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Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet
Autoren: Robert Sheckley
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bemerkenswert wie die Zeitreise selbst.
    Es gab Gleister jeden Alters zwischen zwanzig und sechzig Jahren. Alle besaßen dieselbe äußerliche Erscheinung, aber abgesehen davon, waren ihre Unterschiede auffälliger als die Gemeinsamkeiten.
    Jeder Gleister hatte die gleichen Eindrücke und Veränderungen erlebt, jedoch zu verschiedenen subjektiven Augenblicken. Die Ereignisse hatten jeden der Männer zu einem ganz bestimmten und einzigartigen Zeitpunkt seines Daseins getroffen, in jedem neue und unerwartete emotionale Reaktionen produziert, ihn verändert und gezeichnet, bis er zu einem völlig eigenen Individuum geworden war, das sich von allen anderen Gleistern unterschied.
    Nach dem äußeren Eindruck ließen sich verängstigte und mutige Gleister erkennen, hektische und phlegmatische, gesellige und einzelgängerische, clevere und verwirrte.
    Während unser Gleister über seine Beobachtungen nachdachte, stand einer der Gleister auf und stellte sich als Mordecai Gleister vor. Er bat um das Wort in einer sehr dringenden und für die Debatte entscheidenden Angelegenheit. Egon bat ihn daraufhin auf das Podium.

    »Ich will mich kurz fassen«, versprach Mordecai. »Mir scheint, die Sache mit dem Imperator ist hier noch nicht von allen Seiten beleuchtet worden. Wir haben immer wieder kritiklos behauptet, dass dieser Mann und seine Ziele verdammenswert seien. Aber können wir gerade in diesem Punkt eigentlich sicher sein? Überlegen wir doch …«
    Hieronymus Gleister starrte ihn an. Er hatte diesen selbstsicheren, bärtigen Mann in den Fünfzigern schon einmal irgendwo gesehen. Aber wo?
    Dann traf ihn die Erleuchtung wie ein Blitz.
    Hieronymus Gleister sprang auf und rannte zum Podium. »Haltet diesen Mann!«, schrie er dabei. »Es ist Mingus! Mingus der Imperator!«
    Egon zögerte einen kurzen Moment, dann hatte er sich entschieden. Er und Hieronymus näherten sich Mordecai. Andere Gleister aus den ersten Reihen stürmten nach vorn. Doch plötzlich erstarrten alle.
    Mordecai Gleister hatte eine stahlblaue Pistole gezogen und zielte damit auf Egon.
    »Bitte setzen Sie sich wieder!«, rief Mordecai. »Nur der Vorsitzende Egon und dieser junge Mann hier bleiben bei mir auf dem Podium. Das Leben der beiden hängt allein vom guten Benehmen der Übrigen ab. Ich habe eine Erklärung abzugeben.«
    Alle nahmen ihre Plätze wieder ein, nur Egon und Hieronymus mussten sich die Erklärung im Stehen anhören.
    »Die Waffe, die ich hier in der Hand halte«, begann Mordecai, »sieht aus wie eine gewöhnliche Pistole, aber in ihrem Gehäuse befindet sich keine gewöhnliche Projektilmechanik. In Wahrheit haben Sie es hier mit einer eigens von mir entwickelten neuen Waffe zu tun, die auf dem Prinzip der Laser-Diffusion beruht. Auf fünf Meter Entfernung hat sie zunächst eine paralysierende Wirkung. Der
Tod folgt wenige Sekunden später, wenn der Strahl nicht unterbrochen wird. Zu welcher Reaktion Sie sich im Folgenden auch entscheiden werden, Sie sollten diese Waffe dabei im Auge behalten.« Mordecai schwieg, um seine Worte auf die Versammlung wirken zu lassen. Dann fuhr er mit einem heiteren Lächeln fort: »Meine lieben Brüder und loyalen Untertanen, der Imperator Mingus grüßt euch hiermit ganz herzlich.«

Zweite Hauptzeitlinienkreuzung:
    »Aus meiner Sicht sieht die Sache folgendermaßen aus«, erklärte Mingus. »Ich habe eine Zeitmaschine erfunden und reiste mit ihrer Hilfe in die ferne Zukunft. Dort machte ich verschiedene bemerkenswerte Erfahrungen, die zum Ausgangspunkt all meiner weiteren Unternehmungen wurden. Ich kam in eine Welt, die ein trauriger, von Brutalität beherrschter Ort war, all ihrer wirtschaftlichen und geistigen Ressourcen beraubt, zerfallen in winzige, einander bekriegende Königreiche. Da übernahm ich die Macht, was mir mit den Möglichkeiten der Zeitmaschine natürlich nicht schwerfiel. Aber dass ich Erfolg hatte, lag nicht allein in der unbezwingbaren Macht meiner Maschine begründet. Die Zeit für eine neue Ordnung der Welt war gekommen und ich war der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt.
    Diejenigen von euch, die sich bereits ein wenig in meinem Reich umgesehen haben, halten nicht viel davon. Aber ihr seid vorschnell und unbedacht mit eurem Urteil. Ihr wisst nicht, was ich einst hier vorgefunden habe. Ich versichere euch, dass meine Ziele Frieden und Wohlstand für jedermann sind. Ja, und auch politische Rechte und Freiheit, sobald die Menschen intelligent und eigenverantwortlich
genug sind,
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