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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher
Autoren: Hugh Walker
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Lager. Er wollte überhaupt keinen Kampf, wenn er sich vermeiden ließ. Da war Thonensen seine Hoffnung.
    Wenig später traf die Hauptschar der Sasgen ein, und von Burra kam ein anerkennender Ausruf beim Anblick des mächtigen Anführers.
    In dieser Nordwelt gab es in der Tat Männer, die es wert waren, mit ihnen die Klinge zu kreuzen! Es wallte auf in ihrem kriegerischen Herzen. Diesen, Mann wollte sie bezwingen.
    Aber nun, da sie einander gegenüberstanden und die erste Angriffslust verpufft war, überwogen Neugier und Vorsicht. Jeder schätzte den anderen ab.
    Die Amazonen kümmerte das Stärkeverhältnis nicht. Daß vier auf jeden von ihnen kamen, erhöhte den Reiz nur. Die Gegner waren schließlich nur Männer – starke Männer zwar, aber längst nicht ebenbürtig.
    Nottr war unsicher. Er fürchtete die Übermacht nicht. Wenn ihm Seelenwind gehorchte, würden die Sasgen bald merken, daß sie ihren Gegner unterschätzt hatten. Aber er hatte nicht wirklich vorgehabt, zu kämpfen. Die Sasgen wären Verbündete nach seinem Geschmack auf dem Weg zu Gorgans Auge.
    Aber wenn der Troll recht hatte, war dies nur die Hälfte der Sasgenstreitmacht. Wo war die andere Hälfte? Im Lager? Es blieb nicht viel Zeit. Sicher waren bereits Boten unterwegs.
    Rujden handelte sofort. Als er sah, daß er hier nur einem Dutzend Krieger gegenüberstand, ließ er fünfzehn seiner Männer ausschwärmen und die Umgegend nach weiteren Feinden und vor allem nach dem Riesenkind absuchen. Und wenn sie es fanden, sollten sie es gefangennehmen und nicht zum Lager schaffen, sondern zur Straße der Riesen, wo inzwischen Wadur mit den Booten angelangt sein mußte. Als die fünfzehn, wie er hoffte, unbemerkt, abgezogen waren, beschloß er, sich friedlich zu geben. Es galt, Zeit zu gewinnen.
    So schickte er einen Boten den halben Hügel hinauf zu den Fremden und ließ ihnen verkünden, daß er reden wollte.
    Nach einigem Hin und Her kam es dazu, daß Rujden mit zwei Kriegern hügelan marschierte, während der Anführer der Fremden vom Pferd stieg, ebenso eine der Kriegerinnen, die in der Tat von beeindruckender Statur war, und der Asgnorje, dessen Anwesenheit Rujden beunruhigte.
    Sie trafen einander auf halbem Weg, und es wurde ein denkwürdiges Palaver, denn Thonensen hatte vorsorglich Opis in seiner Wasserflasche mitgebracht.
    Nach einigem Zögern, wobei vor allem Burra und Rujden einander mit interessierten Blicken abschätzten, setzten sich alle zum Zeichen der Freundschaft.
    »Ich bin Rujden, der Anführer der Sasgen.«
    »Ich bin Nottr, der Anführer dieser Kämpfer gegen die Finsternis.«
    Thonensen schob seine spitze Kapuze zurück und enthüllte sein weißes Haar. Dann holte er einen Becher aus seinem Umhang, mißtrauisch beobachtet von den beiden Sasgen an Rujdens Seite. Schließlich zog er seine Wasserflasche hervor und goß den Becher voll.
    »Das sind Ahwor und Oghden, meine Bootführer.« Rujden deutete auf seine Begleiter.
    »Das ist Burra, eine Kriegerin aus dem Süden«, erklärte Nottr. »Das ist Thonensen, ein Sterndeuter aus Eislanden.«
    »Das ist kein asgnorjischer Name«, stellte Rujden fest.
    »Es ist einer, der in Thainnia und Ugalien viel Ansehen hat«, erklärte Thonensen. »In meiner Heimat heiße ich Stennrwijk.« Er hob den vollen Becher. »In diesem Teil der Welt ist es ein Zeichen der Achtung, miteinander zu trinken.« Er nahm einen Schluck und reichte ihn an Nottr weiter, der ebenfalls nippte. Burra leerte den Becher und streckte ihn dem Sterndeuter zum Nachfüllen entgegen.
    Rujden ließ kaum ein Auge von ihr. Sie war noch größer als er und übertraf an Kraft wohl alle seine Krieger. Sie wäre etwas, das sich zu erobern lohnte, wie keine Beute je zuvor. Halb vergessen waren das Riesenkind und der Wettermacher. Dieses Weib wollte er haben. Mit ihr auf seinem Lager würde es wie eine Schlacht und Siegesfeier zugleich sein. Schönheit war etwas für Kinder. Kraft war es immer gewesen, die seine Sinne entflammt hatte.
    Er deutete Ahwor, den Becher zu nehmen und zu trinken, beobachtete ihn mit halbem Auge, während dieser probierte, mit der Zunge schnalzte und einen tieferen Schluck nahm. Danach folgte Oghden. Und da nach Oghden der Becher leer war, füllte ihn der Sterndeuter erneut.
    Rujden wollte nicht hinter dem Weib nachstehen, so setzte er an und nicht mehr ab, bis der Becher erneut leer war, und er stellte fest, daß es ein wundersames, süffiges Getränk war – besser als das Bier der Caer und besser als der
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