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Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung

Titel: Der Zauber von Avalon 01 - Sieben Sterne und die dunkle Prophezeiung
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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»Dieses Stroh trägt sich nicht selbst hinauf.«
    »Ja, Meister Lott.«
    »Und lass nicht noch einen Ballen fallen, sonst bringst du dich nicht nur um deinen Lohn, sondern auch um dein Abendessen.« Das letzte Wort sprach er fast ehrfürchtig aus und verzog dabei die drei Kinne zu einem dreifachen Grinsen. »Die Frau hat mir für heute Abend gebratenes Kaninchen versprochen, weil ich so schwer an diesem Dach gearbeitet habe.«
    Tamwyn biss sich auf die Zunge.
    »Ich glaube, ich schau jetzt mal, was sie macht«, kündigte Lott an. »Vielleicht braucht sie Hilfe in der Küche. Mmm . . . gebratenes Kaninchen.« Er schmatzte, dann schoss er einen mörderischen Blick zu seinem Arbeiter. »Und es wäre gut, wenn du fertig wärst, bis ich zurückkomme.«
    »Ja.« Die Erwähnung von Essen hatte Tamwyn daran erinnert, dass er nicht nur durstig, sondern auch hungrig war.
    Oh, er gäbe alles für eine Hand voll frischer Mondbeeren, die waren so dick und saftig! Aber gebratenes Kaninchen . . . Er konnte fast riechen, wie es auf dem Feuer brutzelte und Saft ausschwitzte. Wie die Bären oder Habichte, die er in der Wildnis gesehen hatte, machte es ihm nichts aus, Fleisch eines anderen Geschöpfs zu essen – solange das Tier schnellgetötet, ohne Vergeudung zubereitet und mit den üblichen Dankesworten verzehrt wurde. Tamwyn grinste fast, als er sich fragte, ob ein hungriger Bär je innegehalten hatte, um den Drumanersegen zu sprechen.
    Aber bevor er essen und trinken konnte, musste er fertig werden. Er hatte Lott versprochen die Arbeit zu erledigen. Und wenn Scree ihn etwas gelehrt hatte, dann die Bedeutung von Versprechen. Adlermenschen galten nichts, wenn sie nicht zu ihrem Wort standen! Allerdings hatte Scree am Todestag ihrer Mutter auch versprochen, dass die beiden Brüder nie getrennt werden würden.
    Tamwyn fuhr sich mit dem Ärmel seiner braunen Tunika über die Stirn und wischte weg, was seine Augen tränen ließ. Er verlagerte den Ballen auf seiner Schulter und stieg eine weitere Sprosse hinauf und noch eine. Rußflocken blieben an seinen Wimpern hängen, aber er achtete nicht darauf. Wenigstens waren es keine Läuse.
    Nur noch drei Sprossen. Dann kann ich diese Ladung endlich loswerden.
    Tamwyn zitterte unter dem Gewicht, während er hörte, wie es in dem Nagelsack in seiner Hand klimperte. Wie wenn die kleinen und großen Glocken in den Dörfern von Steinwurzel schlugen und läuteten und bimmelten, war etwas seltsam Tröstliches in dem Geräusch. Tamwyn konnte nicht erklären, warum, aber er war dankbar dafür, dass er so viele Jahre – alle seit der Trennung von Scree – im Land der Glocken verbracht hatte. Das war einer von Steinwurzels auffälligsten Vorzügen, so traditionell wie die Häuser mit ihren Strohdächern und Steinplattenmauern, so unverkennbarwie die nördlichen Berge, die fast überall im Land zu sehen waren.
    Glocken. Sie hingen an den Hälsen der Ackerpferde und sogar an den Pflügen. Sie läuteten, wenn sich die Schweine, Schafe und Ziegen bewegten. Sie hingen oben in den Steinhäusern und Scheunen, an Wetterfahnen und an den Türen der Keller, in denen große Fässer mit gebrautem Bier standen. Und sie wurden sogar am Gürtel getragen von Leuten wie Lott. Und von Tamwyn, der eine kleine Quarzglocke in der Hüftgegend seiner Tunika trug . . . eine Glocke, die unentwegt läutete, wenn er durch Wälder und Täler lief, so frei wie eine Feder im Wind.
    Er drehte den Kopf leicht gegen den Ballen und schaute hinunter aufs Dorf. Durch die vielen identischen Häuser – alle mit den gleichen Mauern aus Steinplatten, alle in geraden Reihen – glich das Dorf einem Feld mit großen, fast quadratischen Kürbissen. Umso mehr, als jetzt Herbst war und die Felsen wie überall sonst in Steinwurzel die jahreszeitlichen orangen und goldenen Farbschattierungen annahmen. Selbst hoch im Norden, in den oberen Gebieten von Steinwurzel, wo die Dürre allem die Farben zu entziehen schien, veränderten sich die Felsen immer noch mit den Jahreszeiten.
    Tamwyn biss sich verwundert auf die Lippe. Die Felsen von Steinwurzel wechselten jeden Herbst, Winter, Frühling und Sommer ihre Farben; aber traf das auch für Avalons andere Reiche zu? Alle sieben Länder waren Wurzeln desselben großen Baums, das war sicher . . . doch ob auch sie sich in jeder Jahreszeit veränderten, war ein Geheimnis. WürdenBäche und Teiche in Wasserwurzel die Farbe wechseln? Wie stand es mit den dunklen Höhlen von Schattenwurzel? Und den
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