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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman
Autoren: Richard Laymon
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Soundso. Er hat sie im Supermarkt kennengelernt.«
    »Eine Kassiererin?«
    »Nein, nein, sie stand mit ihm in der Schlange. Ich glaub, er hat gesagt, sie wäre Lehrerin.«
    »Oh, fies«, sagte Rose.
    »Wie sieht sie aus?«
    »Ein richtiger Wauwau. Hängeohren, haariges Gesicht, eine feuchte Nase. Aber ein hübscher Schwanz.«
    »Und was weißt du wirklich über sie?«, fragte Mom.
    »Nicht viel. Du kennst doch Scott. Er lässt sich nicht in die Karten gucken.«
    »Ich hoffe, sie spielt Bridge. June war so toll.«
    »Fang nicht mit ihr an.«
    »Tja, war sie aber.«
    »Ich finde, wir sollten über diese Person nicht reden, wenn die Mädchen dabei sind.«
    »Ich weiß gar nicht, warum du dich so aufregst. Sie hat nicht dich verlassen.«
    »Aber meinen besten Freund. Das ist so gut wie das Gleiche. Wir sollten lieber das Thema wechseln. Du hast Grün«, sagte er zu Nick.
    Nick bog nach links ab, fuhr die Auffahrt zur Schnellstraße hinauf und schämte sich, dass er sich hatte ablenken lassen. Er hatte schon ein paarmal gehört, wie seine Eltern die Trennung der O’Tooles erwähnten, aber noch nie waren sie dabei einem Streit so nahe gewesen. Es interessierte ihn brennend, auch wenn es ihn nichts anging. Er sollte sich lieber aufs Fahren konzentrieren, sonst würde sein Vater das Steuer übernehmen.
    Nick fuhr gern. Er wünschte, sie hätten den Mustang genommen anstatt dieser Klapperkiste, doch zu fünft und mit den Rucksäcken hätten sie sich ziemlich quetschen müssen. Außerdem würde Dad den Mustang nicht eine Woche lang irgendwo mitten in der Pampa stehen lassen wollen. Letztes Jahr, oben im Yosemite Park, hatte jemand eine Scheibe des Kombis eingeschlagen und darin eine Party veranstaltet. Als sie zurückgekommen waren, hatten sie leere Bierdosen und einen zerrissenen rosafarbenen Schlüpfer auf dem Boden gefunden.
    Der Einbruch hatte Nick Angst eingejagt, und er fühlte sich beklommen, als er jetzt daran dachte. Es war schlimm genug, dass ein paar fiese Typen in dem Auto Blödsinn gemacht hatten, aber was war, wenn man ihnen auf einem einsamen Wanderweg in die Arme lief? Was, wenn solche Leute über ihr Zelt stolperten?
    Bisher war ihnen noch nichts Derartiges passiert, aber man musste damit rechnen. Nick war froh, dass die O’Tooles dieses Jahr mitkamen. Wie sein Dad war auch Scott O’Toole ein stattlicher Mann. Wenn es Ärger gäbe, würden sie damit fertigwerden.
    Mit einem Gefühl der Erleichterung blickte er in den Seitenspiegel, blinkte und ordnete sich auf der rechten Spur ein. Er beschleunigte und fuhr auf die Überführung. Ehe die Straße sich über den Santa Monica Freeway spannte, ging er vom Gas. Auf dem Weg nach unten fuhr er wieder schneller, dann blinkte er nach links und kreuzte drei leere Spuren des San Diego Freeway.
    Sein Vater beugte sich zu ihm und warf einen Blick auf den Tacho. Die Nadel schwankte zwischen 95 und 100 km/h. Mit einem anerkennenden Nicken lehnte er sich zurück. »Wenn du müde wirst, sag mir Bescheid.«
    Benny beugte sich vor. »Hey, Karen?«, sagte er zu ihrem Hinterkopf. Sie drehte sich um und sah ihn an. Es war ein komisches Gefühl, ihr Gesicht so dicht an seinem zu haben – aufregend und warm und ein wenig peinlich. Er starrte sie an und hatte vergessen, was er sagen wollte.
    Er hatte sie noch nie von so nah angesehen. Ihre Augen waren von einem klaren Blau – wie das Wasser des Swimmingpools. Zum ersten Mal bemerkte er die feinen goldenen Haare auf ihrer Oberlippe. Seine Cousine Tanya, ein dunkelhaariges Mädchen, hatte schon fast einen Schnurrbart. Das war ein wenig eklig, aber Karens Härchen waren so weich und flauschig, dass er sie liebend gerne berührt hätte. Vielleicht waren es nicht einmal genug, um sie zu spüren, aber auf ihren glatten, gebräunten Wangen schienen ein paar mehr zu sein.
    »Was ist beim Elefanten klein und beim Floh groß?«, fragte er.
    »Was denn?«
    »Das F.«
    Karen grinste und schüttelte leicht den Kopf.
    Dann wandte sie sich ab. Benny konnte ihr Gesicht nicht länger sehen. Er lehnte sich zurück und betrachtete sie. Durch die Haare konnte er den Rand eines Ohrs erkennen. Er wünschte, sie würde sich noch einmal umdrehen, aber zuerst musste er sich einen neuen Witz ausdenken.
    Er hatte Karen erst ein Mal zuvor gesehen. Normalerweise traf sich sein Vater nicht zu Hause mit ihr. Aber am letzten Samstag war sie zu ihnen gekommen und hatte mit ihnen gegrillte Rippchen gegessen. Sie hatte weiße Shorts und eine weite leuchtend rote
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