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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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lag. Und langsam grinste er.
    »Ja, ja, mein kleiner Bruder. Sieht so aus, als müsste ich auch deinen Teil vom Lohn ausgeben.«
    Er bückte sich nach dem Sack, dann hielt er inne. Ihm fiel ein, was Ossyn über den Stock gesagt hatte. Er hob einen geraden, stämmigen Ast vom Nestboden und verstaute ihn neben dem Adlerjungen. Dann schwang er sich den Sack über die Schulter, stieg über den Rand und rutschte die Wand aus verschlungenem Geäst hinunter. Schließlich schlugen seine Stiefel auf festen Fels.
    Obba stand oben auf den Klippen und schaute sich argwöhnisch nach Flammenschächten um. Und, noch vorsichtiger, nach diesen verdammten Feuerpflanzen! Dann bemerkte er endlich das, was er sich wünschte – einen spiralförmigen Turm aus Steinen auf dem Klippenkamm   –, und ging los.
    Jetzt kommt der leichte Teil,
sagte er sich. Kein Kriechen oder Klettern mehr! Er musste lediglich der Kammlinie folgen bis zu diesem Turm. Eigentlich konnte er fast die gräss lichen Flammenschächte vergessen . . . und so tun, als mache er einen Abendspaziergang. Wie irgendein Dorfältester vielleicht. Einer, der bald sehr, sehr reich sein würde.
    Warum sollte er sich also nicht ein bisschen was gönnen? Er blieb stehen, ließ den Sack fallen und entkorkte eine kleine Zinnflasche. Feuergebräu, nannten die Einwohner das. Aus gutem Grund! Er nahm einen ordentlichen Schluck und spürte ihn heiß durch die Speiseröhre rinnen. Und dann noch einen.
    Ha, das ist besser.
    Er rülpste und grinste wieder, diesmal ein wenig schief. Er schaute zu dem Sack auf den Steinen hinunter, hatte der sich nicht gerade ein wenig bewegt? Ein schneller Stiefeltritt sorgte für Ruhe. Der Junge darin stöhnte und der Sack lag wieder still.
    Erneut schulterte Obba die Last. Merkwürdig, das Gehen kam ihm jetzt ein bisschen schwieriger vor – als ob ein paar kleine Beben die Steine unter seinen Füßen schwanken ließen. Aber kein Grund zur Sorge. Solange er Abstand zum steilen Klippenrand hielt, war er nicht in Gefahr.
    Jetzt konnte er die grünen Flammen am Fuß des Spiralturms als Flecken erkennen. Genau wie Weißhand gesagt hatte. Dieser alte Ränkeschmied hatte wirklich die ganze Sache genau ausbaldowert – die Klippen, das Kind, sogar die Adlerfrau. Obba nickte grimmig und klopfte auf den Gurt seines leeren Köchers. Und er erinnerte sich an die letzten Anweisungen:
Bringt das Kind einfach durch die Pforte der grünen Flammen, sagt den Spruch und lasst euch von meiner Kraft nach Hause führen.
    Zwei zischende Finger sprangen aus einem Spalt und griffen nach seinem Stiefel. Obba sprang zur Seite und wäre fast gestrauchelt. Wieder diese Beben! Der ganze Bergrückenschien unter seinen Füßen zu wanken. Obba schaute zum Spiralturm und fragte sich, wie der bei all diesem Schwanken aufrecht blieb.
    Ah, aber jetzt hatte er über andere Sachen nachzudenken. Wichtigere Sachen wie seine Bezahlung. Fast konnte er das Gewicht dieser Münzen spüren, hören, wie sie in seiner Hand klimperten – sein Anteil und der von Ossyn. Ha!
Und der hat mich Holzkopf genannt.
    Plötzlich blieb er stehen. Dort war der Turm, ganz richtig, direkt vor ihm. Er sah größer aus als vermutet – so groß wie ein ausgewachsener Eichbaum. Und der Boden kam Obba noch wackliger vor. Aber was war das? Was bewegte sich vor den grünen Flammen?
    Obba blinzelte. Dort war jemand!
    Er starrte auf die dunkle Gestalt in der rauchigen Nacht, die sich dem Spiralturm aus Steinen näherte. Als sie die flackernden grünen Flammen am Fuß des Turms erreichte, konnte er sie erkennen.
    Eine Frau! Jung. Vom Land, nach dem abgetragenen Kleid und dem strähnigen roten Haar zu urteilen. Obba schmatzte. Nicht übel! Vielleicht gab es noch ein bisschen Spaß, bevor er mit seiner Beute durch die Pforte zurückging.
    Leise schlich er näher und duckte sich hinter einen geschwärzten Felsblock. Er beobachtete sein Opfer. Sie stand vor den grünen Flammen und wandte ihm den Rücken zu. Wahrscheinlich wärmte sie sich die Hände. Plötzlich brüllte Obba und rannte direkt auf die arme Frau zu. Überrascht schrie sie auf und fuhr herum, fast hätte sie dabei den Säug ling fallen lassen, den sie im Arm hielt.
    Nur ein paar Schritte von ihr entfernt blieb er stehen. Mit einem schiefen Grinsen ließ er seinen Sack fallen, der dumpf auf den Boden schlug. Dann breitete Obba die Arme aus und krächzte: »Komm her, mein süßes Blümchen.« Seine krummen Zähne schimmerten grün. »Zeit, sich zu wärmen in dieser
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