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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten
Autoren: Brent Weeks
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plötzlich. Er war so groß wie sein Vater, und wenn er auch noch nicht Regnus Gyres breite Schultern hatte, so sagte ihr Wachenmeister, Ren Vorden, das sei nur eine Frage der Zeit. Wenn Logan mit anderen Jungen kämpfte, war er nicht der Verlierer.
    »Sohn, täusche dich nicht. Das Kommando der Garnison auf Schreiende Winde ist eine Kränkung, aber es ist besser als Verbannung oder Tod. Wenn ich bleibe, wird der König mir irgendwann ein anderes Kommando geben. Du wirst jeden Sommer zu mir kommen und mit meinen Männern trainieren, aber ich brauche dich auch hier. Während einer Jahreshälfte wirst du meine Augen und Ohren in Cenaria sein. Deine Mutter...« Er brach ab und blickte an Logan vorbei.
    »Hält deinen Vater für einen Narren«, erklärte Catrinna Gyre, die plötzlich hinter ihnen stand. Sie war in eine andere herzogliche Familie hineingeboren worden, in die der Graesins, und sie hatte grüne Augen, zarte Gesichtszüge und Temperament. Trotz der frühen Stunde trug sie ein wunderschönes grünes Seidenkleid, das mit Hermelin eingefasst war, und ihr Haar war so lange gebürstet worden, dass es glänzte. »Regnus, wenn du auf dieses Pferd steigst, will ich dich nie wieder zurückkommen sehen.«
    »Catrinna, wir werden dieses Gespräch nicht noch einmal führen.«
    »Dieser Schakal wird dich gegen meine Familie einsetzen, das weißt du. Er wird dich zerstören, er wird sie zerstören - so oder so, er gewinnt.«

    » Dies ist deine Familie, Catrinna. Und ich habe meine Entscheidung getroffen.« Herzog Gyres Stimme klang wie ein Peitschenschlag, und Logan wünschte sich, er könnte in sich zusammenschrumpfen, um nicht bemerkt zu werden.
    »Welche deiner Huren wirst du mitnehmen?«
    »Ich nehme keine der Dienstmägde mit, Catrinna, obwohl einige von ihnen schwer zu ersetzen sein werden. Aus Respekt vor dir lasse ich sie hier zurück...«
    »Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Du wirst dir einfach neue Schlampen suchen.«
    »Catrinna. Geh hinein. Sofort!«
    Sie gehorchte, und Herzog Gyre sah ihr nach. Ohne sich zu Logan umzudrehen, sprach er weiter. »Deine Mutter... es gibt Dinge, über die ich mit dir sprechen werde, wenn du älter bist. Für den Augenblick erwarte ich, dass du ihr Respekt entgegenbringst, aber du wirst Lord Gyre sein, während ich fort bin.«
    Logans Augen weiteten sich.
    Sein Vater schlug ihm auf die Schulter. »Das bedeutet nicht, dass du deine Lektionen schwänzen darfst. Wendel wird dich alles lehren, was du wissen musst. Ich schwöre, der Mann versteht mehr von der Verwaltung unserer Ländereien als ich. Ich bin nur einen Vier-Tagesritt entfernt. Du hast einen scharfen Verstand, Sohn, und das ist der Grund, warum du bleiben musst. Diese Stadt ist ein Vipernnest. Es gibt Leute, die uns vernichten wollen. Deine Mutter hat Hinweise darauf gesehen, und das ist ein Teil ihrer Sorgen. Ich benutze dich als Spielfigur, Logan. Ich wünschte, es wäre nicht nötig, aber du bist die einzige Figur, die mir noch zum Spielen verblieben ist. Überrasche sie. Sei klüger, besser, mutiger und schneller, als irgendjemand erwartet. Es ist nicht recht von mir, dir diese Last aufzuerlegen, aber ich muss es tun. Ich zähle auf dich. Das Haus Gyre zählt auf dich. All
unsere Gefolgsleute und Vasallen zählen auf dich und vielleicht sogar das ganze Königreich.«
    Herzog Gyre schwang sich auf sein riesiges weißes Streitross. »Ich liebe dich, Sohn. Aber lass mich nicht im Stich.«

6
    Die Dunkelheit war so erdrückend und kalt wie die Umarmung des Todes. Azoth hockte vor der Gassenmauer und hoffte, dass der Nachtwind das Donnern in seinem Herzen übertönte. Der fünfte Große, der sich ihm angeschlossen hatte, hatte ein Shiv aus Rattes Waffenlager gestohlen, und Azoth umklammerte das dünne Metall so fest, dass seine Hand schmerzte.
    In der Gasse regte sich noch immer nichts. Azoth rammte die Klinge in den Schmutz und schob die Hände in seine Achselhöhlen, um sie warm zu halten. Gut möglich, dass noch stundenlang nichts geschehen würde. Es spielte keine Rolle. Ihm gingen die Chancen aus. Er verschwendete zu viel Zeit.
    Ratte war nicht dumm. Er war grausam, aber er hatte Pläne. Azoth hatte keine. Drei Monate lang hatte er sich in seiner Furcht gewunden. Hatte sich gewunden, während er hätte planen können. Die Faust hatte ihre Absichten erklärt. Das machte es leicht. Azoth wusste ein wenig von dem, was Ratte plante; er brauchte lediglich zu begreifen, wie. Während er jetzt nachdachte, konnte er
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