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Der Zauber von Savannah Winds

Der Zauber von Savannah Winds

Titel: Der Zauber von Savannah Winds
Autoren: Tamara McKinley
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gegen die Tränen an, als die Furcht, Fleur zu verlieren, noch stärker wurde.
    Er war im Unrecht. Er hätte Fleur von seiner Angst vor eigenen Kindern erzählen müssen. Angesichts der Verantwortung, die es bedeutete, Kinder großzuziehen, sie sicher durch den Treibsand des Lebens zu führen, fehlte ihm der Mut – denn die Gefahr des Scheiterns war zu groß.
    Greg hörte förmlich die hämische Stimme seines Vaters – den Wortschwall, der während seiner Kindheit wie Gift in ihn eingesickert war und noch immer in ihm steckte. Über seine Worte hinwegzukommen war sehr schwer gewesen, das alles nicht zu glauben, obwohl es so tief saß. Aber er, Greg, hatte bewiesen, dass er etwas wert war. Er hatte bewiesen, dass er sich über den greifbaren Hass des Alten erheben, aufrecht sein und auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen konnte, mit sich selbst und dem Leben, das er gewählt hatte, im Reinen. Kurzum, er war der Hölle entkommen, und er hatte nicht die Absicht, wieder in sie hinabzusteigen.
    Tränen trübten Gregs Sicht, und er blinzelte verärgert. Er hatte Fleur vorsichtshalber möglichst wenig über jene Jahre erzählt. Sie wusste nur, dass seine Eltern tot waren und er nicht gern über sie sprach. Doch er hätte ihr noch viel mehr anvertrauen sollen, denn das Vermächtnis aus Schmerz, Vereinsamung und Wut, das unter der Oberfläche brodelte, quälte ihn noch immer und drohte nun alles zu zerstören, was ihm lieb und teuer war.
    Es klopfte an der Scheibe. Greg fuhr zusammen und starrte dümmlich auf seinen Nachbarn und Kollegen John Watkins, bevor er ihn erkannte.
    »Alles klar, Kumpel?«, fragte der Ältere, sobald die Scheibe hinabglitt. »Du wirkst ein bisschen krank, wenn ich das so sagen darf.«
    Greg putzte sich rasch die Nase. »Nur ein Anflug von Heuschnupfen«, antwortete er, bemüht, seine fünf Sinne zusammenzunehmen. »Hab vergessen, meine Antihistamine einzunehmen.«
    John bohrte nicht weiter nach, obwohl sein zerfurchtes Gesicht wenig Überzeugung zeigte. Er reckte die breiten Schultern und klopfte sich auf die gut durchtrainierte Hüfte – er war fast sechzig, aber in ausgezeichneter Form. »Ich bin auf der Suche nach jemandem, der Squash mit mir spielt«, sagte er und hängte sich eine große Sporttasche über. »Hast du Lust, die Herausforderung anzunehmen?«
    Um die aufgestauten Gefühle loszuwerden, konnte Greg sich nichts Besseres vorstellen, als einen kleinen Ball gegen Betonwände zu schmettern. »Meine Ausrüstung ist im Club. Wir treffen uns da.«
    Greg drehte den Zündschlüssel, und der Porsche röhrte, als Greg aus der schmalen Parklücke fuhr und Johns Subaru die Ausfahrt hinauf folgte. Mit Fleur musste er sich auseinandersetzen, und zwar bald. Er hoffte inständig, dass er den Mut finden würde, ihr zu erklären, warum er niemals Kinder haben will – und warum ihm daran liegt, dass sie das versteht und akzeptiert.
    Fleur hatte unter den harten Wasserstrahlen gestanden und ihre Schluchzer im Rauschen der Dusche ertränkt, bis alle Empfindungen ausgelöscht waren. Sie schlang ein Handtuch um den Kopf und tapste langsam durch das sonnige Schlafzimmer. Ihre Welt lag in Scherben, die Hoffnung war gestorben, und sie hatte keine Freude mehr an dem schönen Raum, den sie mit Liebe und Sorgfalt eingerichtet hatte.
    Ihr Blick fiel auf die leere Kondomschachtel. Sie trat sie unter das Bett und hörte, wie sie über die polierten Dielen schlidderte. Sie verabscheute die verdammten Dinger.
    Fleur sank auf das Bett, zog sich das Handtuch vom Kopf und trocknete sich ab. Sie sah sich in den verspiegelten Schränken, die eine ganze Wand einnahmen, und kam zu der Einsicht, dass nichts wieder so sein würde wie zuvor. Sie konnte Greg nicht zwingen, ein Kind mit ihr zu haben. Obwohl sie versucht sein könnte, Kondome mit Nadeln zu durchlöchern oder heimlich die Pille abzusetzen, wusste sie, dass das nicht die Antwort sein durfte. Ein Kind sollte in Liebe gezeugt werden und nicht aufgrund einer Täuschung.
    »Was wird, wenn ich ihn nicht umstimmen kann?«, fragte sie ihr Spiegelbild. »Werden wir das jemals überstehen? Kann ich ihm verzeihen? Liebe ich ihn genug, um so ein furchtbares Opfer zu bringen?«
    Was aber wäre, wenn sie bliebe und dann feststellen müsste, dass sie dieses Opfer nicht bringen konnte – nur um dann zu erkennen, dass sie zu lange gewartet hatte? So viele Fragen … In diesem Moment sehnte Fleur sich nach dem Trost und dem Rat ihrer Mutter. Die aber war längst tot, eine
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