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Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurueck

Titel: Der weiße Neger Wumbaba kehrt zurueck
Autoren: Axel Hacke , Michael Sowa
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Es wird Nacht, Señorita immer verstanden »Es wird Nacht in Johrita«.
    Johrita – wo? Wir bekommen vom Sänger im Folgenden eine genauere Ortsbeschreibung und erfahren: Johrita ist ein kalter Ort.
    » Es wird Nacht in Johrita,
    und ich hab kein Quartier.
    Nimm mich mit in dein Häuschen,
    ich will gar nichts von dir.«
    Und in der dritten Strophe:
    » Es wird Nacht in Johrita,
    siehst du nicht, wie ich frier?«
    Ist es nicht bitter, wenn man – müde vom Wandern – an einem solchen Ort eintrifft? Wo man, durchfroren und durchnässt, bei hartherzigen Bewohnern um einen warmen Platz betteln muss, wenn es Nacht wird?
Lasst uns froh und Monster sein: Neues aus dem kirchlichen Leben
    Am 1. April 2006 (ich glaube die Geschichte aber trotzdem, weil ich sie einfach glauben will) schrieb mir Herr K. aus Berlin, er habe zur Melodie von Händels Tochter Zion, freue dich! einst im Kirchenchor immer gesungen: »Doktor Zion, freue dich!«
    Und sich »den freundlichen Kinderarzt vom kleinen Jesulein« vorgestellt, »der sich in seinem weißen Kittel am Schreibtisch sitzend darauf freut, dass sein künftiger Lieblingspatient Jesus endlich auf die Welt kommt. Doktor Zion hat eine Praxis in der Stadt, und der kleine Jesus musste dann immer zu ihm kommen, hat eine Schutzbrille aufgesetzt bekommen und wurde nackig unter der Höhensonne auf eine weiße Gummimatratze gelegt. Gerade so, wie es der Kinderarzt mit mir damals gemacht hatte.«
    In seinem Heimatort, schreibt Herr F. aus Saarlouis, habe es einen Zahnarzt Dr. Simon gegeben, weswegen seine Schwester (die des Herrn F.) sang: »Doktor Simon, freue dich!«
    Das gibt es oft: Kinder ersetzen, was sie nicht verstehen, durch das, was sie kennen. Am liebsten setzen sie an Stelle unbekannter Personen eigene Familienmitglieder. Im Weihnachtslied Ihr Kinderlein, kommet gibt es eine Stelle, die von Kindern sehr oft falsch verstanden wird:
    » Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh,
    Maria und Joseph betrachten es froh.
    Die redlichen Hirten knien betend davor …«
    Die kleine Schwester von Frau H. aus Wilstedt konnte mit »redlichen Hirten« wenig anfangen und sang: »Die Rehlein und Hirsche knien betend davor.« Das ist eine Ausnahme, denn die meisten Leser verstanden »die rötlichen Hirten« und stellten sich darunter einerseits, wie Frau H. aus München, dem Einfluss der Sozialdemokratie ausgesetzte Hirten vor, andererseits, wie Herr P. aus München, Hirten, die das Knien offenbar sehr anstrengt, drittens Menschen »mit vom flackernden Feuerschein rötlich überhauchten Gesichtern«, wie Frau H. aus Endingen meint, die indes nicht »rötliche Hirten«, sondern »rötliche Hirtler« verstand. Hirtler ist ihr Mädchenname, und sie war der festen Überzeugung, ihre Vorfahren hätten die Ehre gehabt, beim großen Ereignis dabei zu sein.
    Herr W. aus Wolfsburg steuert eine wunderbare Geschichte bei, die von seiner in Mecklenburg aufgewachsenen Mutter handelt, in deren Gemeinde ein Pastor namens Allerding sich um das Seelenheil der Menschen kümmerte. Wie wir gleich verstehen werden, liebte Allerding besonders das Lied Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich und ließ es in seiner Kirche oft singen, heißt es doch darin:
    » Er äußert sich all seiner G’walt,
    wird niedrig und gering
    und nimmt an sich ein’s Knecht Gestalt,
    der Schöpfer aller Ding’,
    der Schöpfer aller Ding’.«
    Seine Mutter, schreibt Herr W., habe als Kind lange gebraucht, um zu verstehen, dass da nicht Schöpfer Allerding persönlich in Knechtsgestalt auf der Kanzel stand, sondern sein braver Vertreter – und dass der im Liedtext auch keinesfalls gemeint war.

    Im selben Lied heißt es übrigens in der letzten Strophe:
    » Heut schließt er wieder auf die Tür
    zum schönen Paradeis,
    der Cherub steht nicht mehr dafür,
    Gott sei Lob, Ehr und Preis.«
    Dazu schreibt Frau H. aus Freising, in ihrem Elternhaus, einem schwäbisch-evangelischen Pfarrheim, habe die Mutter vor Weihnachten immer aufwendig die Wohnung geputzt, weswegen in ihrer, der Tochter, Vorstellung der »Cherub« (den sie als »Kehrup« verstanden habe) eine Art Mopp gewesen sei, mit dem der Boden feucht gewischt wurde. Er stand in einem Eimer vor der verschlossenen Tür und versperrte so den Zugang ins Weihnachtszimmer. »Daher sang ich jubelnd mit, wenn es schließlich hieß: ›Der Cherub steht nicht mehr dafür…‹ – ja, dann wusste ich: Jetzt ist Weihnachten! Auch wenn ich heute weiß, dass mit ›der Cherub‹ der Engel gemeint
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