Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurueck

Titel: Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurueck
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
Vom Netzwerk:
Shah and his ministers«.
    Rätselhaft sei ihr, wie sie das habe singen können. Das Lied sei von 1968, der Schah erst 1980 einem Krebsleiden erlegen, sie habe ihn dauernd in der Tagesschau gesehen und ihre Mutter habe dessen Auftreten stets mit den Worten »Wann bringt endlich mal jemand den Kerl um?« kommentiert. Sie selbst aber habe kurz darauf, gemeinsam mit den Stones, wieder dessen Tod bejohlt. (Richtig heißt es übrigens »killed the czar and his ministers«, es ist also vom Zaren die Rede, und der ist wirklich lange tot.)
    Wenn wir von Fürsten sprechen: Viele Leserinnen, unter anderem Frau S. und Frau F., schrieben, wie ihre Kinder fröhlich ein rheinisches Karnevalslied der Kölner Gruppe De Höhner sangen, in dem es heißt: »Die Karawane zieht weiter, dä Sultan hätt Doosch« (also: der Sultan hat Durst). Die Kinder aber sangen: »Die Karawane zieht weiter, der Sultan, der duscht.« Nur Florian, der Sohn von Frau R. aus Bremen, hörte: »Der Sultan hält durch.« Und Frau H. aus München verstand sogar: »Der Sultan ist tot.«
    Noch mal zur Gans. Herr D. aus Hamburg berichtet von einem Kinderlied, in dem es heißt: »Trat ich heute vor die Türe, sapperlot, was sah ich da?
     Tanzte doch die Gans Agathe mit dem Truthahn Cha-Cha-Cha.« Seine Tochter aber habe ihre eigene Version vorgezogen, in der es heißt »tanzte doch die
     ganze Gathe« – wer immer Gathe gewesen sein mochte, vielleicht eine Art Menschenmenge, was man gemeinhin eine Clique nennt oder eine Blase?
    Um den Reigen der Tiere abzurunden, zwei Zeilen zu einem Affenbaby namens Folgenus, von dem mir jemand nach einer Lesung im Allgäu erzählte. Er hörte von ihm in dem berühmten Lied Die Affen rasen durch den Wald, in dem es am Schluss heißt:
    » Das Affenbaby voll Genuss
    Hält in der Hand die Kokosnuss,
    die ganze Affenbande brüllt:
    Da ist die Kokosnuss!
    Da ist die Kokosnuss!
    Es hat die Kokosnuss geklaut!«
    Wenn übrigens die Gans Agathe ein geselliges, auch dem Tanz mit einem Truthahn nicht abgeneigtes Wesen war, so möchte ich hier an ein einsames thüringisches Schwein erinnern, von dem Howard Carpendale einmal sang. …dann geh doch hieß sein Lied, darin die Zeile: »Unser Schwein geht allein…«
    Jedenfalls hörte dies Frau P. aus Berlin, die in Thüringen auf einem Hof mit einem einzigen Schwein aufwuchs. Sie wurde von ihren Eltern dahingehend
     aufgeklärt, Carpendale habe gesungen: »Unser Schweigen allein…« Aber es bleibt einem dieses Bild im Kopf von einem Bauernfest, auf dem sich allerhand
     Geflügel in den Armen (oder den Flügeln) liegt, während Carpendale …dann geh doch singt und ein trauriges Schwein allein die Party
     verlässt.
    Frau P. war es auch, die mir berichtete, ihre Schwester habe im Kindergarten »Danke, Fleischhals!« gerufen, wenn die Erzieherin beim Mittagessen »Guten Appetit!« wünschte und die Kinder laut »Danke, gleichfalls!« antworten sollten.
    Man überlegt, wer mit Fleischhals gemeint sein könnte. Die Erzieherin? (Vielleicht eine besonders fleischige, kräftige Vertreterin ihres Berufs im ländlichen Bereich?) Oder der Koch, für den Fleischhals auch kein schlechter Name gewesen wäre?

    Dabei fällt mir der Brief von Frau H. aus Brandenburg an der Havel ein, einer Gegend, in der ein Metzger »Schlächter« genannt wird und anscheinend
     der Beruf des Müllers auch nicht mehr soverbreitet ist wie einst, als noch in jedem zweiten Dorf eine Mühle stand. Jedenfalls hörte
     H. bei Das Wandern ist des Müllers Lust , wenn die Zeilen kamen »Das muss ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein«, es
     müsse ein »Schlächter Müller« sein. Wobei die Betonung auf »Schlächter« liegen muss, denn gerade zuvor hat man ja erfahren, das Wandern sei des
     Müllers Lust, was nur bedeuten kann, dass Rechtsanwalt Müller oder Kfz-Mechaniker Müller jederzeit zu einer Wanderung aufbrechen würde, nur
     Schlächter Müller liegt faul auf dem Sofa, müde vom Töten.
    Irgendwie gefällt er einem nicht, der Schlächter Müller. Er scheint eine fiese Type zu sein, hingegen nicht ansatzweise so gemein wie der Kinder-Lehmann. Herr R. aus München berichtete von diesem Schreckling. Ein Freund habe ihm eine Angst gebeichtet, die ihn seit dem fünften Lebensjahr verfolge, die Angst vorm Kinder-Lehmann: Damals hätten sie als Kinder in einem heißen Sommer zusammen an einer großen, schmutzigen Wasserpfütze gespielt, fast schon einem kleinen Weiher. Da sei eine Mutter herbeigeeilt und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher