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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher
Autoren: Hugh Walker
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Thonensen war der erste, der dazu riet. Das war am Mittag gewesen. Nottr hatte zum Weiterritt gedrängt, so lange Duzella bei Kraft und Laune war. Für seinen Geschmack kamen sie viel zu langsam vorwärts. Gorgans Auge würde unter dickem Eis begraben sein, bis sie es erreichten.
    Schließlich hätte auch Calutt voller Unruhe gewarnt.
    »Was siehst du?« hatte Nottr gefragt. »Caer? Priester…?«
    »Nein. Ich sehe gar nichts. Aber wir sind nicht allein.«
    Dann wurden die Zeichen für alle deutlich sichtbar.
    Das Schneegestöber hörte auf. Die dünne weiße Schicht über den moosbewachsenen Quadern des Titanenpfades schmolz dahin. Die Wolken brachen auf, und die Sonne brannte herab mit einer frühlingshaften Kraft, obwohl sie niedrig am Horizont stand. Und wenn sie zurückblickten auf den Titanenpfad, konnten sie es schneien sehen. Auch vor ihnen, am Horizont, war die Luft weiß vom Schneetreiben.
    »Imrrir!« entfuhr es Nottr. »Es ist ein verdammter Caer-Zauber!«
    »Es ist ein Zauber«, stimmte Thonensen zu, »aber keiner, der von den Priestern oder ihren Dämonen kommt.«
    »Was macht dich so sicher, Alter?« rief Burra, der es gelegentlich immer noch schwerfiel, Männergeschwätz ernst zu nehmen.
    Thonensen lächelte nachsichtig. »Die Finsternis würde uns keine Annehmlichkeiten bereiten.«
    »Lirry?« fragte Nottr. »Kann Dilvoog sprechen?«
    Lirry O’Boley nickte. »Wir sind alle drei…« Er brach ab, als ihm die rechten Worte fehlten. Dilvoog fuhr an seiner Statt fort: »Wir haben ein Abkommen getroffen, wie wir dieses eine Leben am besten nutzen, ohne daß es Schaden nimmt. Aber es war nicht leicht, diesem ungestümen Hochländer begreiflich zu machen, daß Mon’Kavaers Wissen und meine Macht für diesen Kampf mehr bedeuten, als sein Wagemut mit der Klinge…«
    »Der Geist kann nur überleben, wenn der Arm stark ist«, unterbrach ihn Burra verächtlich.
    »Das ist deine Weisheit, Kriegerin. Aber die Weisheit des Kriegers ist oft blind…«
    Burra wollte aufbrausen, doch Nottr fuhr dazwischen.
    »Ihr habt beide nicht viel Verstand, hier über die Welt und das Leben zu palavern!«
    Burra starrte ihn wütend an, dann grinste sie.
    Dilvoog nickte nur. »Ich kann dir nicht mehr sagen als der Sterndeuter. Ich stimme ihm zu. Keine Caer-Priester. Keine Dämonenmagie…«
    »Aber es mag dennoch Finsternis sein«, unterbrach ihn Thonensen. »Wenn wir sie auch vielleicht nicht zu fürchten brauchen.«
    »Was ratet ihr?« fragte Nottr ungeduldig.
    Duzella sagte: »Ich bin müde.«
    »Lagern wir und sehen wir uns in der Gegend um«, erklärte Burra unternehmungslustig.
    »Das sage ich auch«, meinte Dilvoog.
    So lagerten sie also. Die bewaldeten Hänge der Berge, die der Titanenpfad durchschnitt, dampften, als der Schnee schmolz, der noch kurze Zeit zuvor gefallen war. Die Pferde nahmen sich dankbar des Grases an.
    Die Menschen genossen die Wärme. Urgat und seine Viererschaft machten sich sofort daran, die Umgegend nach Erlegbarem abzusuchen. Burra und ihre Amazonen brannten darauf, die Umgebung des Lagers nach etwas Bekämpfbarem abzusuchen.
    Dieser endlose Weg durch Yortomen und dem Winter entgegen hatte sie alle mit düsteren Gedanken erfüllt. Schier Unlösbares lag vor ihnen. Da war keiner unter ihnen, der nicht etwas verloren hatte, das ihm teuer war, seit die Caer-Priester die Finsternis über die Welt brachten.
    Die anderen lagerten mit angespannter Wachsamkeit. Es war eine wundersame Magie, die sie umgab. In der Ferne konnten sie es noch immer schneien sehen, während ihnen so warm war, daß sie ihre Pelze ablegten.
    Urgat und seine Männer kehrten nach kurzer Zeit mit Jagdbeute beladen zurück. Die Viererschaft zog erneut aus, um die Zeit bis zum Sonnenuntergang zu nutzen und die Vorräte aufzufüllen.
    Trockenes Holz war schwerer zu finden als Wild. Sie hatten schließlich ein Feuer, das weithin sichtbar qualmte. Aber da der Freund oder Feind ohnehin wußte, wo sie sich befanden, entschied Nottr, auf die Annehmlichkeit eines Feuers nicht zu verzichten, besonders, da es frisches Fleisch gab.
    Alle waren jedoch wachsam und hatten die Waffen griffbereit.
    Einzig Duzella saß versunken am Boden und schien die Welt um sich vergessen zu haben.
    Nottr sah, daß auch Thonensen sie aufmerksam beobachtete. Sie erhob sich plötzlich und ging ein paar Schritte. Die Taurin beugte sich plötzlich nieder und fing an, einen der großen Steinquader, aus denen der Titanenpfad bestand, von Moos und Erde zu befreien.
    Als
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