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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet
Autoren: Robert Sheckley
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Vorahnung?«
    »Ich hatte den Eindruck, eine Stimme sagen zu hören: Der Imperator ist die Endstation. Er ist der Sklave der Zeit.«
    »Und das war alles?«
    »Alles, was ich gehört habe«, bestätigte Hieronymus.
    »Wie seltsam, düster und bedrohlich«, meinte der neue Mingus grinsend. »Wie interpretierst du diese Prophezeiung – oder was immer das sein soll?«
    »Es verweist, glaube ich, auf eine weniger erfreuliche Entwicklung, aber ich weiß nicht, auf welche. Mach daraus, was du willst.«
    »Gut«, sagte Mingus, »du hast mir ein Imperium gegeben und ein Orakel, und ich danke dir für beides von Herzen, besonders für das Imperium. Wie kann ich mich revanchieren?«
    »Ich darf mir von dir als Imperator etwas wünschen?«
    »Ja, alles, was du willst.«
    »Dann geh und herrsche über dein Imperium, und lass mich und den Rest von uns das tun, was wir tun müssen.«
    »Ohne Zweifel mache ich damit einen Fehler«, erwiderte Mingus, »aber ich werde tun, worum du mich gebeten hast. Gott allein weiß, welche weiteren Komplikationen ich heraufbeschwöre, wenn ich hier noch mehr Gleister umbringe. Aber vergiss nicht …«

    Mingus hielt inne. Neben ihm hatte sich ein weiterer Mann auf der Bühne materialisiert.

Dritte Hauptzeitlinien-Kreuzung:
    Der Neuankömmling war ein alter Mann mit grauem Bart und einem verbitterten Gesicht. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und blickten düster.
    »Wer bist du?«, verlangte Mingus zu wissen.
    »Ich bin du, Egon. Ich bin Mordecai, ich bin Hieronymus, ich bin die anderen. Ich bin der Imperator, der du gerade werden willst. Ich bin gekommen, um dich zu bitten, abzudanken und damit zu ändern, was noch geändert werden kann.«
    »Warum sollte ich das tun?«, fragte Mingus.
    »Weil der Imperator der Sklave der Zeit ist.«
    »Das ergibt keinen Sinn, Alter! Wer bist du wirklich? Hieronymus, diese Sache sieht genau nach der Sorte von dramatischem Auftritt aus, den du dir irgendwann ausdenken könntest.«
    »Ich kann dir nicht versprechen, wie ich mich im Alter benehmen werde, falls das mein älteres Ich sein sollte.«
    »Danke ab!«, verlangte der alte Mann.
    »Für dumme Scherze ist hier niemand zu haben«, rief Mingus, zielte mit seiner imperialen Pistole und feuerte.
    Der Schuss bewirkte gar nichts. Der alte Mann schüttelte nur verzweifelt den Kopf. »Ich kann nicht getötet werden – nicht hier, nicht jetzt, nicht von dir. Die Realität ist eine Frage des Standortes, wie du noch lernen wirst, wenn du erst einmal in die Jahre kommst. Jetzt muss ich wieder zurück an meine Arbeit.«
    »Welche Arbeit ist das?«, fragte Hieronymus.

    »Alle Sklaven haben die gleiche sinnlose Arbeit zu verrichten«, sagte der alte Mann und verschwand.
    Mingus rieb sich irritiert das Kinn. »Nichts als ein Geist, um das Drama ein wenig spannender zu machen. Hieronymus, wohin gehst du?«
    Hieronymus war gerade dabei, seine Zeitmaschine einzustellen. Er sah auf und meinte: »Ich gehe auf die Reise.«
    »Wohin?«
    »Einen alten Freund besuchen.«
    »Wen? Wovon redest du?«
    »Wir sehen uns zu gegebener Zeit wieder.«
    »Warte, Hieronymus«, rief Mingus. »Bleib bei mir und hilf mir, eine echte, menschenwürdige Zivilisation aufzubauen. Wir machen es so, wie du es wolltest …«
    »Nein«, sagte Hieronymus und drückte auf den Knopf.

Vierte Hauptzeitlinien-Kreuzung:
    Dieses Mal kam Gleister in der Nähe von Krul in der Spätzeit des Mingus-Imperiums an. Er tauschte einige seiner Kleidungsstücke gegen die örtliche Währung ein und nahm den nächsten Pferdebus nach Washington. Von der Poststation ging er zu Fuß zum Weißen Haus, dem Sitz der imperialen Regierung und inzwischen eine byzantinische Stadt in der Stadt. Er bat einen Hauptmann der Äußeren Wache, ihn beim Imperator anzumelden.
    »Das soll wohl ein Witz sein«, brummte der Hauptmann. »Wenn Sie eine Audienz wollen, wenden Sie sich mit Ihrem Antrag gefälligst an die entsprechenden Stellen.«
    »Melde mich an, wenn dir dein Job etwas wert ist«, sagte Hieronymus. »Du kannst ihm sagen, dass Hieronymus hier ist.«

    Der Hauptmann blieb skeptisch, aber er wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Also telefonierte er mit seinem Vorgesetzten, der wiederum beim Kommandanten der Wache nachfragte. Zehn Minuten lang geschah gar nichts, doch dann geschah alles sehr schnell.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, sagte der Hauptmann. »Ich bin neu auf diesem Posten und habe den Sonderbefehl bezüglich Eurer Person noch nicht erhalten. Bitte hier
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