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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein
Autoren: Kanger
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geringste Ahnung.«
    Elina erhob sich und gähnte.
    »Hat es einen Sinn, wenn wir jetzt weitermachen?«, fragte sie. »Nach Mikael wird gefahndet; wenn wir Glück haben, kriegen wir ihn. Das Haus wird bewacht und die Familie ist im Obergeschoss in Sicherheit. Ich weiß nicht, was wir im Augenblick noch tun können.«
    »Nein«, sagte Kärnlund. »Für heute Abend hören wir auf und machen morgen früh weiter. Gute Nacht.«
    Elina und Svalberg gingen gemeinsam zum Parkplatz.
    »Soll ich dich nach Hause fahren?«, fragte Svalberg.
    »Nein, danke. Ich wohn ja nur ein paar Häuserblocks entfernt. Wir treffen uns morgen früh um acht. Dann schnappen wir ihn.«
    »Hoffentlich. Gute Nacht.«
    Elina spazierte langsam in Richtung Oxbacken. Die August­dunkelheit lag schon dicht über der Stadt. Vom Sonnenlicht war nur noch ein blasser Schimmer am Horizont zu sehen. Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Straßen glänzten immer noch unter der Straßenbeleuchtung. Sie war allein unterwegs.
    An der Haustür tippte sie den Code ein, betrat das Treppenhaus und drückte auf den Lichtknopf. Sie steckte die Hand in die Hosentasche und holte den Wohnungstürschlüssel heraus. Eine Weile blieb sie mit dem Schlüssel in der Hand still stehen.
    Elina atmete langsam, als wollte sie etwas überprüfen. Einen schwachen Geruch, der sonst nicht da war. Das Treppenhaus hatte seinen eigenen Geruch. Aber etwas war anders. Ein Geruch, den sie von irgendwoher kannte. Aber woher?
    Zögernd stieg sie die Treppe hinauf. Der Geruch folgte ihr. Sie blieb stehen und lauschte. Die Leuchtstofflampen summten. Sonst war es still. Sie stieg zwei weitere Treppen hinauf.
    Vor ihrer Wohnungstür drehte sie sich um. Schnupperte und lauschte. Dann steckte sie den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um, öffnete und ging hinein. Im selben Augenblick, als sie das Licht im Vorraum anknipste, verlosch das Licht im Treppenhaus.
    In dem Moment kam er. Sie hörte Schritte hinter sich vom oberen Treppenabsatz, tastete mit der Hand nach der Klinke und versuchte, die Tür zu schließen. Kurz bevor sie ins Schloss fallen würde, blieb sie hängen. Ein Meißel machte es unmöglich, die Tür zu schließen.
    Elina stemmte sich mit dem einen Fuß gegen den Türrahmen, mit dem anderen auf den Fußboden und drückte mit beiden Händen gegen die Türklinke. Der Druck von der anderen Seite wurde langsam übermächtig. Der Spalt verbreiterte sich und der Meißel verschwand aus der Türöffnung. Sie hörte ihn nicht zu Boden fallen.
    Er hat ihn in der Hand, dachte sie.
    Plötzlich ließ sie los und die Tür flog auf. Mikael fiel rück­wärts auf den Steinfußboden, kam aber schnell wieder auf die Füße. Elina stand im Flur. Er stürzte sich auf sie und schlug zu.

44
    Kärnlund stieg als Erster vor der Notaufnahme des Zentralkrankenhauses aus dem Auto. Er ging mit langen Schritten. Ihm folgten zwei andere Polizisten. Sie stellten sich in der Anmeldung vor und wurden in einen Korridor geschickt, wo sich das Zimmer des Stationsarztes befand.
    Auf dem Weg dorthin begegneten sie einem Mann im weißen Kittel.
    »Wie geht es dem Patienten?«, fragte Kärnlund.
    »Nicht besonders«, sagte der Arzt. »Er ist schwer verletzt, aber nicht lebensgefährlich. Ich glaube nicht, dass Schäden bleiben. Es ist jedes Mal gleich schrecklich, wenn man so etwas sieht, obwohl ich Menschen gesehen habe, die entschieden schwerer misshandelt worden sind.«
    Er verstummte und sah die drei Polizisten an.
    »Ich hoffe wirklich, dass Sie den Täter finden«, sagte er.
    Kärnlund drehte sich zu den beiden Polizisten um.
    »Das ist gar nicht schwer. Der Täter steht hier.«
    Elina Wiik streckte ihre Hand aus.
    »Kriminalassistentin Wiik«, sagte sie. »Es tut mir Leid, dass er so schwer verletzt ist. Aber Ihr Patient hat mich mit einem scharf geschliffenen Schraubenzieher angegriffen. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihn kampfunfähig zu machen.«
    Der Arzt zuckte vor Elinas ausgestreckter Rechten zurück.
    »Um Gottes willen, rühren Sie mich nicht an«, sagte er, »ich lebe von der Arbeit meiner Hände.«
    Kärnlund räusperte sich.
    »Kann man mit ihm sprechen?«, fragte er.
    Der Arzt seufzte.
    »Er hat mit Hilfe von Schlafmitteln und schmerzstillenden Medikamenten neun Stunden lang geschlafen. Ich glaube, er ist gerade aufgewacht. Da seine Kiefer erstaunlicherweise heil geblieben sind, wird es wohl gehen. Wir werden sehen.«
    Er warf Elina einen langen Blick zu.
    Vor Mikaels Zimmer stand ein
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