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Der Zauberer von Linn

Der Zauberer von Linn

Titel: Der Zauberer von Linn
Autoren: Alfred Elton van Vogt
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der Nähe der Stadt Golomb, dem Sitz der Regierung, gelegen war.
    Ein weiträumiges, einstöckiges Haus wurde eingerichtet. Es stand inmitten eines großen Parks, in dem die Soldaten ihre Zelte aufbauen konnten. Ein riesiger Schuppen an der Rückseite nahm die Flugboote auf.
    Eine emsige Tätigkeit begann. Tag und Nacht patrouillierten Wachen über die Felder und Straßen. Kuriere wurden ausgesandt, und bereits am ersten Tag traf eine große Anzahl an Sekretären und Beamten ein. Eine Regierungszentrale entstand praktisch vor den Augen der bestehenden Regierung. Die Arbeit konnte beginnen.
    Clane selbst war erschöpft und müde. Aber er ignorierte diese Symptome und setzte seine Bemühungen mit nur noch stärkerer Aktivität fort.
    Am zweiten Tag schrieb er einen Brief, den er hundertfach vervielfältigen ließ. Er verschickte die Kopien an seine alten Freunde und Anhänger im ganzen Land. Mit freundlichen, aber festen Worten forderte er sie auf, ihm ihr Vertrauen und ihre Unterstützung zu schenken. Aus dem Inhalt des Briefes ging keineswegs hervor, daß er beabsichtigte, die Regierung zu stürzen, trotzdem war dieser Plan offensichtlich.
    Schon nach wenigen Stunden erhielt er die ersten Antworten aus den näheren Provinzen, und bevor der Tag zur Neige ging, kamen viele persönlich, um Clane zu seinem Vorhaben zu gratulieren und ihn ihrer Treue und Ergebenheit bis in den Tod zu versichern.
    Stunde um Stunde stiegen die Erregung und Spannung. Clane begab sich erst spät zur Ruhe und fiel augenblicklich in einen tiefen Schlaf. Schwere Träume plagten ihn, und als er am Morgen erwachte, fühlte er sich müde und erschöpft.
    Am dritten Tag erreichte die Flut der Zuschriften und Besucher ihren Höhepunkt. Es wurde notwendig, das Gasthaus auf der anderen Straßenseite als Verwaltungsnebenstelle einzurichten.
    Während Clane hastig ein Mittagsmahl einnahm, konnte er vom Fenster aus die vielen landenden und startenden Kurierboote beobachten.
    Am Nachmittag schrieb er einen zweiten Brief. Er war an die Gouverneure und Patrone gerichtet. Sein Wortlaut war knapp und sachlich und endete mit der Aufforderung:
    »Von allen Schreiben und Dokumenten, die Sie an Calaj zu übermitteln haben, müssen unserer Verwaltung Duplikate zur Verfügung gestellt werden. Außerdem werden Sie aufgefordert, alle Botschaften und Dokumente, die Sie von Calaj erhalten, an uns weiterzureichen, nachdem Sie eine Kopie für Ihr eigenes Archiv angefertigt haben.«
    Die Resonanz auf diesen Brief war erstaunlich. Clane hatte nicht mit einem so großen Erfolg gerechnet. Ganze Schiffsladungen von Dokumenten trafen ein. Die Arbeit konnte kaum bewältigt werden. Und bald erschienen auch die Gouverneure und Patrone persönlich, um sich an Ort und Stelle von dem Umbruch zu überzeugen.
    Clane lag erschöpft in seinem Bett. Die erste Schlacht war geschlagen und gewonnen. Die Menschen hatten so reagiert, wie er es erhofft hatte. Es war aber auch höchste Zeit – allerhöchste Zeit.
    Er schlief unruhig, und am nächsten Morgen überfiel ihn die Angst, daß er nicht mehr die Kraft besitzen könnte, die Arbeit, die noch vor ihm lag, zu bewältigen.
    Einer der Gouverneure schlug ihm vor, das Hauptquartier direkt nach Golomb in ein größeres und bequemeres Gebäude zu verlegen. Clane stimmte zu. Der Umzug sollte bereits am folgenden Tag stattfinden.
    Erste Berichte aus dem Palast des Lordführers besagten, daß immer mehr Angestellte und Verwaltungsbedienstete nicht mehr ihren Dienst antraten. Lilidel schäumte vor Wut, und Clane war nicht sonderlich überrascht, als sie schließlich persönlich bei ihm erschien.
    Der Mann, der sie anmeldete, sagte mit zynischer Stimme und so laut, daß sie es hören konnte:
    »Exzellenz, eine Frau möchte Sie sprechen. Sie behauptet, Ihre Schwägerin zu sein.«
    Das war hart, sehr hart sogar.
    »Ich erwarte sie«, entgegnete Clane.
    Die Frau, die den Raum betrat, hatte nur noch sehr wenig Ähnlichkeit mit der einstigen Lilidel. Ihr Gesicht zeigte hektische Flecken, und unter ihren weitaufgerissenen Augen lagen schwarze Schatten.
    »Du Wahnsinniger!« schrie sie. »Wie kannst du es wagen, die legale Regierung zu stürzen?«
    »Legale Regierung«, hatte sie gesagt. Clane lächelte bitter. Ruhig versuchte er ihr zu erklären, daß jede Regierung, auch eine legale, den Notwendigkeiten einer verzweifelten Lage zu weichen habe, wenn sie versagte. Und Calaj hatte versagt, also mußte er abtreten. Wenn nicht freiwillig, dann eben mit
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