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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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sie
irgendwas
außer beißen. Sie waren nichts als winzige Ogerverwandte, diese Tiere. Wenn ihm noch mal eine ins Ohr kletterte, würde er sie bis ins nächste Reich schleudern! Bestimmt, bei der Rinde des großen Baums!
    »Wach auf, du nutzloser Taugenichts!«, brüllte Lott von unten, wobei sein riesiger Bauch zitterte. »Werd endlich fertig!«
    Tamwyn stieg wieder weiter. Doch nach nur zwei Sprossen blieb er keuchend stehen. Obwohl er hoch aufgeschossen und kräftig war für einen Siebzehnjährigen, fühlte er sich fast am Ende seiner Kräfte nach einem langen Tag, an dem er schwere Ballen diese Leiter hinaufgeschleppt hatte. Ganz abgesehen von all den Firstbalken, Stützstangen und Rankenrollen. Alles, was man brauchte, um ein Dach auf dieses halb fertige Steinhaus zu bauen.
    »Mach schon, du hirnloser Depp! Meine fünfjährige Tochter hätte das schon vor Stunden erledigt.« Lott kaute auf seiner dicken Unterlippe und war plötzlich neugierig geworden. »Wie alt bist du überhaupt?«
    »Oh, äh . . . achtzehn«, log Tamwyn. Er hatte längst gelernt,dass es ihm nur böse Blicke und Misstrauen eintrug – und in einem Dorf südlich von hier einen Dolchwurf auf seinen Rücken   –, wenn er zugab, im Jahr der Dunkelheit geboren zu sein. Obwohl das Jahr lange vorbei war und es an seinem Ende wieder hell geworden war, durchkämmten einige Leute, selbst normalerweise friedliche Priesterinnen und Priester von der Gemeinschaft des Ganzen, Avalons sieben Wurzelreiche nach einer Spur vom Kind der dunklen Prophezeiung. Er hatte sogar gehört, dass die Elfen in Waldwurzel eine große Belohnung für denjenigen ausgesetzt hatten, der das dunkle Kind fand und tötete. Also war jeder, der in jenem Jahr zur Welt gekommen war, in Gefahr.
    Tamwyn schluckte trotz seiner trockenen Kehle.
    »Weißt du das genau?«, fragte der misstrauische Dachdecker eindringlich. Seine Augen, die tief im Speck seiner Wangen lagen wie zwei Mandeln in aufgequollenem Teig, musterten Tamwyn scharf.
    »J-ja, Meister Laut. Ich meine . . . Laus. Nein, Lott!«
    Das Gesicht des Dachdeckers wurde so rot wie ein reifer Apfel. »Egal wie alt du bist, jedenfalls bist du ein dämlicher Döskopf! Ein gemeiner Gauner! Und wenn du nicht bald fertig bist, kriegst du keinen Lohn.«
    »Ich werde das fertig machen«, brummte Tamwyn.
    »Dann aber ein bisschen fix.«
    Tamwyn drehte seinen steifen Hals. »Ich möchte mich nur mal einen Augenblick strecken, einverstanden?«
    Lott stampfte ungeduldig auf. Doch Tamwyn achtete nicht auf ihn und versuchte erfolglos seinen verspannten Nacken zu lockern.
    Der junge Mann seufzte, ihn drückte mehr nieder als der Strohballen auf seinem Rücken. Weiter konnte er sich von seiner Arbeit als Führer durch die Wildnis kaum entfernen – eine Arbeit, die ihm sehr gut gefallen hatte. Und nicht nur, weil er durch sie in die wildesten Teile von Steinwurzel kam, ein so großes Land, dass er in siebenjährigen Wanderungen über seine felsigen Hügel weniger als die Hälfte davon kennen gelernt hatte. Nein, da war noch etwas anderes, das ihn verlockte, durch dieses Reich zu ziehen – etwas, das zugleich verführerischer war als der Duft von betautem Honiggras und erschreckender als der Blick eines alten Trollauges.
    Die Suche nach Scree. Dass Tamwyn Menschen durch unerforschte Teile des Landes führte, erlaubte ihm nach seinem verlorenen Bruder zu fahnden. Doch seit Beginn der Dürre hatten sich weniger Leute in die Wildnis gewagt. Und deshalb hatte er, bis er wieder führen konnte, andere Arbeitsmöglichkeiten erprobt.
    Zum Beispiel ein Dach mit Stroh decken. Als er gestern in diese Stadt gekommen war, hatte er angenommen, dass er die Arbeit eines Dachdeckers erlernen könnte, wenn er Lott half. Wie sich herausstellte, hatte er nur die Arbeit eines Lastochsen getan. Mit der Einschränkung, dass selbst ein Lastochse zu klug war, um auf Leitern zu klettern.
    Tamwyn leckte sich die trockene Unterlippe und schmeckte die bittere Mischung aus Salz und Ruß. Er war jetzt durstiger als je in den heißesten Sommertagen. Zum Teufel mit der Dürre! Im Moment würde er alles dafür geben, Wasser aus der Kürbisflasche zu trinken, die an seinemGürtel hing – aber sie war wieder leer. Oder, noch besser . . . aus einem klaren Bach trinken, der durch üppiges Gras sprudelte. Oder durch ein Feld mit weißen Lilien wie der Bach, den er im vergangenen Jahr entdeckt hatte bei –
    »Beweg dich!«, schrie Lott von unten und ließ seine drei Kinne wabbeln.
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