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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen
Autoren: Hans Dominik
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Manch einer unter den Millionen in New York hoffte es im stillen, ohne es laut auszusprechen.
    Auch die Herren Yoshika und Hidetawa verbrachten diese letzte Nacht des großen Rennens schlaflos.
    „Alles vergeblich“, seufzte Hidetawa, „wer konnte damit rechnen, daß der Sturm im Atlantik alle unsere Maschinen aus dem Rennen werfen würde.“
    „Ein Glück für uns, Hidetawa, daß es so kam, Man wird uns jetzt in Tokio keine Vorwürfe mehr machen können. Was würde es jetzt noch nutzen, wenn wir auch die Seeschwalbe und die Eagle 2 wirklich unschädlich gemacht hätten. Irgendein anderer, wahrscheinlich der Engländer, hätte dann den Preis bekommen.“
    „Die Russen waren klüger, Yoshika! Sie wollten sich den Preis von Anfang an lieber direkt aus dem Tresor des Reading-Haus holen.“
    „Die Russen? Wie kommen Sie darauf, Hidetawa? Es waren New Yorker Gangster.“
    „Haben Sie die letzten Ausgaben der Abendzeitungen nicht gelesen, Yoshika? Man hat Mr. Hyblin acht Stunden lang verhört. Dann entschloß er sich zu einem Geständnis. Einige Russen, einen gewissen Tredjakoff und noch zwei andere, nannte er als seine Auftraggeber.“
    Yoshika strich sich über die Stirn. Tredjakoff? Der Name kam ihm irgendwie bekannt vor. Nach einigem Nachdenken entsann er sich, daß er vor längerer Zeit einmal mit dem Mann zu tun hatte.
    „Woran denken Sie?“ fragte Hidetawa.
    „Ich denke, daß die Russen mit ihrem Plan auch kein Glück gehabt haben. Es wäre uns ebenso ergangen. Mr. Sharp hat seinen Tresor so gesichert, daß kein Gangster herankommt.“
    „Mag sein, Yoshika. Ob unsere Leute in Arabien und Kleinasien noch etwas gegen die Seeschwalbe unternehmen werden? Kyushu hat alles vorbereitet. Luft ins Drucköl der hydraulischen Steuerung, Schwefel in den Treibstoff. Die Seeschwalbe würde bestimmt in Arabien liegenbleiben.“
    „Es hat keinen Zweck mehr“, sagte Yoshika schulterzuckend. „Ob die Seeschwalbe oder sonst eine Maschine gewinnt, kann uns jetzt gleichgültig sein.“
    Sowohl in Arabien wie auch in Kleinasien hatte Kyushu, der
    nach dem Besuch der drei Japaner in den Eggerth-Werken in Europa geblieben war, eine vorzügliche Organisation aufgezogen. Aber trotzdem konnte er keinen Erfolg damit erzielen. Noch vor Erreichen der Somaliküste fand in dem Geheimkode des Walkenfelder Werkes ein langes Funkgespräch zwischen Professor Eggerth und der Besatzung der Seeschwalbe statt, das danach auch auf die beiden Stratosphärenschiffe >St 1< und >St 2< ausgedehnt wurde. Und dann geschah es, daß man die Seeschwalbe nirgends mehr landen oder wassern sah.
    Nur wurde gelegentlich gemeldet, daß sie diese oder jene Ortschaft überflogen habe, wenn man sie in den Radargeräten der Flugplätze angepeilt hatte. Aber diese Nachrichten blieben unsicher, denn die Seeschwalbe selbst meldete sich nicht mehr, und wer wollte es einem Flugzeug, das in 8.000 bis 11.000 Meter Höhe flog, sicher ansehen, ob es wirklich die Seeschwalbe war.
    „Die Satansmaschine muß doch schließlich mal irgendwo niedergehen!“ knirschte John Sharp ingrimmig, als Stunde auf Stunde verrann, ohne daß ein Lebenszeichen von den Eggerth-Flugzeugen kam.
    Aber die Seeschwalbe ging nicht nieder, und das hatte seine guten Gründe. Professor Eggerth hatte die Sprengölaffäre von San Pedro nicht vergessen, und er hatte sich seine ganz bestimmte Meinung über die Vorgänge beim Untergang der Eagle 1 gebildet. Sabotage durch mißgünstige Konkurrenten war überall zu befürchten, doch für ganz besonders gefährlich hielt der Alte in Walkenfeld die Strecke durch Arabien, Kleinasien und die Balkanhalbinsel. Da hieß es besonders vorbeugen. Deshalb hatte er jenes lange Gespräch mit den Besatzungen seiner Flugzeuge geführt, und nach seinen Anweisungen wurde jetzt verfahren.
    In New York ging es eben auf 22 Uhr, während es an der Ostküste des Mittelmeeres bereits drei Stunden nach Mitternacht war. In Haifa sollte die Seeschwalbe nach dem ursprünglichen Programm der Eggerth-Werke frischen Treibstoff nehmen. Doch vergeblich wartete man dort auf ihre Ankunft. In einer Höhe von 10.000 Meter fliegend, ein unsichtbarer Punkt in dem sternenübersäten Nachthimmel, hatte sie, von niemand bemerkt, bereits die Küste Ägyptens verlassen und stieß mit Nordnordwest-Kurs auf Kreta zu.
    Am Steuer der Seeschwalbe saß Hein Eggerth. Neben ihm bediente Schmieden die Funkanlage. Immer lebhafter klapperte die Morsetaste unter seinen Fingern.
    Im Hafen von Haifa lag >St 1<
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