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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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kalten Nacht.«
    Sie schüttelte ihre wilde rote Mähne. »Geh weg!«, rief sie in der Alltagssprache, aber mit einem Dialekt, den Obba noch nie gehört hatte. »Bevor du die größere Kälte des Todes spürst.«
    »Du wirst also frech, wie? So mag ich meine Blümchen!«
    Er kam näher, er wusste, dass sie zwischen ihm und dem Turm in der Falle war. Selbst wenn sie die grünen Flammen als Pforte erkannte, versuchte sie wohl kaum auf diesem Weg zu fliehen, es sei denn, sie wusste, welcher Spruch einen Säugling beschützte. Beim Bart des Zauberers, das würde leicht sein!
    Sie funkelte ihn wild an. »Komm nicht näher, Mann! Sonst werde ich . . . werde ich . . .«
    »Was wirst du, meine Blüte?« Erst jetzt bemerkte er ihre Augen: feurig orange und an den Winkeln nach oben gebogen. Flamelonaugen.
Aha, sie ist also gar kein Mensch. Gehört zu den Feuerleuten.
    »Jetzt komm mal her, bevor du mich wütend machst.« Er bückte sich nach einem Stein. »Damit ich deinem Kleinen nicht wehtun muss.«
    »Nein!« Sie umklammerte ihr Bündel fester.
    Obba ging auf sie zu. »Zeit, Blümchen zu pflücken, hehe.«
    »Geh weg, hab ich gesagt!« Zitternd hob sie die linkeHand, während ihre Fingerspitzen anfingen zu glühen wie Kohlen im Feuer. Sie wurden strahlend orange, zischten und prasselten in zunehmender Hitze und würden gleich einen Feuerstrahl mitten ins Herz des Angreifers schleudern. Die Frau streckte den Arm, deutete mit den Fingern   –, da flog Obbas Stein auf ihren Unterarm und brach die Knochen. Sie schrie vor Schmerz, während das Glühen aus ihren Fingern schwand. Die Frau stolperte rückwärts und stürzte, der Säugling fiel zu Boden. Sie kroch auf das schreiende Bündel zu.
    Aber Obba war schneller. Er hob das Kind hoch in die Luft, so dass sie es nicht erreichen konnte. Seine Augen brannten wie Flammen. »Schon gut, schon gut. Lass mich nur dein Kleines beruhigen.«
    »Aufhören!« Sie lag immer noch auf dem Boden und trat nach ihm. Doch er machte einfach einen Schritt zur Seite und lachte in sich hinein, während der Säugling in seinen Händen laut brüllte.
    Obba stellte sich breitbeinig hin, um dieses lärmende Geschöpf an die Klippenfelsen zu schmettern. »Jetzt brichst du gleich auseinander, genau wie ein Ei.«
    »Nein!«
    Er spannte die Armmuskeln an. Er zielte.
    In diesem Augenblick rammte ihn etwas Hartes. Kein Stein – sondern ein Kopf. Der Kopf des Adlerjungen!
    Obba wankte zurück und fiel schwer gegen den Turm. Der Säugling rutschte ihm aus den Händen. Die Frau sprang, fing ihren Sohn auf und rollte zur Seite.
    Der Adlerjunge schrie wütend, er hatte eine geschwollene,aufgeschürfte Backe. Obwohl er viel kleiner war, wollte er unbedingt den Mann angreifen, der ihn in dieser schrecklichen Nacht aus seinem Nest geholt hatte. Gerade wollte er sich auf ihn stürzen – da ließ ihn ein plötzliches Grollen aus der Höhe erstarren.
    Der Felsturm schwankte, knickte ein und barst entzwei. Sofort stürzte der ganze obere Teil herunter. Steine, größer als Obba, fielen herab. Es blieb keine Zeit zum Schreien, von Fliehen ganz zu schweigen. Der Adlerjunge hielt die Luft an; die Frau auf dem Boden drückte ihr Kind zum letzten Mal an sich.
    Etwas stach den Adlerjungen in die Schulter. Eine Kralle! Sie packte ihn fest ohne die Haut zu verletzen. Der Junge schaute erwartungsvoll auf, er glaubte das Gesicht seiner Mutter wiederzusehen.
    Doch es war nicht seine Mutter! Während die Steine herabstürzten, sah er verschwommen einen kräftigen Adlermann direkt über sich schweben. Eine Kralle hielt die Schulter des Jungen fest, die andere packte die kauernde Frau und ihr Kind. Die großen Schwingen des Adlermanns rauschten wie der Wind, während er sie in Sicherheit trug.
    Mit einem gewaltigen, knirschenden Krach brach der Spiralturm zusammen. Steinsplitter und Rußwolken stiegen in die Luft und vereinigten sich mit den Rauchschwaden.
    Die Geretteten kamen um Haaresbreite davon. Obba hatte nicht so viel Glück: Sein letzter qualvoller Gedanke galt all den kostbaren Münzen, die er nie zu Gesicht bekommen würde.
    Der Adlermann bog ab, schlug einmal mit den Flügeln und setzte seine Last dann auf einem breiten flachen Stein am Ende der Klippen nieder. Er landete ein paar Schritte entfernt. Einen Moment lang sah er sie nur an, seine goldenen Augen leuchteten – nicht wegen der flackernden Feuer ringsum, sondern wegen eines weitaus seltsameren Feuers in ihm.
    Der Adlerjunge und die Frau schauten schweigend
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