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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher
Autoren: Hugh Walker
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Schmarotzer des Lebens. Nur das Leben selbst ist wichtig. Wer sein Geheimnis ergründet, besitzt das einzige wirkliche Wissen und die einzige wirkliche Macht. Denn er kann es zerstören oder unzerstörbar machen.
    »Woher weißt du das?«
    Ich habe lange nachgedacht. Sehr lange.
    Dann kamen keine Antworten mehr. Erst als sie die Halle erreichten und der Troll sie zum Ausgang führte, sprach die Stimme noch einmal.
    Was ist mit dem Taurenkind geschehen, das bei euch war?
    »Es ist zu seinem Volk zurückgekehrt.« Nottres Gedanken kehrten zu der Begegnung mit den Geistern der Tauren im Stollen des Titanenpfades zurück.
    Es ist eine große Magie, die die Tauren im Lauf der Zeit erworben haben. Sie haben von der Finsternis gelernt – und überlebt. Vielleicht sollten wir das auch tun.
    »Vermagst du uns nichts über Gorgans Augen zu sagen?«
    Nein. Ich weiß nichts darüber. Nur daß Kräfte dort walten, die stärker sind als meine. Keiner meiner Stürme kehrte von dort je zurück. Ihr müßt wachsam sein. Mein gutes Wetter wird euch begleiten, soweit meine Macht reicht.
*
    In der großen Halle stand Rujden. Er hatte die Faust am Axtgriff. Er war unsicher. Magie gefiel ihm nicht, ob sie nun weiß oder schwarz war. Magie war wie ein Erdbeben, dem man hilflos ausgesetzt war und aus eigener Kraft nichts bewirken konnte.
    Er fürchtete den Tod nicht, wenn es ein Tod war, den er begreifen konnte – den Kampf vor allem.
    Aber Magie, sie jagte eine Eiseskälte durch seinen Körper.
    In der Ferne, am anderen Ende der Halle, saß eine Gestalt auf einem Thron. Er sah sie nur undeutlich, denn die Halle war düster. Das silberne Oval eines Gesichts war ihm zugewandt, dessen Züge er nicht erkennen konnte.
    Trotz seines Unbehagens wollte er näher herangehen, um zu sehen, wen er vor sich hatte.
    Dos ist nah genug, Rujden von den Sasgen.
    Rujden blieb wie angewurzelt stehen. Er hatte die Stimme in seinem Kopf gehört. Die Haare in seinem Nacken wurden zu eisigen Stacheln.
    Du hast meine Macht gespürt. Kommst du mit einem Friedensangebot?
    Rujden kämpfte das eisige Gefühl nieder. Reden war nie seine Stärke gewesen. Seine Axt hatte in der Regel gesagt, was er sagen wollte. Da war er immer verstanden worden.
    Aber er war hierhergekommen, um mit dem Wettermacher zu reden. Er hatte sich gut überlegt, was er sagen wollte. Es kam ihm nun wie eine Bitte vor, und die Sasgen waren Männer, die niemanden um etwas baten, sondern verlangten und nahmen. So war es immer gewesen, seit Sasgenschiffe auszogen.
    »Die Sasgen haben viele Männer verloren«, begann er umständlich. »Sie haben gegen die Caer gekämpft… und gegen die Finsternis.«
    Das weiß ich, Rujden. Deshalb hatte ich Geduld mit dir und deinen Plünderern, obwohl du die Küsten meines Reiches überfallen, die Männer meines Volkes erschlagen und die Weiber geschändet hast. Mein Reich ist noch nicht alt, aber es ist ein Unterschlupf für die, die vor der Finsternis fliehen. Deshalb ließ ich auch die Sasgen landen. Aber sie brachten den Tod wie die Finsternis.
    »Wie die Finsternis?« entfuhr es Rujden hitzig, und die Kälte war vergessen. »Es ist ein sauberer Tod, den unsere Äxte bringen. Willst du sagen, daß Krankheit besser ist, oder die Einfalt des Alters, oder das Verschlungenwerden von der Finsternis? Die Sasgen bringen den Tod, wie er den Göttern gefällt!«
    Du irrst, wenn du denkst, daß der Tod den Göttern gefällt, Sasge.
    »Grimh und Aiser sind unsere Götter, und sie haben Gefallen an ihrem Volk, wie es ist!«
    Ich sehe, daß wir in grundsätzlichen Dingen uneinig sind. Ich will das Leben schützen. Du willst es vernichten.
    »Ich will es nicht vernichten. Aber was wäre die Welt ohne Beute und einen guten Kampf?«
    Du sagst, du willst es nicht vernichten? Was ist aus den tausend Sasgen geworden, die auszogen. Weniger als hundert sind übrig. Ist das nicht fast Vernichtung?
    »Wir haben gegen die Finsternis gekämpft.«
    Um Beute zu machen in den Häfen der Caer. Die Finsternis kam euch nur in die Quere. Aber statt heimzufahren und die Wunden zu lecken, kamt ihr in mein Land und machtet euch über die Dörfer meines Landes her!
    »Sie sind leichte Beute«, erklärte Rujden mit entschuldigendem Grinsen. »Man sollte meinen, daß sie lernen, sich zu wehren…«
    Sie tun es nicht, weil ich ihnen Schutz versprach. Und weil ich sie auch vor der Finsternis schütze, vertrauen sie meiner Macht. Die Sasgen werden aufhören, an meinen Küsten zu plündern, oder sie
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