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Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)

Titel: Der wundersame Fall des Uhrwerkmanns: Roman (German Edition)
Autoren: Mark Hodder
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drei sehr dünne, etwa zehn Zentimeter lange Drähte ragten. Sie waren gerade und vibrierten leicht in der Brise.
    Der Hals setzte sich aus dünnen Wellen und Kabeln, Drehgelenken und Angeln zusammen. Ein schmaler Zylinder bildete den Rumpf des mechanischen Mannes. Aussparungen und kleine Fenster darin offenbarten Zahnräder und Federn, zierliche kleine Kurbelwellen, Gyroskope, Schwungscheiben und ein Pendel im Inneren. Die dünnen, aber kräftig wirkenden Arme endeten in Händen mit drei Fingern, die robusten und röhrenförmigen Beine in ovalen, leicht gewölbten Füßen.
    »Eine wahre Pracht, nicht wahr?«, hauchte Constable Bhatti. »Schauen Sie, hier auf dem Rücken. Sehen Sie dieses Loch? Hier wird der Schlüssel angesetzt.«
    »Der Schlüssel?«, fragte Burton ungläubig.
    »Ja! Zum Aufziehen! Es ist ein Federantrieb, wie bei einer mechanischen Uhr.«
    »Bhatti ist Scotland Yards Amateur-Technokrat«, warf Trounce ein. »Er ist von allen Polizisten Londons zweifellos genau der Richtige, um auf diese Gerätschaft zu stoßen.«
    »Ein glücklicher Zufall für den Constable«, meinte Swinburne anerkennend.
    »Das ist mein Steckenpferd«, erklärte der junge Polizist begeistert. »Ich bin Mitglied in einem Geselligkeitsverein. Wir befassen uns mit Geräten – versuchen, sie schneller zu machen oder auf verschiedenste Weise anzupassen. Gütiger Himmel, die anderen wären außer sich, wenn ich mit diesem Exemplar auftauchte!«
    Burton, der begonnen hatte, die Messinggestalt mit einer Lupe zu untersuchen, erkundigte sich gedankenverloren bei dem Polizisten, was er nach der Entdeckung des mechanischen Mannes getan hatte.
    »Die Menschenmenge wurde immer größer – Sie wissen ja, dass sich der Londoner um alles schart, was ungewöhnlich ist –, deshalb pfiff ich um Hilfe. Nachdem einige Constables eingetroffen waren, untersuchte ich den Mechanismus gründlich. Ich muss zugeben, dass ich mich darin ein wenig verlor, weshalb ich Scotland Yard vielleicht nicht so rasch verständigt habe, wie ich es hätte tun sollen.« Er blickte verlegen zu Trounce. »Tut mir leid, Sir.«
    »Und was meinen Sie, was ist die Geschichte unseres Metallfreundes?«, fragte Burton.
    »Wie ich schon sagte, Captain, in seinem Inneren ist ein mechanisches Uhrwerk. Ich vermute, dass es abgelaufen ist. Warum das Ding überhaupt durch die Straßen lief, kann ich mir aber nicht erklären.«
    »Wenn er durch die Straßen gelaufen ist, muss er doch schon Aufmerksamkeit erregt haben, bevor er hier ankam. Hat ihn irgendjemand kommen sehen?«
    »Wir haben Erkundigungen angestellt«, meldete sich Trounce zu Wort. »Bisher haben wir vierzehn Personen ausfindig gemacht, die ihn beim Überqueren des Platzes beobachtet haben, aber niemanden, der ihn davor gesehen hat.«
    »Also ist es möglich – vielleicht sogar wahrscheinlich –, dass er in einem Fahrzeug zum Rand des Platzes gebracht wurde«, stellte Burton fest.
    »Ja, durchaus, Captain. Ich würde sagen, das ist sogar sehr wahrscheinlich«, pflichtete ihm der Detective Inspector bei.
    »Er könnte sich aber auch den Weg durch die Straßen gebahnt haben«, warf Bhatti ein. »Ich will nicht behaupten, dass es so war – ich meine damit nur, dass die Gerätschaft zu einer solchen Navigation grundsätzlich in der Lage ist. Sehen Sie das hier?« Er tippte mit einem Finger an das obere Bullauge vorne am Kopf der Maschine. »Das da drin ist ein Babbage. Können Sie das glauben? Ich hätte nie gedacht, dass ich tatsächlich mal eines zu sehen bekommen würde! Stellen Sie sich nur vor, was dieses Ding kostet!«
    »Ein Babbage, Constable?«, fragte Trounce.
    »Ein Babbage«, wiederholte Bhatti. »Eine Vorrichtung außerordentlicher Komplexität. Sie berechnet Wahrscheinlichkeiten und handelt dann je nach Ergebnissen. Kein je geschaffenes Gebilde kommt dem menschlichen Gehirn näher, aber das Geheimnis seiner Bauweise ist nur einem Menschen bekannt – seinem Erfinder, Sir Charles Babbage.«
    »Er ist ein Einsiedler, nicht wahr?«, fragte Swinburne.
    »Ja, Sir, und ein exzentrischer Misanthrop. Er hat eine Abneigung gegen das, was er als ›die gemeinen Horden‹ bezeichnet, und insbesondere gegen den Lärm, den sie veranstalten, deshalb zieht er es vor, für sich zu bleiben. Er baut diese Rechenmaschinen von Hand und versieht sie mit versteckten Sprengladungen, um zu verhindern, dass jemand herausfindet, wie sie funktionieren. Jeder Versuch, sie zu zerlegen, führt zu einer Explosion.«
    »Gegen so etwas
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