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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler
Autoren: A. E. van Vogt
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Helle.
    Im Bogeneingang stand eine Schattengestalt!
    Schattengestalt! Schattensubstanz! Schatten! Cargills Gehirn versuchte ihn irrezuführen, ihm eine feste Substanz vorzugaukeln, wo nur Umrisse waren. Cargill konnte die Wand durch die Schattenform sehen; und doch, während er sie anstarrte, redete er sich ein, daß alles nur Einbildung sei. Er faßte sich schließlich und konzentrierte sich auf das geisthafte Wesen mit der menschlichen Form. Sein Körper schien aus dunkler gasförmiger Substanz zu bestehen. Es sagte gerade: »Er ist einer von ihnen. Es geht keinerlei Ausstrahlung von ihm aus.«
    »Wie viele gibt es eigentlich?« fragte Ann Reece von hinter ihm.
    »Nicht mehr als ein Dutzend in diesem gesamten Zeitsektor. Es ist ein wirklich interessantes Phänomen.«
    Dieses Gespräch wurde im wahrsten Sinne des Wortes über Cargill hinweg geführt. Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprachen. Er war also ein interessantes Phänomen! Cargill, der nun schon viele Stunden unter enormer Anspannung stand, fand diese Bemerkung äußerst erheiternd, um so mehr, da sie von etwas oder jemandem kam, das oder der ein noch viel faszinierenderes Phänomen für ihn darstellte. Er schüttelte sich vor Lachen. Er lachte, bis ihm die Tränen kamen und er erschöpft auf den Boden sank. Da berührte ihn etwas, und er hatte das Gefühl, bewegt zu werden.
    Er setzte einen Fuß vor den anderen, rein automatisch offenbar. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es dazu gekommen war. Jedenfalls spürte er die weiche Erde unter seinen Sohlen und die Bewegungen seiner Beinmuskeln. Eine lange Weile beobachtete er im Schein der Taschenlampe in der Hand des Mädchens, wie ihre Absätze sich hoben und senkten. Ab und zu rollten ein paar lose Steinchen unter ihren Schuhen davon. Das schwache Geräusch ihrer und seiner Schritte vertrieb offenbar seine Benommenheit. Seine Beine setzten ihre automatische Bewegung fort, aber sein Geist war wieder voll wach und begann sich mit seiner Umgebung zu beschäftigen.
    Es war stockdunkel. Nirgends waren die Lichter einer Stadt oder, von der Taschenlampe abgesehen, überhaupt eine Beleuchtung zu sehen. Sie schienen auf einer ungeteerten Straße oder einem Feldweg zu gehen. Dicke Wolken verbargen Mond und Sterne. Cargill stöhnte. Was konnte geschehen sein? Vor einem Augenblick noch hatte er sich in der riesigen Marmorhalle in einer Stadt befunden. Dann war die Schattengestalt erschienen und hatte ihn offenbar auf Herz und Nieren geprüft, auch wenn er selbst nichts davon gemerkt hatte. Und jetzt lief er hier auf diesem dunklen Weg hinter einem schweigsamen Mädchen her.
    »Ann!« rief er leise. »Ann Reece!«
    Sie hielt weder an, noch drehte sie sich zu ihm um. »Ah, dann sind Sie also wieder zu sich gekommen.«
    Wieso zu mir gekommen, fragte er sich. War ich denn besinnungslos gewesen? Doch der Gedanke interessierte ihn nicht sonderlich. Wenn man in so kurzer Zeit gleich mehrmals fast hintereinander das Bewußtsein verloren hatte, spielte ein weiteres Mal keine große Rolle. Er war hier, das war das einzige, das zählte. »Wohin gehen wir eigentlich?« fragte er. Seine Stimme klang völlig normal.
    Der Ton des Mädchens ließ ahnen, daß sie die Schulter zuckte. »Ich konnte Sie schließlich nicht in der Stadt lassen«, sagt sie.
    »Weshalb nicht?«
    »Die Schatten würden Sie fassen.«
    Der Satz hatte einen Rhythmus, der Cargills Aufmerksamkeit erregte. Die Schatten werden dich fassen! Die Schatten werden dich fassen! Es erinnerte ihn an die Drohung mit dem Schwarzen Mann, mit dem man zu seiner Zeit Kindern einen Schrecken einjagen wollte.
    Er dachte darüber nach, daß zumindest ein Schatten ihn bereits gesehen hatte. Das erklärte er dem Mädchen vor ihm auch.
    Sie schien zu zögern. »Er gehört nicht – zu ihnen«, sagte sie.
    »Wer ist er?«
    »Er hat einen Plan ...« Wieder zögerte sie. »... wie man sie bekämpfen kann.«
    Cargills Herz schlug heftiger. Er ahnte etwas. »Und wie passe ich in diesen Plan?« fragte er fast drohend.
    Sie schwieg. Er wartete eine Weile, dann beschleunigte er seinen Schritt und trat neben sie. »Heraus mit der Sprache!« verlangte er.
    »Es ist eine äußerst komplizierte Sache«, murmelte sie, ohne den Kopf zu drehen. »Wir mußten jemanden aus einer fernen Vergangenheit finden. Einer Vergangenheit, die so weit zurückliegt, daß die Schatten ihn selbst mit ihrem vierdimensionalen Geist nicht durchschauen können. Er hat Sie geprüft und festgestellt, daß es ihm
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