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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler
Autoren: Dominik Spreigl
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die Gurgel will.
    Neo NY befindet sich im Clinch mit den anderen Städten und in letzter Zeit wurden immer mehr Crazies um unser Camp herum gesichtet.«, mischte sich Ego in meine Grübeleien ein.
    »Wenn ich dich nicht hätte... Danke Ego, jetzt fühle ich mich gleich viel sicherer.«
    Crazies. Diese Menschen zeichneten sich dadurch aus, dass sie mit Hilfe von irgendwelchen Drogen das natürliche Bedürfnis nach Schlaf unterdrückten.
    Es war ihnen dadurch möglich, ihre Wächter, die sich als Parasiten in ihrem Gehirn festgesetzt hatten, in einen finsteren Käfig irgendwo im hintersten Winkel ihres Schädels einzusperren. Wenn sie nicht schliefen, konnten die Wächter auch nicht die Kontrolle über ihre Körper übernehmen.
    »Warum hassen uns die Crazies überhaupt? Wir haben denen doch nichts getan, oder?«, wollte ich wissen.
    »Nein, nicht das ich wüsste.
    Anfangs wurden sie nur vom Kampf gegen das Kollektiv und gegen die Versklavung durch uns Wächter angetrieben. Sie wollten ein Gegenmittel finden, aber das gelang ihnen nicht. Und so konnten sie nur mit der Einnahme der Substanz gegen die Müdigkeit fortfahren.«
    »Das heißt, die mussten gar nicht mehr schlafen? Cool. Ich könnte die ganze Nacht Computerspiele zocken und wäre am nächsten Morgen doch nicht müde. Echt cool.«
    »Denkst du! Aber die Realität sieht anders aus. Sie konnten nicht mehr schlafen, müde waren sie aber trotzdem. Und wenn man über längere Zeit total übermüdet ist, dann ist das kein Spaß mehr. Sie konnten nicht schlafen, waren aber auch nie richtig wach. Mit der Zeit drehten immer mehr von ihnen durch und vergaßen, dass sie eigentlich gegen die Wächter kämpfen wollten. Nun kämpfen sie gegen alle, die keine der ihren sind. Rauben, plündern und verwüsten ganze Bezirke. Was soll daran cool sein? Einen Scheiß redest du manchmal. Hörst du dir eigentlich gelegentlich mal selbst zu?«
    »Ist ja gut, ich habs kapiert, ich bin blöd, du bist klug. Zufrieden?«
    Auch ich hatte schreckliche Dinge über die Crazies gehört, angeblich aßen sie kleine Kinder mit Schokosauce und stanken so sehr, dass man die Luft in ihrer Gegenwart anhalten musste, um nicht zu ersticken.
    Ihre Haare schnitten die auch nicht und deshalb konnte man sie leicht mit Kinder fressenden Bären verwechseln.
    Alle im Camp waren sich einig, sie wollten niemals einem Crazie begegnen. Allein bei dem Gedanken an sie lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinab.
    Ich warf einen ängstlichen Blick zu den Fenstern des Hochhauses hin und betete, dass es sich nur um ein herum streunendes Tier gehandelt hatte.
    Im Gegensatz zu Vielen im Lager hoffte ich nicht, dass die Crazies eines Tages kommen würden um die Herrschaft der Wächter zu beenden.
    Die Wächter unterjochten uns zwar und nutzten unsere Körper als die ihren, aber die Crazies waren keine Alternative. Außerdem kam ich mit meinem Wächter sehr gut zurecht. Ego war mir ein regelrechter Freund geworden und wäre er weg, ich würde ihn schmerzlich vermissen.

    Nachdem wir allen Autos die Kühlerhauben abgerissen hatten, saugten wir mit einer Spezialpumpanlage das verbliebene Benzin aus den Fahrzeugen ab und leiteten es in einen der Laster.
    Brutus lief schnüffelnd zwischen und manchmal auch über die Wagen hinweg und suchte nach verwertbaren Dingen im Wageninneren. Handys, Schmuck, Stoffe, noch brauchbare Medikamente, alles wurde mitgenommen.
    Manchmal fand Brutus auch wirklich nützliche Dinge wie Schokoriegel, bei denen das Haltbarkeitsdatum noch nicht überschritten war. Oder Bonbons, Spielsachen, Kuscheltiere, auch Fußbälle hatten wir schon entdeckt. Die Dinge lenkten uns Kinder von der ansonsten tristen Realität ab und davon, dass wir nichts anderes waren als die Sklaven der neuen Herrscher.

    Offiziell war es uns nicht gestattet solche Funde einfach mit in das Camp zu nehmen. Drauf geschissen! Was die wollten, interessierte mich nen feuchten Dreck. Schrieb ich denen vielleicht vor, wie sie ihre Sache zu machen hatten, Welt regieren und so? Nein. Also sollten sie mich bloß in Ruhe lassen mit ihren schwachsinnigen Bestimmungen. Die konnten sie sich sonst wohin stecken. Elende Sklaventreiber! Und glücklicherweise waren die Wächter meist zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, so konnten wir machen was wir wollten.
    Brutus entdeckte soeben einen kleinen Kuschelbären im Inneren eines Wagens, sprang durch das offene Fenster hinein und schnappte ihn sich. Das Plüschtier im Maul haltend,
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