Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten
Autoren: Brent Weeks
Vom Netzwerk:
konntest du mich da jetzt im Stich lassen? Ist es wegen Vonda?«
    Azoths Wade juckte, doch er ignorierte es. Es war abermals nur Einbildung. Er griff hinter sich, um sein Gewand zu befreien. Er musste seine Münzen finden und von hier verschwinden.

    Etwas Schweres fiel über Azoth auf den Boden und schlug ihm das Gesicht ins Wasser, so dass ihm alle Luft aus der Lunge wich. Er keuchte und hätte um ein Haar Wasser eingeatmet.
    »Wahrhaftig, Durzo Blint, du schaffst es doch immer wieder, mich zu überraschen«, sagte die schwere Last über Azoth. Durch die Ritzen war von dem Mann nichts zu sehen außer einem gezückten Dolch. Er musste aus den Dachsparren gesprungen sein. »He, ich bin immer dafür, jemanden zu zwingen, Farbe zu bekennen, aber du hättest Vonda sehen sollen, als sie dahinterkam, dass du sie nicht retten würdest. Ich war verdammt nah dran, mir die Augen auszuheulen.«
    Der schlaksige Mann drehte sich um. Er sprach sehr langsam und mit gebrochener Stimme. »Ich habe heute Nacht sechs Männer getötet. Willst du wirklich, dass ich sieben daraus mache?«
    Azoth begriff langsam, wovon sie sprachen. Der schlaksige Mann war der Blutjunge Durzo Blint. Man konnte einen Blutjungen als gedungenen Mörder bezeichnen - wie man einen Tiger auch ein Kätzchen nennen konnte. Unter den Blutjungen war Durzo Blint unstreitig der Beste. Oder zumindest, wie das Oberhaupt von Azoths Gilde sagte, dauerten die Streitigkeiten darüber nie lange. Und ich dachte, Durzo Blint sehe freundlich aus?
    Azoths Wade begann von neuem zu jucken. Es war keine Einbildung. Etwas kroch in seinen Hosen hinauf. Es fühlte sich groß an, aber nicht so groß wie eine Küchenschabe. Azoths Furcht identifizierte das Etwas als weiße Wolfsspinne. Ihr Gift verflüssigte Fleisch in einem sich langsam ausdehnenden Kreis. Wenn sie zubiss, konnte ein Erwachsener, selbst wenn ein Heiler in der Nähe war, bestenfalls darauf hoffen, nur eine Gliedmaße zu verlieren. Solches Glück würde eine Gilderatte nicht haben.
    »Blint, du wirst von Glück sagen können, wenn du dir nach all dem, was du getrunken hast, nicht selbst den Kopf abschneidest.
Allein in der Zeit, die ich zugesehen habe, hast du wie viele Flaschen getrunken?«
    »Acht. Und davor hatte ich schon vier.«
    Azoth rührte sich nicht. Wenn er die Beine zusammenpresste, um die Spinne zu töten, würde das Wasser umherschwappen, und die Männer würden wissen, dass er dort war. Selbst wenn Durzo Blint freundlich ausgesehen hatte, hatte er ein schrecklich großes Schwert, und Azoth war nicht dumm genug, um Erwachsenen zu trauen.
    »Du bluffst«, sagte der Mann, aber in seiner Stimme lag Furcht.
    »Ich bluffe nicht«, entgegnete Durzo Blint. »Warum lädst du deine Freunde nicht ein, hereinzukommen?«
    Die Spinne kroch an der Innenseite von Azoths Schenkel hinauf. Zitternd zog er sein Hemd hinten hoch und dehnte den Bund seiner Hose, um eine Öffnung freizugeben; er betete, dass die Spinne darauf zukriechen würde.
    Über ihm hob der gedungene Mörder zwei Finger an die Lippen und pfiff. Azoth sah nicht, dass Durzo sich bewegte, aber der Pfiff endete in einem Röcheln, und einen Moment später fiel der Mann zu Boden. Schreie wurden laut, als die Türen vorn und hinten aufgerissen wurden. Die Bretter bogen sich durch und sprangen wieder zurück. Azoth, vollauf darauf konzentriert, die Spinne nicht zu stören, bewegte sich nicht, nicht einmal als ein weiterer herabstürzender Körper sein Gesicht für einen Moment unter Wasser drückte.
    Die Spinne kroch über Azoths Hintern und dann hinaus auf seinen Daumen. Langsam zog Azoth die Hand an sich, um sich die Spinne anzusehen. Seine Befürchtungen bestätigten sich. Es war eine weiße Wolfsspinne, und ihre Beine waren so lang wie Azoths Daumen. Er schleuderte sie krampf haft von sich und
rieb sich die Finger, um sich davon zu überzeugen, dass er nicht gebissen worden war.
    Dann griff er nach dem Aststumpf, der sein Hemd festhielt, und brach ihn ab. Das Geräusch vervielfachte sich in der plötzlichen Stille über ihm. Azoth konnte niemanden durch die Ritzen sehen. Einige Schritte entfernt tropfte etwas von den Brettern und sammelte sich in einer Pfütze. Es war zu dunkel, um zu sehen, was es war, aber man brauchte nicht viel Fantasie, um es zu erraten.
    Die Stille war unheimlich. Wäre einer der Männer über den Boden gegangen, hätten ächzende Bretter und sich biegende Bambusstäbe es verraten. Der ganze Kampf hatte vielleicht zwanzig Sekunden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher