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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen
Autoren: Hans Dominik
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Sharp wurde durch ein leises Klicken an der Wand bei seiner Arbeit gestört. Er blickte zu der Wand hin, von der das Geräusch kam. Neben mehreren anderen Meßinstrumenten, die mit den verschiedenen Installationen des Reading-Hauses in Zusammenhang standen, befand sich dort auch ein Manometer, das den Druck in jener zu dem Tresor
    führenden Gasleitung anzeigte.
    Unverrückt hatte der Zeiger dieses Instrumentes stets auf >Vier< gestanden, denn die vier Atmosphären herrschten in der Leitung. Jetzt war er — Sharp sah es mit einem Blick — bis auf Null zurückgegangen. Die Leitung war drucklos. Im nächsten Augenblick hatte Sharp das Telefon in der Hand und sprach mit dem Polizeihauptquartier.
    „Polizeiwagen... Überfallkommando“, sagte in dem Salon an der nächsten Ecke Tredjakoff zu Bunnin.
    „Wird wieder irgendeine Schweinerei bei Harrow & Bradley sein“, meinte der.
    Bunnin irrte sich. Die beiden Polizeiwagen fuhren am Büro von Harrow & Bradley vorüber und hielten vor dem Reading-Haus.
    Der Türhüter, ein livrierter Neger, sah sie. Mit einem Satz war er auf der Straße und wollte über den Fahrdamm laufen. Da hatten ihn schon zwei Polizisten am Kragen. Im nächsten Moment klirrten die stählernen Fesseln um seine Handgel enke.
    „Schlechtes Geschäft, Jimmy“, meinte der Sergeant, der sie Ihm anlegte, „kalkuliere, die Sache wird euch für zehn Jahre nach Sing-Sing bringen.“
    Aus der Anmeldung stürmten vier Männer in die Vorhalle. Sie sahen, daß der Ausgang des Reading-Hauses bereits von der Polizei besetzt war und wollten über die Treppe neben den Fahrstühlen in die oberen Stockwerke entkommen. Ein scharfer Ruf hinter ihnen: „Hands up!“ Im nächsten Augenblick dröhnte ein Schuß durch den Raum. Scharf pfiff die Kugel an den Banditen vorbei und schlug in die Wand des Treppenhauses ein. Da gaben sie das ungleiche Spiel auf und ließen sich gefangennehmen.
    In der Anmeldung fanden die Polizisten die drei von Hyblins Bande geknebelten Leute und befreiten sie aus ihrer unangenehmen Lage. Dann gab es ein Telefongespräch zwischen der Anmeldung und John Sharp, und danach kam der schwierigste Teil des Unternehmens.
    Nur mit Gasmasken konnten die Polizeibeamten durch den vergasten Gang zu dem Tresor vordringen und die sechs dort in schwerer Betäubung liegenden Eindringlinge ins Freie schaffen.
    Eine halbe Stunde verging mit Wiederbelebungsversuchen. Dann kamen Hyblin und seine Leute allmählich wieder zu sich und erkannten, daß sie sich in der Obhut der ihnen zutiefst verhaßten New Yorker Polizei befanden.
    Während im Reading-Haus die Ventilatoren arbeiteten und saugten, rückte die Polizei wieder ab.
    Das Glas, das Tredjakoff eben zum Mund führen wollte, entglitt seiner Hand und zerschellte auf dem Fußboden. Unter den Zivilisten, die auf dem Polizeiwagen draußen vorbeigefahren wurden, hatte er Gill und Hyblin erkannt
    „Was gibt's? Was haben Sie, Tredjakoff?“ fragte ihn Bun-nin, der dem Fenster den Rücken zuwandte.
    „Das Spiel ist verloren, Bunnin“, kam es dumpf von Tredjakoff s Lippen. „Eben fuhr die Polizei mit Hyblin und seinen Leuten vorbei.“
    Ein langes Schweigen folgte seinen Worten. Alle drei waren erblaßt, alle drei wußten, was das Mißlingen des Planes für sie zu bedeuten hatte. Einen Mißerfolg verzieh man Agenten nicht.
    Die Begeisterung über die Rettung der Eagle 2 aus den Sturmgefahren und die Erreichung der afrikanischen Küste nach Ausfall mehrerer Triebwerke war noch nicht verklungen, als der Sender von Radio-City wieder eine Nachricht funkte: „Kismayu, Somaliküste. Deutsches Flugzeug Seeschwalbe 16 Uhr 41 Minuten amerikanischer Ostzeit Äquator überflogen. Bisherige Flugstrecke 30 300 km. Gesamtflugdauer 28 Stunden 41 Minuten. Durchschnittsgeschwindigkeit 1.057 Stundenkilometer.“
    John Sharp hörte den Funkspruch aus dem Lautsprecher in seinem Arbeitszimmer und zog die Stirn in Falten. Dieses deutsche Flugzeug fing ja an, schneller zu fliegen, während alle anderen Maschinen während der vielen Stunden, die das Rennen nun schon dauerte, ganz erheblich an Schnelligkeit eingebüßt hatten...
    Sharp war zu anständig, um der Seeschwalbe geradezu einen Unfall zu wünschen, aber eine Verringerung ihrer Geschwindigkeit würde er doch mit Genugtuung begrüßt haben, denn wie die Dinge jetzt lagen, war sie für die Eagle ein gefährlicher Wettbewerber.
    Wo blieb die Eagle ? Warum kam keine Meldung von ihr? Sharps Unruhe stieg, während die Stunden
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