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Der Zeitspieler

Der Zeitspieler

Titel: Der Zeitspieler
Autoren: A. E. van Vogt
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sicherzugehen, daß alles genauso geschah, wie er es bisher angenommen hatte. Der »frühere« Cargill mußte glauben, daß er an Marie Chanettes Tod mitschuldig war. Weshalb ausgerechnet diese Frau ausgesucht worden war, wie gerade sie ins Bild paßte, wurde immer unklarer.
    Zögernd, aber ungemein erleichtert über seine erwiesene Unschuld am Unfall kehrte er zur Straße zurück, wo Morton Cargill entlang torkelte und nicht ahnte, daß ein Unsichtbarer in diesem Augenblick die Millionenröhre auf ihn richtete und ihn glauben machte, er kenne Marie Chanette.
    Als das getan war und Grannis-Cargill gerade den früheren Cargill zum Unfallort bringen wollte, dachte er: »Ich brauchte mich doch nur eineinhalb Stunden zurückzuversetzen, dann kann ich Marie Chanettes Leben noch retten.«
    Doch dann schüttelte er den Kopf und sagte laut: »Nein!« Aber es war ihm nicht wohl dabei. Er argumentierte mit sich selbst: Wenn ich erst einmal damit anfange, dann kann ich mein ganzes Leben damit zubringen, Unfälle zu verhindern. Außerdem, sagte er sich, hat sie ihren Tod ja selbst herbeigeführt. Ich bin in keiner Weise dafür verantwortlich. Aber er war sich bewußt, daß es ihm nicht gelang, sich selbst zu überzeugen. Allgemeine Logik half hier nicht. Marie Chanette war eine Frau im unendlichen Universum, ein verwirrtes Menschenkind im Strom der Zeit. Im Augenblick vor ihrem Tod mußte sie in plötzlicher schmerzvoller Erkenntnis ihres Schicksals aufgeschrien haben.
    Der Schatten Grannis-Cargill traf seine Entscheidung: Marie Chanette sollte leben. Ein paar Minuten später beobachtete er ihren Wagen, der auf den Unfallort zuraste. Er merkte sich die Richtung, aus der sie gekommen war, und versetzte sich in Raum und Zeit zu dem Augenblick zurück, als sie, von einem Soldaten begleitet, aus der Bar trat. Die beiden waren betrunken und stritten sich. Cargill entschloß sich, nicht zu warten. Ehe das Mädchen in ihr Auto steigen konnte, versetzte er sie in ihr Schlafzimmer.
    Dann kehrte er zum Ort und zur Zeit zurück, da der Unfall hätte stattfinden müssen. Ich warte hier, bis der Augenblick dafür vorüber ist, beschloß er. Dieser Moment, während dem Marie Chanette gestorben wäre, kam.
    In der Raumzeit »riß« ein Energiefaden. In einem bestimmten Gebiet brach die Erscheinung, die der Raum war, zusammen. Ab sofort erhielt es keine Energiezufuhr mehr und hörte auf, ein Teil des aktiven Universums zu sein. Automatisch erschienen Nachbildungen eines »toten« Raumes in dem aufgewühlten Gebiet, die durch die Heftigkeit der auf sie einbrandenden Energieströme wieder zerrissen wurde. Mehrmals gelang es einzelnen Nachbildungen des Raumes, die fast dem zerstörten Original glichen, das Chaos Sekundenbruchteile zurückzuhalten.
    Dem Raumzeitkontinuum in seiner ganzen Größe und Schönheit blieb nur noch eine einzige Sekunde, ehe es zu existieren aufhören würde.
    Cargill war bereits tot. Im Augenblick des ersten »Risses« war seinem Körper die Räumlichkeit entzogen worden, und von ihm blieb nur noch eine Nachbildung, die fortfuhr, wie Cargill zu denken, die Cargills Erinnerungen hatte und die insofern Cargill war, als der Körper die Zelle und der Teil das Ganze ist.
    Das Wesen, das für etwa dreißig Jahre als Morton Cargill gegolten hatte, blickte mit seinen tausend Wahrnehmungskräften auf das Universum. Sein jetziges Erlebnis unterschied sich von allen bisherigen. Irgendwie war sein Bewußtsein wachgerüttelt, und er wußte, wer er war.
    Wie ein Spiegel reflektierte er das physische Universum, das gesamte Universum, die Ursache, das Wesen. Er blickte zurück über siebzig Trillionen Jahre dieses Spiegelbilds und sah, wann und wo er sich verpflichtet hatte, am Spiel des physischen Universums teilzunehmen.
    Und weshalb!
    Die zeitlose Statik, die Morton Cargill gewesen war, entschloß sich, sich erneut zu dieser Abmachung zu bekennen. Die Frage war nur: durch Änderungen oder Einhaltung der Spielregeln?
    Er vollbrachte ein Wunder. Er bildete das gesamte physische Universum nach und änderte die Regeln, eine um eine, und zwei um zwei, und in komplexen Kombinationen. Dann zog er diese Nachbildung zurück und schuf ein Duplikat des physischen Universums. Er gab Marie Chanette verschiedene Positionen darin und ließ sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten sterben, und jedesmal beobachtete er die Folgen auf dem Spiegelbild, das die Statik, die er war, reflektierte.
    Er sah, daß die Illusion des Lebens nur durch Haben
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