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Der zeitlose Winter

Der zeitlose Winter

Titel: Der zeitlose Winter
Autoren: James A. Owen
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halten es nicht einmal für nötig, die Tür zu öffnen.«
    »Du hast gesagt, es gibt noch andere Möglichkeiten«, gab Fisch zu bedenken.
    »Die habe ich schon ausprobiert«, sagte Duk. »Wir sind ausgeschlossen.«
    »Gibt es nichts, was wir tun können?«
    »Hey«, sagte der Skalde. »Gab es da nicht irgendeine Sicherung, die die Türen öffnet, wenn vier Ankoriten oder Erlkönige ihre Füße in alle vier shapjes rund um Kailas setzen?«
    »Ja«, sagte Duk, »aber Ham ist kein Erlkönig, meine Füße sind zu klein und du hast gar keine.«
    »Kein Grund, ausfallend zu werden«, murrte Bragi. »Also, was können wir sonst noch tun?«
    »Ich weiß nicht. Wir haben… nein«, er schüttelte den Kopf. »Dafür reicht die Zeit nicht.«
    Fischmehl trat vor das Kind. »Gibt es eine Möglichkeit, die Türen ohne vier Ankoriten zu öffnen? Irgendeine?«
    Duk warf Fisch einen bangen Blick zu, bevor er schließlich antwortete. »Ja. Es gibt eine solche Möglichkeit, aber sie ist für uns unerreichbar und kann unmöglich in einer einzigen Nacht durchgeführt werden.«
    Fischmehl drängte ihn weiterzusprechen. »Sag es mir, Duk. Wenn es eine Möglichkeit gibt, müssen wir es versuchen.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass es keine Möglichkeit gibt – nur dass sie für uns nicht durchführbar ist. Und wenn die eigene Reichweite nicht genügt, spielt es keine Rolle, ob es sich bei dem Defizit um einen Zentimeter handelt oder um eine Meile.«
    Fisch antwortete nicht, sondern wartete.
    Duk seufzte. »Kora. Jemand muss eine kora um den heiligen Berg laufen.«
    Fisch blinzelte überrascht. »Um den Berg herumlaufen? Das ist alles?«
    »Eintausend Mal.«
    Ham klappte die Kinnlade herunter, während sein Bruder die Unmöglichkeit des Unterfangens begriff und gegen die Felswand sank. »Eintausend…«
    »Ja«, sagte Duk. »Und uns bleiben weniger als vier Stunden.«
     

     
    Es wurde schnell offensichtlich, dass das Laufen einer kora nicht in Frage kam. Um über ihr weiteres Vorgehen nachzudenken, zog sich die kleine Schar in ein nahe gelegenes gompa – ein Kloster – zurück. Das niedrige, schräge Gebäude war in den Hang hineingebaut. Von dort aus konnte man Mount Kailas und das darunter liegende Tal überblicken. So wie die meisten anderen Heiligtümer, die sie in Korea gesehen hatten, war das gompa verlassen.
    »Wenn ich auch nur einen Fuchs sehe«, sagte Ham, »schlage ich ihm mit einem Stein den Schädel ein.«
     

     
    Vor der Höhle, in der das kleine Kloster errichtet worden war, hatten die bisher sanften Wolken geschäftig zu brodeln begonnen. Die frostige Selbstzufriedenheit des tiefen Winters wurde von einem heftigen, bedrohlichen Sturm abgelöst. Alle waren beunruhigt, Duk jedoch am meisten.
    »Wie wollen wir vorgehen?«, fragte Fischmehl. »Wenn wir nicht ins Innere von Meru gelangen können, sollen wir dann einfach hier warten und hoffen, dass die Ankoriten ihre Arbeit machen?«
    »Nein«, sagte Duk. »Das Verankern muss hier geschehen, auf den Hängen von Kailas. Das ist der einzige Ort auf der Erde, an dem dies möglich ist – auch im Inneren des Berges kann das nicht durchgeführt werden. Wir sind ausgeschlossen und sie sind eingeschlossen. Es gibt niemanden mehr, der die Welt retten könnte«, sagte er langsam und wandte sich Fischmehl zu, »außer dir.«
    »Ich?«, rief Fisch überrascht. »Weil ich ein Erlkönig bin?«
    »Nein, weil du ein Abkömmling jener Erlkönige bist, die die Methode des Verankerns erfunden haben. Deinesgleichen hat es seit Generationen nicht mehr gegeben – ein geborener Ankorit.«
    »Hey«, sagte Bragi fröhlich. »Das bedeutet, dass du von Zwergen abstammst. Schließlich sind sie die ersten Anker gewesen.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Fisch das Kind. »Wie kannst du dir da sicher sein?«
    »Deine Fähigkeiten sind ein deutlicher Hinweis«, sagte Duk. »Du hast dich immer gefragt, warum du diese Gaben besitzt - jetzt kennst du ihren Zweck.«
    »Großartig«, sagte Ham, stand auf und schritt aus der Höhle hinaus, »einfach großartig.«
    »Wo geht er hin?«, fragte Bragi.
    »Ein alter Streit«, sagte Fisch. »Keine Sorge, er wird zurückkommen.«
    Er wandte sich wieder Duk zu. »Nun gut, ich bin also ein Anker. Wenn du das gewusst hast, warum hast du es nicht schon früher gesagt? Warum sollten wir uns überhaupt die Mühe mit Meru machen, wenn ich es einfach selbst erledigen kann?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, sagte Duk. »Es hat immer vier Anker gegeben. Einer allein könnte
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