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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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aussehender Bursche, kurz, aber breit, mit dicken Gliedmaßen und kräftiger Brust, funkelnden blauen Augen und einem buschigen, nach oben gezwirbelten braunen Schnurrbart. Sein kantiges Kinn wies treffenderweise auf eine Spur von Dickköpfigkeit hin. Er trug einen dunklen Kammgarnanzug und einen Bowler.
    »Hallo, Männer!«, sagte er vergnügt. »Wohl einen heben gewesen, was?«
    »Ist das so offensichtlich?«, murmelte Burton.
    »Sie beide haben den Platz nicht unbedingt in gerader Linie überquert.«
    »Wir sind unterwegs zum Venetia, um Kaffee zu trinken.«
    »Sehr klug. Stark, schwarz, mit reichlich Zucker. Das ist Constable Bhatti.«
    Der Polizist, der neben Trounce stand, salutierte zackig. Er war schlank, jung und ziemlich gut aussehend.
    »Ich habe schon viel von Ihnen gehört, Sir«, verriet er überschwänglich und mit leichtem indischen Akzent. »Mein Vetter,Commander Krishnamurthy, hat Ihnen im Gefecht von Old Ford gedient.«
    Er bezog sich damit auf die Schlacht, die Burton, Swinburne und etliche Männer von Scotland Yard gegen die Technokraten und Aufrührer ausgetragen hatten. Die beiden eigentlich gegnerischen Gruppen – die eine hatte sich wissenschaftlichem Fortschritt verschrieben, die andere anarchistischer Revolution – hatten sich damals zusammengetan, um zu versuchen, eines Mannes aus der Zukunft habhaft zu werden, der als Spring Heeled Jack bekannt geworden war. Burton hatte die Gruppierung besiegt und das Objekt ihrer Begierde getötet.
    »Krishnamurthy ist ein durch und durch guter Mann«, merkte Swinburne an. »Aber Commander? Ist er befördert worden?«
    »Ja, Sir. Es ist ein neuer Rang bei der Polizei.«
    Trounce fügte hinzu: »Man hat ihn zum Leiter der neu gegründeten Flugeinsatzgruppe gemacht, und das aus gutem Grund. Ich kenne niemanden, der so mit einem Rotorstuhl umgehen kann wie Krishnamurthy.«
    Burton nickte zustimmend und betrachtete neugierig die reglose Decke, die bislang stumm geblieben war.
    »Also, was geht hier vor, Trounce?«
    Der Detective Inspector wandte sich an seinen Untergebenen. »Würden Sie es bitte erklären, Constable?«
    »Gewiss, Sir.« Der junge Polizist sah Burton und Swinburne an, und seine dunklen Augen schimmerten vor Aufregung. »Es ist fabelhaft! Ein waschechtes Wunder! Praktisch ein Kunstwerk! Ich habe noch nie etwas so Komplexes oder …«
    »Bitte nur die Fakten, Junge«, warf Trounce ein.
    »Ja, Sir. Tut mir leid, Sir. Wissen Sie, Captain Burton, das hier ist mein Revier, und auf meinen Kontrollgängen passiere ich etwa alle fünfzig Minuten den Platz. Heute Abend war es recht still. Ich habe wie üblich meine Runden gedreht, und es gab wenig zu berichten, abgesehen von den üblichen Prostituierten und Trunkenbolden … äh … das heißt …«
    Er verstummte, räusperte sich erst einmal, dann noch einmal und warf einen Hilfe suchenden Blick zu seinem Vorgesetzten.
    William Trounce lachte. »Keine Sorge, mein Junge, Captain Burton und Mr Swinburne haben gefeiert, das ist alles. Richtig, meine Herren?«
    »Genau«, bestätigte Burton etwas verlegen.
    »Und ich hätte nichts dagegen, weiterzufeiern!«, verkündete Swinburne.
    Burton verdrehte die Augen.
    Trounce wandte sich an Bhatti: »Also war alles wie sonst?«
    Der Constable nickte. »Ja. Ich habe den Dienst heute Abend um sieben Uhr angetreten und bin dreimal ohne Zwischenfälle hier vorbeigekommen. Beim vierten Mal fiel mir eine Menschenmenge auf, die sich hier versammelte, wo wir gerade stehen. Ich kam her, um der Sache auf den Grund zu gehen, und fand das …« Er deutete auf die verhüllte Gestalt.
    Trounce streckte die Hand aus und zog die Decke weg.
    Burton und Swinburne sogen scharf die Luft ein.
    »Wunderschön, nicht wahr?«, rief Bhatti.
    Vor ihnen stand ein mechanischer Mann. Er bestand aus poliertem Messing, war schmal und etwa einen Meter fünfundsechzig groß. Der Kopf wies die Form einer Blechbüchse auf, oben und unten flach und ohne besondere Merkmale, abgesehen von drei runden vertikal an der Vorderseite angeordneten Aussparungen, durch die man in das Innere des mechanischen Wunderwerkes sehen konnte. Das oberste kleine Fensterchen glich dem winzigen glasgeschützten Bullauge eines Schiffes, durch das man zahlreiche bewegungslose Rädchen sehen konnte, so klein, komplex und präzise gearbeitet wie das Innenleben einer Taschenuhr. Der mittlere Kreis verfügte über ein schützendes Drahtnetzgitter, und beim Untersten handelte es sich um ein einfaches Loch, aus dem
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