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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler
Autoren: A. E. van Vogt
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unmöglich war, Ihre Zukunft zu sehen. Dann und wann im Lauf der Geschichte gibt es einzelne, die so – so undurchschaubar sind. Deshalb haben wir Sie ausgewählt!«
    »Ausgewählt!« brauste Cargill auf. Doch dann schwieg er. Er hatte plötzlich den unheimlichen Verdacht, daß alles, was ihm in den letzten Stunden zugestoßen war, genau vorhergeplant gewesen war. Vor seinem inneren Auge sah er einen betrunkenen Offizier, den man aussuchte, damit er einen Unfall baute und dadurch ein Mädchen umbrachte. Nein, halt! Das war völlig unmöglich. Er hatte sich mit voller Absicht vollaufen lassen. Damit konnten sie nichts zu tun gehabt haben. Er wischte seine beunruhigenden Gedanken zur Seite. Sie waren zu irr. Durchdringend starrte er auf das nur schwach erkennbare Profil des Mädchens. »Ich verlange zu erfahren, auf welche Weise man sich meiner bedienen will«, sagte er hart.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie tonlos. »Ich bin selbst nicht viel mehr als eine Schachfigur, die man herumschiebt.«
    Er packte sie heftig am Arm. »Das machen Sie mir nicht weis! Wohin wollen Sie mit mir?«
    Sie versuchte mit ihrer anderen Hand die Finger um ihren Arm zu lösen. »Sie tun mir weh!« wimmerte sie.
    Widerwillig gab Cargill sie frei. »Ich warte auf Ihre Antwort!«
    »Ich bringe Sie in ein Versteck unserer Gruppe. Dort erfahren Sie, wie es weitergeht.« Ihre Stimme klang angespannt.
    Cargill dachte über die ganze Geschichte nach. Sie gefiel ihm von Sekunde zu Sekunde weniger. Es ging alles viel zu schnell. Trotzdem kristallisierten sich einige Tatsachen heraus. Es war so gut wie sicher, daß er sich nicht mehr im zwanzigsten Jahrhundert befand. Seine kurze Begegnung mit der Schattengestalt schien ihm bereits selbst kaum noch glaubhaft. Trotzdem war seine Erinnerung daran noch lebendig genug, daß das Ganze auf seiner Welt, wie er sie kannte, völlig unmöglich gewesen wäre. Überzeugend für die Theorie einer Zukunftswelt war auch das hantelförmige Gerät, das ihn aus der Therapiezelle in die Marmorhalle gebracht hatte. Wie das jedoch alles vor sich gegangen war, blieb ihm ein Rätsel. Irgendwie gab es Widersprüche. Die Interzeitgesellschaft für psychische Wiederherstellung hatte ihn aufgrund eines routinemäßigen Heilverfahrens in die Zukunft geholt, wo er zur therapeutischen Behandlung einer Patientin benötigt wurde. Es hörte sich unglaublich an – und es war unvorstellbar, wie Marie Chanettes Nachkommen eine solche Idee durchführen konnten. Aber das war zweifellos, was diese Chanette-Urenkelin oder was immer, hatte durchblicken lassen. Außerdem hatte ihm die körperlose Stimme in der Zelle das gleiche versichert. Er sollte von dieser Interzeitgesellschaft getötet werden, damit die geistige Gesundheit eines Zukunftsmenschen wiederhergestellt werden konnte. Niemand in dem Doppelapartment schien mit dem Eingreifen Ann Reeces gerechnet zu haben.
    Ihr Erscheinen auf der Bildfläche führte zu weiteren Tatsachen, die ihm noch schwieriger zu begreifen schienen. Sie sagte, dachte er, sie hätten mich ausgewählt. Das veränderte das gesamte Bild. Er war nicht länger nur die Wirkung, sondern auch die Ursache, obgleich er sich nicht vorstellen konnte, auf welche Weise. Er war die Ursache insofern, als er etwas hatte, das jemand brauchte. Die Gruppe hinter Ann Reece beabsichtigte, ihn gegen irgendwelche Wesen einzusetzen, die sie fürchteten. Das deutete ebenfalls darauf hin, daß er etwas von Nutzen für sie besaß.
    Was hatte sie gesagt? Daß es unmöglich war, seine Zukunft zu sehen. Wessen Zukunft konnte man schon sehen? Wenn sie damit meinten, daß sie seine Handlungen nicht vorhersehen konnten, nachdem sie ihn aus der Vergangenheit gefischt hatten – nun, das schien nur natürlich. Sie hatte jedoch auch nur allzu unmißverständlich erwähnt, daß – wie waren bloß ihre genauen Worte gewesen? O ja: Dann und wann in der Geschichte gibt es einzelne, die undurchschaubar sind! Was machte ihn undurchschaubar?
    Er hatte automatisch mit Ann Reece Schritt gehalten, während er seinen quälenden Gedanken nachhing und versuchte, eine Logik in das Ganze zu bringen. Jetzt sagte er laut: »Mir gefällt die Sache nicht. Absolut nicht! Ich glaube, ich sollte lieber nicht mit Ihnen in dieses Versteck gehen.«
    Seine Worte schienen sie zu amüsieren, das hörte er aus ihrer Stimme. »Seien Sie vernünftig«, sagte sie. »Was wollen Sie denn machen? Wohin würden Sie gehen?«
    Cargill dachte ein wenig beunruhigt darüber nach.
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