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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter
Autoren: James A. Owen
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Flucht und folgte einem der Gänge zur Oberfläche, wo sich unter einem anderen shapje eine Tür öffnete. Von dort wanderte ich zu einem Kloster. Zu meinem Glück befand sich in nicht allzu weiter Entfernung eine Flugzeuglandebahn, wo ich eine Maschine nach Indien nehmen konnte. Danach bin ich nach Afghanistan zurückgekehrt. Seitdem bin ich nicht mehr in Tibet gewesen.«
    Fischmehl beugte sich zu seinem Bruder vor. »Als Bragi uns Geschichten über eine große Bibliothek und die Ankoriten erzählt hat – ist dir da nie der Gedanke gekommen, dass er vielleicht von Meru sprach?«
    Ham schüttelte den Kopf. »Ich habe nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen, und damals war ich nicht in der besten Verfassung – weder körperlich noch seelisch oder geistig. Mir ist die Verbindung erst bewusst geworden, als wir Duk begegnet sind, und als er Tibet erwähnt hat, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Aber es ist gut zu wissen«, sagte er an Bragi gewandt, »dass H ebenfalls sicher nach Hause gelangt ist.«
    Bragi nickte. »Das ist er. Ich frage mich allerdings, was mit dem anderen Burschen geschehen ist, mit diesem Juda?«
    Ham zuckte mit den Schultern. »Um ihn würde ich mir keine Gedanken machen. Ich bin noch nie einem Menschen mit größerer Selbstbeherrschung begegnet. Hätte die Welt nicht plötzlich angefangen, sich in ihre Bestandteile aufzulösen, würde ich sagen, dass er auf dem besten Wege wäre, die Herrschaft über sie zu übernehmen.«
     

     
    Bei Sonnenuntergang erreichten sie die Felder um Mount Kailas, die ebenso grün und braun waren wie die Hochebene der Nekropolis. Ohne lange zu suchen, gelang es Hammurabi, einen der shapjes ausfindig zu machen und in seiner Nähe zu landen.
    Während die Gefährten ausstiegen und ihre Glieder streckten, warf Bragi dem überglücklich strahlenden Kim Ge Duk einen Blick zu. »Erkennt Ihr diesen Ort wieder, O Buddha?«
    »Dieser Ort ist mir sehr vertraut«, sagte Duk mit leuchtenden Augen. »Ich bin heimgekehrt.«
     

     
    »Weißt du, Bragi«, sagte Fischmehl, »ich habe einige Berechnungen angestellt. Der Tag, an dem du getötet wurdest…«
    »Wie bitte?«, sagte Bragi, richtete sich zu seiner vollen Größe auf (immerhin knapp dreißig Zentimeter) und blickte so gekränkt drein, wie es einem Kopf nur möglich war.
    »Oh – tut mir Leid. Ich wollte sagen, an dem Tag als du beinahe getötet wurdest, gab es eine Sonnenfinsternis.«
    »Wirklich?«
    »Hast du das nicht bemerkt?«
    »Ich war beschäftigt«, sagte Bragi. »Was ist daran so wichtig?«
    »Ich versuche nur, mir auf ein paar Dinge einen Reim zu machen«, sagte Fisch. »Wie liegen wir in der Zeit, Duk?«
    »Wir haben immer noch einige Stunden bis zum Höhepunkt der Umkehrung«, erwiderte Duk. »Wenn wir erst einmal im Inneren von Meru sind, sollten wir die Anker innerhalb kürzester Zeit setzen können.«
    Wenige Minuten später kamen sie zu einem großen Felsbrocken – der erste shapje - der den Fußabdruck des Buddhas trug. »Na los«, sagte Duk zu Fischmehl. »Kletter hinauf und setz deinen rechten Fuß in die Vertiefung. Du kannst das als Einweihung in die Geheimnisse Merus betrachten.«
    »Willst nicht du es tun?«
    Das Kind schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich bin noch nicht lange genug in diesem Körper, um mit ihm ausreichend in Einklang zu sein. Keine Sorge – sollte es dir aus irgendeinem Grund nicht gelingen, dann gibt es noch andere Möglichkeiten.«
    Mit Hilfe seines Bruders kletterte Fischmehl auf den gewaltigen Gesteinsbrocken und zog seinen Schuh aus. Als er seinen Fuß in die Vertiefung setzte, machte er sich auf einen Stromschlag oder ähnliches gefasst, doch er spürte nichts. Er wackelte mit dem Fuß. »Gibt es ein Zauberwort oder bleibe ich einfach nur hier stehen?«
    Duk runzelte die Stirn. »Es hätte sich sofort öffnen müssen. Da stimmt etwas nicht.«
    Er untersuchte den Boden rund um den Felsen und bat Fisch dann, ihn hinaufzuziehen. Er setzte seinen Fuß in die Vertiefung, doch ohne Erfolg. Nichts geschah.
    Verwirrt und besorgt sprang Duk von dem shapje herunter, legte sich flach auf die Erde und drückte sein Ohr an den Boden. Wenige Minuten später erhob er sich, sichtlich erschüttert.
    »Die Gänge«, sagte Duk mit vor Verwunderung geweiteten Augen. »Sie sind verschlossen. Wir können nicht hinein.«

 
KAPITEL DREIZEHN
Schatten am Horizont
     
    »Das ist ja ein schöner Empfang«, sagte Bragi. »Da haben wir den ganzen Weg auf uns genommen, und sie
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