Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein
Autoren: Kanger
Vom Netzwerk:
Arm hing, würde sie sich nicht verteidigen können.
    Diesmal schaffte Svalberg es und kletterte hinein. Langsam durchsuchten sie das Haus, Zimmer für Zimmer. Im Erdgeschoss war keiner der Familie. Elina wusste, dass Mikaels Zimmer oben links von der Treppe war. Sie ging voran und Svalberg folgte ihr. Alle Zimmer waren leer. Aber die Tür zu Mikaels Zimmer war verschlossen.
    »Wenn er da ist, weiß er schon, dass wir im Haus sind«, flüsterte Elina.
    Sie hämmerte gegen die Tür.
    »Mikael!«, rief sie. »Komm raus! Wir wissen, dass du da drinnen bist.«
    Sie zogen sich seitwärts zurück, um außer Reichweite zu sein, falls er die Tür aufriss und sie angreifen wollte. Still standen sie da und warteten. Nichts geschah. Elina kontrollierte, wie die Scharniere angebracht waren. Die Tür öffnete sich nach innen.
    »Tritt zu«, forderte sie Svalberg auf.
    Henrik Svalberg stellte sich vor die Tür und trat mit dem rechten Fuß zu. Die Tür flog auf und knallte gegen die Wand. Auf dem Schreibtisch stand Mikaels laufender Computer. Das Bett war ungemacht. Auf dem Fußboden lagen Kleidungsstücke verstreut. Mikael war nicht da.
    Sie gingen wieder nach unten. Elina spürte ihr Herz heftig schlagen. Als sie das Erdgeschoss erreichten, hörten sie Reifen auf dem Hof knirschen. Rasch ging sie zur Haustür und schaute durch die zerschlagene Scheibe hinaus.
    »Ist er das?«, fragte Svalberg.
    »Nein, das ist ein Streifenwagen.«
    Elina griff nach der Türklinke, erinnerte sich jedoch daran, dass abgeschlossen war. Sie drehte sich zu Svalberg um, um ihn zu bitten, noch einmal zuzutreten. Da entdeckte sie den Schlüssel an einem Haken. Sie nahm ihn herunter und steckte ihn ins Schloss. Als sie die Haustür öffnete, sah sie in eine Pistolenmündung.
    »Nicht schießen«, stieß Elina hervor. »Ich bin’s nur. Der Gesuchte ist nicht hier.«
    Der uniformierte Polizist steckte die Pistole in das Holster zurück.
    »Sie sollten ein wenig vorsichtiger sein«, sagte er kopf­schüttelnd. »Wir sind doch hier, um das Haus zu bewachen.«
    »Parken Sie hinterm Haus, dann sieht er das Auto nicht gleich von der Straße aus«, sagte sie. »Es ist niemand hier. Ich schlage vor, dass Sie im Haus warten und genau beobachten, was draußen vor sich geht. Mikael Adolfsson hat einen Bruder, eine Schwester und die Mutter. Ich weiß nicht, wo sie im Augenblick sind, aber sie brauchen Schutz, wenn sie zurückkommen. Mikael ist verzweifelt, und wir wissen nicht, wen er als Nächsten angreift. Wir können nicht ausschließen, dass er sich bei seinen Nazifreunden eine Schusswaffe besorgt.«
    Elina wandte sich an Henrik Svalberg.
    »Wir gehen jetzt.«
    »Warten Sie«, sagte einer der uniformierten Polizisten.
    »Kärnlund hat gesagt, dass Sie die hier brauchen.«
    Er bückte sich zum Auto und holte zwei Schulterholster heraus.
    »Da stecken Ihre eigenen Pistolen drin«, sagte der Polizist.
    »Wo fangen wir an zu suchen?«, fragte Svalberg und legte das Holster um.
    Sie nahm ihr Notizbuch vor.
    »Da«, sagte sie und zeigte auf eine Adresse. »Kjell Stensson hat gesagt, dieser Patrik ist die Leitfigur der kleinen Nazis im Ort.«
    Sie fuhren zurück über den Kanal und an dem Grundstück vorbei, auf dem das Kirchengebäude gestanden hatte. Im Unterschied zum Bürgerhaus wurde die Kirche schon wieder aufgebaut. Der Grundriss war größer als der des alten Hauses.
    »Der Glaube besiegt alles«, sagte Elina. »Er scheint sogar stärker zu sein als die Politik.«
    Sie zeigte nach links zu den Mietshäusern von Nybygget.
    »Da ist es irgendwo. Achte mal auf die Hausnummern. Wir fahren erst einmal ein bisschen herum. Vielleicht steht der Opel ja in der Nähe.«
    Es hatte den Anschein, als ob ein Volvo älteren Modells, dringend einer neuen Lackierung bedürftig, Bestandteil des Mietvertrags war von den Leuten, die in Nybygget wohnten. Auf dem großen Parkplatz am Källmoravägen stand nur ein Opel. Aber es war nicht Mikaels. Svalberg fuhr in einen asphaltierten Weg zwischen den Häusern.
    »Wollen wir jetzt einen Hausbesuch machen?«, fragte er.
    Elina nickte. Svalberg hielt zwei Eingänge entfernt. Das letzte Stück gingen sie zu Fuß. Auf den Schildern im Treppenhaus gab es nur zwei Namen. Alle anderen Wohnungen standen leer.
    »Ganz oben«, sagte Svalberg.
    Die Klingel schien nicht zu funktionieren, deswegen hämmerte Elina gegen die Tür. Als nichts geschah, klopfte sie erneut, diesmal noch fester. Sie hörte, dass sich jemand in der Wohnung bewegte. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher