Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der widerspenstige Planet

Der widerspenstige Planet

Titel: Der widerspenstige Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
Vom Netzwerk:
schwierig, Dinge von Dauer zu entdecken. Man muss sehr clever sein, um Wiederholungen zu bemerken, und es ist schwierig, irgendwelche Gewissheiten zu finden. Aus historischer Sicht verkörpern die Zustände niedriger Wahrscheinlichkeit das Paradies. Sie sind die bevorzugten Urlaubsziele der Haschaschinen, der Mystagogen und der Doper. Im Allgemeinen sind es ausgesprochen tolle Gegenden, weshalb die meisten Leute nie dorthin gelangen.
    Es gibt einige Niedrigwahrscheinlichkeitswelten, in denen nicht viel passiert und die ganze Sache so langweilig ist wie Nachsitzen an einem Sommertag. Aber für gewöhnlich ist dort eine Menge los, und man verbringt eine großartige Zeit.
    Gleisters Welt war ein hübscher Ort. Es gab immer eine Menge Mädchen, die herumliefen und fragten: »He, Mann, ist das hier Katmandu?« Ein riesiger Zuckerhut tauchte auf und ein Zitronenbaum und auf dem Weg der niedrigsten Wahrscheinlichkeit entwickelte sich daraus in relativ kurzer Zeit eine Limonadenfabrik.
    Wie der Kalkstein zu sagen pflegte: »Kann ja sein, dass das hier nicht die Wirklichkeit ist, aber man kann’s aushalten, bis die wirklich echte vorbeikommt.«
    Gleister war daher von einem Gefühl echten Bedauerns erfüllt, als er eines Tages am Himmel die Worte aufleuchten sah: »D-d-d-da-da-das war’s, Leute!« Schnell verabschiedete er sich von dem Kalkstein, der sich nun als Anti-Gleisterianisches
Teilchen zu erkennen gab, und den Mädchen, die in Wahrheit belebte Gleisterianische Quanten waren. Dann hielt er völlig überflüssigerweise den Atem an während der kurzen Transition, die folgte.

Hauptzeitlinie Gleister, Folgenkreuzung in der multiplen Zeitspurenkonjunktion:
    Gleister tauchte in einem großen, staubigen und überfüllten Versammlungsraum wieder auf, der, wie er später erfuhr, in den Chrich-Kridarin-Vorbergen in der Nähe der Ruinen von Norfolk lag. Es war gut zweihundertvierunddreißig Jahre vor Mingus’ Aufstieg zur Macht.
    In dem Saal befanden sich etwa hundert Männer. Die meisten von ihnen sahen wie Gleister aus. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn alle Anwesenden waren Gleister.
    Charlie erfuhr bald, dass es sich hier um eine Versammlung handelte, bei der man jedoch nicht recht weiterkam, weil es an einem Versammlungsleiter fehlte. Offensichtlich galt es zuallererst, einen solchen zu wählen. Aber wie wählt man einen Vorsitzenden, wenn es keine entsprechende Organisation gibt? Und woher bekommt man die zur Wahl eines Vorsitzenden notwendige Organisation, wenn man keinen Vorsitzenden für sie hat, der die Organisation organisiert? Ein verzwicktes Problem, das sich da stellte, besonders für die Gleister, zu deren Stärken nicht gerade die Sozialkunde gehört hatte.
    Jeder im Saal wandte sich Charlie Gleister zu, der als letzter Ankömmling vielleicht einen Lösungsvorschlag parat haben mochte.
    »Nun«, meinte Charlie, »ich habe irgendwo mal gelesen, dass die Flachkopf-Indianer die Sitte hatten, den Krieger
mit dem größten Wuchs zum Führer ihrer Kampf-, Jagd-, oder was sie sonst noch so für Gruppen hatten, zu wählen. Es können aber auch die Schoschonen gewesen sein.«
    Alle Gleister nickten in heftiger Zustimmung. Im Wesentlichen hatten es schließlich auch alle gelesen; es war nur niemandem außer Charlie im Moment eingefallen.
    Im Handumdrehen war der längste Gleister ausfindig gemacht, zum Vorsitzenden gewählt, ad hoc und pro tem , und auf das Podium geschickt.
    »Ich bitte um Ruhe«, hob der lange Gleister an. »Bevor wir uns anderen Dingen zuwenden, möchte ich vorschlagen, dass wir uns nicht mehr alle gegenseitig ›Charlie Gleister‹ nennen. Das ist viel zu verwirrend. Zum Zweck einer erfolgreichen Kommunikation zwischen uns schlage ich vor, dass wir uns zunächst jeder einen anderen Vornamen geben. Was haltet ihr davon?«
    Es gab ein lautes zustimmendes Gemurmel im Saal.
    »Dann schlage ich als Nächstes vor, dass wir uns recht ungewöhnliche Namen geben«, fuhr der Vorsitzende fort, »denn fünfzig Toms und Georges sind kein großer Fortschritt gegenüber hundert Charlies. Ich fange einmal bei mir selbst an und nenne mich Egon. Die Sitzung ist für eine Viertelstunde unterbrochen, während der ihr euch auf einen neuen Namen taufen könnt.«
    Nach kurzen Überlegungen nannte der Charlie Gleister, dessen Zeitspur wir bisher verfolgt haben, sich Hieronymus. Er schüttelte Michelangelo Gleister, der rechts neben ihm saß, und Chang Gleister zu seiner Linken die Hand. Dann bat der Vorsitzende

Weitere Kostenlose Bücher