsichtig eilte Cargill weiter durch die Dunkelheit. Die schier endlose Wildnis überraschte ihn. Nirgends waren Häuser zu sehen. Doch selbst sich darüber zu wundern, fehlte ihm im Augenblick die Zeit. Er mußte die ganze Nacht hindurchlaufen, um eine möglichst große Strecke hinter sich gebracht zu haben, wenn man bei Morgenanbruch nach ihm suchte. Und das würde man ganz sicher. Die Nacht war immer noch dunkel, er konnte nicht mehr als ein paar Schritte weit sehen. Der unverkennbare Geruch von einer größeren Wasserfläche stieg ihm in die Nase. Er näherte sich offenbar einem See oder einem Fluß. Es war wohl besser, wenn er einen anderen Kurs einschlug.
    Er rannte gerade über eine Wiese, als ihn plötzlich der Schein einer Taschenlampe traf. Eine helle Mädchenstimme rief aufgeregt:
    »Verdammt! Bleib stehen, ich hab' meinen Schocker auf dich gerichtet. Nimm die Hände hoch! Aber ein bißchen plötzlich!«
    Der Schein der Taschenlampe spiegelte sich auf etwas Metallenem, das sie in der Hand hielt und auf ihn richtete. Sehr beeindruckend sah es nicht aus. Er erinnerte ihn an ein kurzes Stück Leitungsrohr, was es allerdings zweifellos nicht wahr.
    Das Mädchen hob die Stimme. »He, Pa! Ich hab' mir einen Zwischner eingefangen!« Hatte sie wirklich »Zwischner« gesagt?
    Erst später wurde es Cargill klar, daß dies der richtige Moment zu einem Fluchtversuch gewesen wäre. Nur die ungewöhnliche Waffe hatte ihn zögern lassen. Hätte es sich um eine normale Pistole oder einen Revolver oder selbst ein Gewehr gehandelt, er wäre einfach im Zickzackkurs in die Dunkelheit getaucht – das zumindest sagte er sich, als es zu spät war.
    »Das hast du gut gemacht, Lela«, lobte eine Männerstimme. »Du bist ein tüchtiges Mädchen.«
    Cargill hatte einen flüchtigen Blick auf eine hagere, bärtige Visage mit habgierigen Augen, dann stand der Kerl auch schon hinter ihm und drückte ihm eine ähnliche Röhrenwaffe in den Rücken.
    »Marsch, vorwärts, Fremder. Oder muß ich dir Beine machen?« Das Röhrendings stupste ihn.
    Was blieb ihm schon übrig, als zu gehorchen? Geradeaus vor ihm erhob sich ein seltsames längliches Gebäude, oder was immer es war, mit stumpfer Nase und stumpfem Ende vage aus der Dunkelheit. Seine glasige Oberfläche reflektierte das Licht der Taschenlampe.
    »Klettere hinter Lela durch die Tür!« befahl der Mann barsch.
    Jetzt war ihm jede Fluchtmöglichkeit genommen. Der Mann drückte immer noch die Waffe in seinen Rücken, als sie in einen großen, schwachbeleuchteten Raum traten, der erstaunlich gut konstruiert war und der, obwohl er sehr teuer aussah, recht gemütlich wirkte.
    Der Mann schubste ihn über den Teppichboden durch eine kleine Vorhalle mit bequemen Sesseln, dann einen Korridor entlang in eine winzige Kammer, die noch schlechter als der große Raum beleuchtet war. Ein paar Minuten später legte das Mädchen je einen eisernen Reif um seine beiden Fußgelenke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher