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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler
Autoren: Dominik Spreigl
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seinen Pfoten über den Boden, um ein für alle mal klar zu machen, wer hier der Boss war und knurrte leise in Richtung des reglosen Wächters.
    Währenddessen postierten sich die anderen in unserer Umgebung, um dann an ihrem zugewiesenen Platz regungslos zu verharren.

    Ich blickte eine Weile zu ihnen hinüber und fragte mich, warum sie eigentlich nie ein Wort mit uns wechselten, obwohl es ihnen möglich war und meines Wissens kein Verbot dagegen existierte.
    Ego hatte mir gegenüber mal geäußert, dass die meisten der Wächter dem radikalen Flügel im Kollektiv hörig waren. Für sie waren wir nichts anderes als Anzüge, sie trugen unseren Körper wie eine Jacke und wir waren für sie lediglich ein notwendiges Übel. Sich dazu herab zu lassen, mit uns dummen Affen zu sprechen oder uns wie Gleichwertige zu behandeln, kam ihnen nicht in den Sinn.
    Und so hatte Brutus allen Grund dazu, seinen Unmut darüber mit Anpinkeln zum Ausdruck zu bringen - ich würde ihn nicht davon abhalten.
    Am liebsten hätte ich es ihm gleichgetan. Ich war mir aber nicht sicher, ob die Wächter mir das auch ungestraft durchgehen lassen würden und so ließ ich es lieber sein.

    Laut Ego forschten die Radikalen an einer Möglichkeit, Klone zu erschaffen, also Körper ohne Bewusstsein.
    Ob diese Forschung von Erfolg gekrönt war, wusste nicht einmal mein sonst so gut informierter, ständiger Begleiter Ego. Aber der Gedanke, dass wir Menschen irgendwann für unsere neuen Herrscher überflüssig sein könnten, ließ mich nicht gerade ruhiger schlafen.

    »Bereit für die Action?«
    Sammy riss mich mit seiner Frage aus meinen Grübeleien.
    Ich wandte den Blick von den Wächtern ab und dreht mich lächelnd zu ihm um.
    »Klar, lass uns loslegen!«.
    Sammy war mein Blick nicht entgangen und während wir in den Laster zu unseren Eisenhäuten stiegen, sagte er mit Blick in Richtung der erstarrten Wächter:
    »Ich werde mich nie an diese Hohlköpfe gewöhnen.«
    Ich nickte zustimmend.
    Sie sahen zwar aus wie wir und bewegten sich wie wir, aber sie könnten nicht fremdartiger sein, wenn sie drei Köpfe hätten, grüne Haut und acht Arme.
    Sie gehörten einfach nicht hierher, so wie ein Alptraum, der sich in die Wirklichkeit hinüber geflüchtet hat.
    Sagen konnte ich das natürlich Niemandem, womöglich würde ich noch als Rebell eingestuft und aus dem Camp verbannt werden.
    Nein, dann hielt ich doch lieber meine Klappe. Ich schüttelte die Gedanken ab und kletterte in den Eisenroboter, der zu meiner zweiten Haut während der Arbeit hier draußen geworden war.
    Ich schlüpfte in den riesigen, eisernen Strampelanzug. So und nicht anders sah das Ding aus. Der einzige Unterschied war der Helm.
    Ich steckte meine Arme in die zwei Ärmel hinein, die es mir erlaubten die Hände des Roboters wie meine eigenen zu steuern. Sobald ich den Anzug betreten hatte, schlossen sich riesige, gepanzerte Stiefel um meine Beine und die vordere Öffnung des Anzugs wurde mit einem lauten Klicken verriegelt.
    Für einen Augenblick war es stockdunkel. Dann sprang nach und nach die Elektronik um mich herum an.
    Lämpchen leuchteten auf, erst wenige, dann immer mehr. Es blinkte wie die Dekoration eines Christbaumes und dann wurde es endlich hell. Vor mir befanden sich zwei Bullaugen, die mir den Blick nach außen ermöglichten. Daneben ein paar Displays deren genaue Funktion ich nie begriffen hatte und ich war auch einfach zu faul, um mich damit näher auseinanderzusetzen.
    Um mich an das Gefühl zu gewöhnen, nun wieder einen riesenhaften, tonnenschweren Eisenkörper zu haben, ballte ich ein paar Mal die Fäuste und machte ein, zwei ungelenke Schritte.
    Das leichte Schwindelgefühl, das mich jedes Mal aufs neue befiel, verging Gott sei dank rasch.
    Ich stapfte auf die offene Ladeluke des Transporters zu. Unsanft wurde ich von Sammy`s Eisenhaut zur Seite geschubst, als er sich an mir vorbei schob.
    »Alter vor Schönheit.«, flachste er mir über Funk zu.
    »Spast!«, schimpfte ich zurück und warf ihm einen Ersatzreifen aus dem Lkw an den Hinterkopf.
    Ohne sichtliche Wirkung prallte er von seinem Anzug ab, segelte über die 5 th Avenue hinweg und verschwand im kniehohen Gras auf der anderen Straßenseite.
    Lachend gingen wir zu einem vollbesetzten Parkplatz hinüber und machten uns daran, Autos in ihre Einzelteile zu zerlegen.
    Die Besitzer hatten im Gegensatz zu so vielen Anderen im Augenblick der vermeintlichen Apokalypse erst gar nicht versucht, mit dem Auto aus der Stadt
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