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Der Wandler

Der Wandler

Titel: Der Wandler
Autoren: Dominik Spreigl
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Ortungschips oder so was verpflanzt haben?«
    »Du leidest ganz eindeutig unter Verfolgungswahn. Ortungschips, was Dümmeres hast du nicht auf Lager?!«
    »Denk doch mal drüber nach, die Impfung war kurz nach der tagelangen Flucht von...na du weißt schon von wem. Das wäre doch ein merkwürdiger Zufall.«
    »Von du weißt schon wem?! Sind wir jetzt hier beim Ratequiz? Mein Kopf explodiert gleich, ich werde von skrupellosen Killern gejagt und bin der Staatsfeind Nummer Eins. Ich habe keinen Bock auf Rätsel! Von wem redest du?«
    »Von Nora!«
    »Und warum sagst du dann nicht einfach Nora?«
    »Vielleicht deshalb, weil du immer total ausrastest wenn ich ihren Namen erwähne, dann depressiv wirst, gefolgt von einem weiteren Wutanfall...«
    Nora. Ego hatte Recht, der Schmerz saß tief. Nora war meine beste Freundin gewesen, wir hatten jeden Tag zusammen verbracht, waren unzertrennlich. Bis zu diesem einen Abend... Sie war älter als ich. Ihr Tag des Übergangs, der von uns verhasste 15 Geburtstag, rückte immer näher. Wir blendeten es einfach aus. Doch dann war es soweit. Am letzten Abend davor verabschiedete sie sich von mir. Ich hatte nicht gewusst, dass es für immer war. Oh, was hätte ich nicht alles anders gemacht in diesen letzten Stunden. Am nächsten Tag war sie verschwunden. Von Ego erfuhr ich, dass sie auf der Flucht war. Sie wollte sich nicht in ihr Schicksal fügen. Tagelang versuchte ich sie zu finden, ihr zu helfen, auch wenn ich nicht wusste wie. Inständig hoffte ich, ihr würde die Flucht gelingen. Aber umsonst, sie entkam ihnen nicht. Ich würde sie nie wieder sehen. Nie wieder. Das war eine lange, eine verdammt lange Zeit. Was würde ich nicht alles für eine weitere Stunde an ihrer Seite geben, sie noch ein letztes Mal im Arm zu halten...
    Ich versuchte die Gedanken an sie zu verdrängen. Im Moment hatte ich anderes zu tun, für Selbstmitleid war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.
    »Ok. Ich habs kapiert. Du wolltest nur rücksichtsvoll sein. Und du glaubst die haben uns wegen Noras Flucht damals Peilsender eingesetzt? Wirklich?«
    Was, wenn er recht hatte? Beunruhigt befühlte ich die Einstichstelle an meinem Unterarm. Unter der Haut war so etwas wie eine kleiner Knoten. Konnte das sein?
    »Finden wir es raus. Hol dein Taschenmesser raus und lass uns Doktor spielen.«
    Meinen eigenen Arm aufschneiden? Ich schluckte schwer.
    »Na komm schon, du Weichei! Du kannst meinetwegen wimmern, jaulen, schreien und weinen, das hilft alles nichts, letzten Endes musst du es doch tun. Ich erzähl auch keinem was für ein Baby du bist.«
    Penner! Wütend holte ich mein Messer hervor und klappte es auf.
    Nach kurzem Zögern, schnitt ich mir ins Fleisch. Verflucht, tat das weh! Der Schmerz trieb mir Tränen in die Augen. Blut quoll hervor. Puh, jetzt bloß nicht ohnmächtig werden. Mit den Fingern der anderen Hand griff ich in die Wunde und holte das Ding heraus. Ein metallisch glänzendes, kleines etwas. Also doch, die Schweine hatten uns tatsächlich Ortungschips eingepflanzt. Ich schmiss ihn neben mich auf den Boden und schlug mit der Faust darauf.
    »Versucht mal, mich jetzt zu finden, ihr Arschlöcher!«
    Von meinem T-Shirt riss ich ein Stück ab und verband notdürftig meine Wunde.
    Schwer atmend ließ ich mich zurückfallen und drückte meinen treuen Begleiter, den riesenhaften Hund Brutus an mich. Meine Kräfte verließen mich und eigentlich war ich schon längst stehend KO. Nur einsehen wollte ich es einfach nicht. Ich würde ihnen nicht den Sieg gönnen, ich würde nicht kampflos aufgeben. Mich zu ergeben war keine Option, lieber würde ich sterben.
    Sie würden für das, was sie getan hatten, büßen und wenn es das Letzte war, das ich tun würde. Voller Wut biss ich die Zähne zusammen, rappelte mich auf und rannte weiter.

    Erdbrocken und Steine schlugen mir ins Gesicht und nahmen mir die Sicht. Links und rechts von uns wurde der Boden von Explosionen und Einschüssen erschüttert. Kugeln pfiffen uns um die Ohren, wie ein wütender Hornissenschwarm. Ohrenbetäubender Lärm von tief über unseren Köpfen dahin schiessenden, schwerbewaffneten Drohnen ließ mich bei jedem Schritt zusammenzucken.
    Sie hatten mich gefunden.

    Aus dem Central Park raste ein Blitz empor. Eine Drohne wurde frontal getroffen und explodierte in einem Feuerball. Heiße Metallteilchen regneten vom Himmel herab. Sie verbrannten mir die Haut, verfingen sich in meiner Kleidung und meinen Haaren.
    Zwischen den Bäumen tauchte eine
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