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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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mit nur einem Meter siebenundfünfzig von kleinem Wuchs und hatte schmale Schultern. Da sein Kopf auf einem so winzigen Körper ruhte, wirkte er, auch dank des Schopfs karottenroter Haare, überdimensioniert und gewaltig. Swinburne hatte hellgrüne Augen und war glatt rasiert. Er sah erheblich jünger als die vierundzwanzig Jahre aus, die er angeblich zählte.
    »Vermaledeit!«, quiekte er. »Jetzt muss ich die Elegie für jemand anderen verwenden. Wer ist unlängst gestorben? Irgendeine denkwürdige Persönlichkeit? Hat sie dir gefallen, Richard? Die Zeile ›Denn die Welt, deren wildeste Wege er betrat‹ fand ich besonders passend.«
    »Schweigen Sie still, Swinburne«, herrschte Murchison ihn an. »Burton, ich versuche nicht, Sie zu brechen, falls Sie das andeutenwollten. Henry Stanley war mit besseren finanziellen Mitteln als Sie ausgestattet, um die Nil-Frage zu klären. Ich hatte kaum eine andere Wahl, als die Unterstützung der Society jenem Budget hinzuzufügen, das er von seiner Zeitung erhält.«
    »Und jetzt ist er verschollen!«, stieß Burton knurrend hervor. »Wie viele Flugmaschinen müssen noch über Afrikas Seenregion verschwinden, bevor Sie erkennen, dass die einzige Möglichkeit dorthin ein Fußmarsch ist?«
    »Mir ist das Problem durchaus bewusst, Sir, und Sie sollen wissen, dass ich Stanley gewarnt habe. Seine Zeitung bestand darauf, dass er Rotorstühle verwenden soll!«
    »Pah! Ich kenne das Gebiet besser als jeder andere im britischen Empire, aber Sie hielten es ja für angebracht, einen verdammten Journalisten an meiner Statt hinzuschicken! Wer kommt als Nächstes, Murchison? Vielleicht ein Tanzensemble aus dem Varietétheater?«
    Sir Roderick erstarrte. Er verschränkte die Arme vor der Brust und erwiderte frostig: »Samuel Baker will ebenso wie John Petherick eine Rettungsmission unternehmen, aber wen auch immer ich entsenden werde, Sie werden es nicht sein, darauf können Sie Gift nehmen! Ihre Tage als Geograf sind gezählt. Mir scheint jedoch, das gilt nicht für Ihre Tage als Trinker!«
    Burton biss die Zähne zusammen, zupfte seine Jacke zurecht, holte tief Luft, hielt den Atem an und blies ihn anschließend unverrichteter Dinge aus. Alle Streitlust fiel von ihm ab. In gedämpftem Tonfall sagte er: »Sam und John sind gute Männer. Kompetent. Sie wissen, wie man mit den Eingeborenen umgeht. Verzeihung, Sir Roderick, es fällt mir schwer, loszulassen. Ich habe immer noch das Gefühl, es läge an mir, die Nil-Frage zu beantworten, obwohl ich mittlerweile eine neue und völlig andere Rolle zu spielen habe.«
    »Ach ja. Ich habe das Gerücht gehört, Palmerston hätte Sie in seinen Dienst genommen. Ist es wahr?«
    Burton nickte. »Ja.«
    »Als was?«
    »Das ist schwer zu sagen. Mein Titel lautet ›Agent des Königs‹. Es handelt sich gewissermaßen um eine ermittlerische Tätigkeit.«
    »Dann würde ich meinen, dass Sie bestens dafür geeignet sind.«
    »Mag sein. Dennoch hege ich weiterhin ein Interesse an … Nun ja, Sir, falls Sie etwas hören …«
    »Lasse ich es Sie wissen«, unterbrach ihn Murchison barsch. »Und jetzt gehen Sie! Trinken Sie Kaffee. Werden Sie nüchtern. Zeigen Sie etwas Selbstachtung, Mann!«
    Damit wandte sich der Präsident ab, stapfte die Treppe zurück hinauf und rückte unterwegs Drakes Porträt gerade.
    Ein Diener brachte Burton und Swinburne ihre Mäntel, Hüte und Stöcke, und die beiden Männer gingen auf wackligen Beinen durch die Eingangshalle und die Doppeltür hinaus.
    Der Abend präsentierte sich dunkel und feucht. Nach den Regenschauern des Tages glitzerte die Umgebung von den Reflexionen der Wassertropfen. Ein kalter Wind zerrte an ihren Kleidern.
    »Kaffee im Hotel Venetia?«, schlug Burton vor und knöpfte seinen schwarzen Mantel zu.
    »Oder noch einen Brandy und ein paar Streicheleinheiten?«, gab Swinburne zurück. »Die Verbena Lodge ist nicht weit von hier.«
    »Verbena Lodge?«
    »Das ist ein verrufenes Haus, in dem die Züchtigungen …«
    »Kaffee!«, beharrte Burton.
    Sie liefen die Whitehall Place entlang, bogen nach rechts in die Northumberland Avenue und hielten auf den Trafalgar Square zu. Swinburne begann, ein von ihm verfasstes Lied zu singen:

    »Wärst du die Königin der Freud,
    Und ich der König der Pein,
    Liebe würden wir suchen heut’,
    Peitschen diese Füß’ so fein.
    Federgekitzel, ich wär’s nicht gereut,
    Und Zügel in den Mund hinein,
    Wärst du die Königin der Freud,
    Und ich der König der Pein.«
    Sein
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