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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler
Autoren: Dominik Spreigl
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aufgeregt winkende Gestalt im Tarnanzug auf, einen Raketenwerfer in der Hand. Es war einer der Widerstandskämpfer, ein Doppelagent, der sich in die Stadt eingeschmuggelt hatte. Er hatte die Drohne vom Himmel geholt!
    »Schnell, hier entlang, in den Wald!«, brüllte er uns durch den Lärm zu.
    Er drehte sich um und spurtete ohne Rücksicht auf uns los. Ein lautes Geräusch näherte sich uns rasend schnell.
    Auf dem Gesicht des Rebellen spiegelte sich Panik wieder. Als ich im vollen Lauf nach hinten blickte, sah ich eine weitere Drohne. Unser Begleiter schnellte herum und visierte den Feind mit seiner Waffe an. Er schoss, aber diesmal verfehlte er sein Ziel.
    Die Drohne wich aus und traf ihrerseits mit einer Maschinengewehrsalve den Kämpfer. Sein Körper explodierte regelrecht, Blut spritzte mir ins Gesicht, Fleischklumpen flogen umher. Mir wurde kotzübel.
    Wir rannten, so schnell wir konnten, weiter, über seine zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche hinweg, auf den Wald zu. Unser Verfolger war zurück und nahm wieder Kurs auf uns.
    Kurz bevor wir die schützende Dunkelheit des Waldes erreicht hatten, pfiffen mehrere Raketen über unsere Köpfe hinweg. Zuerst freute ich mich noch darüber, dass sie uns augenscheinlich verfehlt hatten. Doch dann gab es mehrere heftige Explosionen im Wald und er begann lichterloh zu brennen.
    »Brandbomben!«, schrie ich entsetzt auf.
    Ich zog Brutus mit mir. Neben uns verlief ein ausgetrockneter Kanal und wir rutschten zu zweit den schlammigen Rand hinunter. Der Wald stand mittlerweile meterhoch in Flammen. Schwarzer Rauch hing in der Luft und versperrte mir die Sicht.
    Doch zum Glück verbarg er uns auch vor den Blicken unserer Feinde. Die Drohnen konnten uns so nicht mehr finden.
    Für den Augenblick waren wir gerettet.
    »Für jede Stunde deiner Flucht werde ich einen deiner Freunde töten, Kind um Kind, so lange bis du dich ergibst.«, erklang die Stimme von Sara in meinen Ohren.
    Die Verlockung aufzugeben und sich meinen Verfolgern zu stellen, war enorm. Doch dann dachte ich an all das Leid, das Sara und ihre Mitverschwörer über uns gebracht hatten. Ich würde alles dafür tun, sie zur Strecke zu bringen.
    All die Macht und der Reichtum, den sie angehäuft hatte, würde sie dann in ihren letzten einsamen Stunden nicht mehr trösten können. Sie würde ihre Taten noch bitter bereuen. Niemand würde da sein um ihr zu verzeihen. Ihr stand das gleiche Schicksal bevor, wie dieser armen Seele, die Sara auf den Scheiterhaufen gebracht hatte.

    Aus dem Rauch hatte sich eine richtige Nebelwand entwickelt, die alles verschluckte. Über mir tauchten schemenhaft Gestalten auf. Ich hielt die Luft an, wagte es nicht zu atmen. Meine Hand presste sich auf Brutus Maul. Eine der Gestalten blickte sich angestrengt um, kam aber nicht auf die Idee, nach unten zu sehen. Genauso plötzlich wie sie aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder in der dicken Suppe. Wie ein böser Alptraum, den man nicht richtig zu fassen bekommt.
    Ewig konnte ich nicht hier bleiben. Einer von denen würde auf die Idee kommen, mich hier unten zu suchen. Außerdem machte mir der Rauch zu schaffen. Das Atmen fiel mir schwer. Jeder Atemzug brannte wie Feuer in meinen Lungen. Der stickige Rauch machte mich benommen. Mein Kopf schmerzte, meine Augen tränten. Ich spritze Brutus und mir eine handvoll Wasser ins Gesicht, das verschaffte kurzzeitig Linderung. Doch wie lange konnte ich hier noch ausharren?
    Das Kollektiv hatte all seine Kräfte mobilisiert um mich zu fassen. Ich würde es nie lebend bis zur Anlegestelle schaffen. Hilfesuchend wand ich mich an Ego, meinen ständigen Begleiter, meinen Wächter.
    »Wir schaffen das nie! Unmöglich. Die schnappen mich auf jeden Fall. Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    Auf meine verzweifelte Frage folgte eine unangenehm lange Wartezeit.
    »Lass mich jetzt nicht im Stich, Ego! Du hast gesagt, lauf zur Anlegestelle, das wird ein Spaziergang. Von wegen!«
    »Schrei doch nicht rum! Ich arbeite ja schon an einer Lösung. Dein Gemotze stört. Ich bin doch kein verschissener Zauberer!«, gab Ego übellaunig zurück.
    »Ok, ok. Bitte versteh mich nicht falsch, aber uns läuft die Zeit davon. Irgendwann werden sie auf die Idee kommen, uns hier unten im Kanal zu suchen. Und dann sitzen wir in der Falle!«
    Wie zur Bestätigung meiner Worte tauchte über mir im Nebel wieder ein Schemen auf. Ich drückte mich tiefer in den Schlamm und ließ meinen Feind nicht aus den Augen.
    Die Gestalt
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