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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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immer ein Adler wäre«, sagte er wehmütig. »Fliegen ist viel erfreulicher als stehen oder umherstolzieren. Und auch besser für den Rücken.«
    Noch einmal richtete er den Blick auf den Adlerjungen. »Es ist keine kleine Aufgabe, die ich dir überlasse, mein junger Freund. Es wird einsam sein. Und gefährlich. Und es wird lange dauern – siebzehn Jahre lang. Aber eins kann ich wenigstens versprechen: Eines Tages wirst du eigene große Schwingen haben. Und dann wirst du fliegen! Hoch und weit wirst du fliegen.«
    Zum letzten Mal fuhr er mit dem Finger über den knorrigen Stab. Dann wandte er sich der Frau zu, beugte sich über den Säugling und fragte: »Ein Junge?«
    Sie nickte.
    »Und sein Name?«
    Sie errötete. »Tamwyn.«
    »Hmm, ja. Tamwyn.« Nachdenklich strich er seinen Bart. »Seine Zukunft ist viel trüber, fürchte ich.«
    Die Frau erstarrte.
    »Sein Name bedeutet in der Sprache deines Volks dunkle Flamme, nicht wahr?«
    Zögernd nickte sie.
    Der Alte seufzte. »Ein passender Name für eine solche Nacht. Aber ich frage mich, ob er auch zu dem Jungen passt? Wird er Avalon das Licht einer Flamme bringen oder das Dunkel der Nacht?«
    Er legte dem Kind die Spitze seines knochigen Fingers auf die winzige Stirn. »Im Gegensatz zu deinem neuen Bruder wirst du keine eigenen Flügel haben. Und doch . . . findest du vielleicht deine eigene Methode zu fliegen.«
    Mit der Andeutung eines Lächelns trat er einen Schritt zurück, so dass er am äußersten Rand der Klippe stand. Laut sagte er: »Lebt wohl, ihr guten Leute. Ich bezweifle, dass wir uns je wiedersehen.« Er machte eine Pause und betrachtete sie mit adlerhellen Augen. »Und doch werde ich immer bei euch sein.«
    Wieder legte die Frau dem Adlerjungen die Hand auf die Schulter. Und diesmal ließ er sie liegen.
    »Und jetzt muss ich gehen. In andere Welten, andere Zeiten.« Dann flüsterte der Alte vor sich hin: »Das ist Olo Eopias Schicksal.«
    »Aber . . .«, protestierte die Frau. »Wie willst du gehen?« Sie deutete auf den großen Schutthaufen, der die grünen Flammen unter sich begraben hatte. »Die Pforte ist verschwunden.«
    Der Alte schien es nicht zu hören. Licht schimmerte um seinen Körper und er verwandelte sich wieder in einen mächtigen Adler.
    Mit ausgebreiteten Schwingen sprang er in die Luft und flog hinauf. Immer höher stieg er – dann schwenkte er plötzlich zurück zu den Klippen. Mit einem kreischendenSchrei, der über den Kamm gellte, sprang er auf den rauchenden Schutthaufen zu.
    Der Adlerjunge schrie vor Angst, während die Frau seine Schulter drückte.
    Gerade bevor der Adlermann die Steine erreichte, faltete er die riesigen Flügel hinter dem Rücken. Er schoss hinunter und wurde immer schneller. Doch er schlug nicht auf. Er verschwand direkt in den Steinen und ließ nur ein Windesrauschen zurück . . . und dann Stille.

Teil eins
    1
Land der Glocken
    V orsicht, du lahme Schnecke!«
    Meister Lott stemmte die Fäuste auf die schwabbeligen Hüften und brachte damit die Glocken an seinem Gürtel zum Klingeln. Wütend starrte er zu dem jungen Mann hinauf, der die Leiter hochkletterte. »Gleich lässt du wieder alles fallen – zum fünften Mal heute. Und bei diesem Tempo kommst du nie aufs Dach, du fauler Trottel!«
    Tamwyn brummte, die einzige Antwort, die er zustande brachte. Sein Mund kam ihm so trocken vor wie der Rücken einer Wüsteneidechse. Langsam stieg er eine weitere Sprosse auf der wackligen Leiter hinauf – schon schwierig genug ohne einen riesigen Ballen Stroh auf der Schulter. Und einen Hammer und einen Sack Nägel in der Hand.
    Die Leiter verrutschte plötzlich und knarrte unter all dem Gewicht. Tamwyn hielt sich fest, schaute aber hinunter auf die abgenutzten Rankenseile, die das Ding zusammenhielten. Sie sahen aus, als würden sie gleich reißen.
Haltet bloß durch
, bat er tonlos.
Das ist meine letzte Ladung. Mein letzter Ballen.
    Er versuchte sich die Haare aus den Augen zu schütteln.
Und mein letzter Tag als Dachdecker. Das verspreche ich.
    Ein großer Fehler war es gewesen, dass er zugestimmt hatte heute für Lott zu arbeiten – und die endlosen Beleidigungen waren noch das Geringste. Der Rücken tat ihm weh. Die Beine schmerzten. Zahllose Strohhalme stachen ihn in Hals und Gesicht. Und diese verdammten Läuse . . .
    Er knurrte bei dem Gedanken. Läuse. Nie hörten sie zu, im Gegensatz zu den meisten anderen Geschöpfen, die er auf seinen Reisen kennen gelernt hatte. Nie sprachen sie mit ihm. Nie taten
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