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Der Zeitdieb

Der Zeitdieb

Titel: Der Zeitdieb
Autoren: Terry Pratchett
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allem das gewisse köstliche Etwas.«
    DU MEINST ALSO, DASS DIESER BOTTICH IRGENDWO IN EINEM WAHRHAFT UNENDLICHEN ÜBERALL EXISTIEREN KÖNNTE, UND DESHALB KANN ER HIER EXISTIEREN?, fragte Tod.
    »Ja«, sagte Chaos.
    ABER ER EXISTIERT NICHT MEHR DORT, WO ER EXISTIEREN SOLLTE.
    »Nein. Jetzt sollte er hier existieren. Die Mathematik ist ganz einfach«, meinte Chaos.
    ACH, MATHEMATIK, sagte Tod wegwerfend. NORMALERWEISE KOMME ICH NICHT WEITER ALS BIS ZUM SUBTRAHIEREN.
    »Außerdem ist Schokolade alles andere als eine seltene Substanz«, fügte Chaos hinzu. »Es gibt Planeten, die ganz davon bedeckt sind.«
    WIRKLICH?
    »Ja.«
    ES WÄRE BESSER, WENN SICH DAS NICHT HERUMSPRICHT, sagte Tod.
    Er schritt dorthin, wo Unity in der Dunkelheit wartete.
    DIES IST NICHT NOTWENDIG, teilte er ihr mit.
    »Welche andere Möglichkeit gibt es für mich?«, fragte Unity. »Ich habe mein eigenes Volk verraten. Und ich bin vollkommen verrückt. Ich kann nirgends zu Hause sein. Und hier zu bleiben, wäre Agonie.«
    Sie starrte in die Schokoladentiefen. Hier und dort glitzerte Zucker auf der Oberfläche.
    Sie streifte ihr Kleid ab, wobei sie zu ihrem großen Erstaunen Verlegenheit empfand. Stolz richtete sie sich auf.
    »Löffel«, sagte sie und streckte gebieterisch die rechte Hand aus. Chaos polierte noch einmal eine silberne Schöpfkelle, bevor er sie ihr reichte.
    »Auf Wiedersehen«, sagte Unity. »Bitte richte deiner Enkelin meine besten Grüße aus.«
    Sie wich einige Schritte zurück, lief los und vollführte einen perfekten Kopfsprung.
    Über ihr schloss sich die Schokolade fast völlig lautlos. Die beiden Beobachter warteten, bis sich die trägen Wellen wieder glätteten.
    »Das war eine Lady mit Stil«, sagte Chaos. »Schade um sie.«
    JA, DAS FINDE ICH AUCH.
    »Nun, es hat Spaß gemacht – bis eben jedenfalls«, sagte Chaos. »Und jetzt muss ich gehen.«
    WILLST DU WEITERHIN ALS MILCHMANN ARBEITEN?
    »Die Leute verlassen sich auf mich.«
    Tod wirkte beeindruckt. ES DÜRFTE… INTERESSANT WERDEN, DICH WIEDER BEI UNS ZU HABEN, sagte er.
    »Ja«, erwiderte Chaos. »Kommst du nicht mit?«
    ICH WARTE HIER NOCH ETWAS.
    »Warum?«
    NUR FÜR DEN FALL.
    »Ah.«
    Einige Minuten später griff Tod unter seinen Kapuzenmantel und holte eine ganz besondere Lebensuhr hervor. Sie war klein und leicht, schien für eine Puppe bestimmt zu sein. Er drehte sie.
    »Aber… ich bin gestorben«, sagte das Phantom von Unity.
    JA, erwiderte Tod. DIES IST DER NÄCHSTE TEIL…
     
    Tick
     
    Emma Robertson saß im Klassenzimmer, runzelte die Stirn und kaute an ihrem Stift. Dann begann sie zu schreiben, langsam, als gäbe sie große Geheimnisse preis.
     
»Wir besuchten Lanker wo es Hexen gibt aber sie sind gut und bauen Kräuter an«, schrieb Emma . »Wir trafen eine die sehr lustik ist und sie sagn uns ein Liet über einen Igel das hatte viele schwere Wörter. Jason wollte ihre Katze treten aber sie jakte ihn in einen Baum. Ich weiß jetzt viel über Hexen sie haben keine Warzen und sind wie eine Oma aber eine Oma kennt nicht so viele schwere Wörter.«
     
    Susanne saß an ihrem hohen Pult und entspannte sich. Ein Klassenzimmer voller gesenkter Köpfe war einfach wundervoll. Gute Lehrer nutzten alle zur Verfügung stehenden Mittel, und es gab kaum etwas Lehrreicheres als ein Besuch bei Frau Ogg.
    Ein Klassenzimmer, in dem alles gut lief, hatte einen eigenen Geruch: angespitzte Bleistifte, die Farbe von Bildern, eine seit langem tote Stabheuschrecke, Klebstoff und natürlich ein gewisser Duft von Billy.
    Susanne hatte eine unangenehme Begegnung mit ihrem Großvater hinter sich und ihm dabei vorgeworfen, dass er ihr nichts gesagt hatte. Was er für ganz normal hielt. Wenn er den Menschen sagen würde, was die Zukunft für sie bereithielt, so trat diese Zukunft mit ziemlicher Sicherheit nicht ein. Das ergab natürlich einen Sinn. Es war logisch. Das Problem war nur, dass Susanne größtenteils an der Logik festhielt. Und so befanden sich die Dinge jetzt wieder in dem von Unbehagen und Kühle geprägten Stadium, in dem sie den größten Teil ihrer Zeit verbrachten, in jener kleinen Familie, die auf Funktionsstörungen basierte.
    Vielleicht war dies der normale familiäre Zustand, dachte Susanne. Wenn’s hart auf hart ging – herzlichen Dank, Frau Ogg, sie würde diesen Ausdruck im Gedächtnis behalten, auch seine besonderen Bedeutungen –, so verließen sie sich automatisch aufeinander, ohne einen Gedanken. Abgesehen davon gerieten sie sich nicht in den
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