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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman
Autoren: Richard Laymon
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tot!
    Oder vielleicht ist sie auch gar nicht tot und zwingt mir ihren Willen auf.
    Er schaltete die Lampe aus und trat schnell einen Schritt zurück.
    Das Beil rutschte zwischen seinen Knien heraus und fiel zu Boden.
    Als er sich bückte, um es aufzuheben, war er mit dem Gesicht nah bei ihr und starrte auf die mondbeschienenen Brüste. Er streckte die zitternde linke Hand aus.
    Sie packte sein Handgelenk.
    Nick prallte gegen Julies Rücken und warf sie vom Baumstumpf. Sie riss einen Arm hoch, um ihren Kopf zu schützen. Der Arm stieß gegen die Feuerstelle und warf die Steinumrandung um. Das Gewicht wich von ihrem Rücken. Sie hob den Kopf und sah Nick in einem Regen aus Funken in das Feuer stürzen. Ein schmutziger nackter Mann hing an seinem Rücken. Sie lagen nur einen Augenblick in den Flammen, ehe sie auf der gegenüberliegenden Seite durch die niedrige Steinmauer rollten. Julie richtete sich auf. Nick hockte auf allen vieren, und der Mann saß auf seinem Rücken und würgte ihn mit dem Unterarm, genau wie Fish es getan hatte.
    Julie schnappte sich einen Stein. Er verbrannte ihr die Finger und fiel zu Boden.
    Nick drehte sich auf die Seite. Julie warf einen Blick auf das Gesicht des Mannes und keuchte erschrocken, als sie ihn erkannte. Es war der Mann, der Karen vergewaltigt und es auch bei ihr versucht hatte. Es war der Mann, den Nick vor knapp einer Woche getötet hatte.
    Hinter ihr knackte ein Zweig. Sie wirbelte herum. Ein Mädchen taumelte auf sie zu. Ihr wirres Haar war voller Dreck. Erde klebte an der grauen Haut. An den Schultern und Brüsten trug sie Bissverletzungen.
    Julie sprang vor den ausgestreckten Händen zur Seite. Das Mädchen drehte um und kam erneut auf sie zu. »Hau ab!«, schrie Julie.
    Und dann sah sie einen Mann, der aus der Dunkelheit hinter dem Mädchen geschwankt kam. Sein Kopf hing lose herab und schaukelte bei jedem Schritt hin und her.
    Sie hörte ihr eigenes Wimmern, während sie zurückwich. Mit der Ferse trat sie gegen einen Stein und wäre beinahe gefallen. Sie fand ihr Gleichgewicht wieder, bückte sich und nahm den Stein. Er war warm vom Feuer, schwer und scharfkantig. Sie warf ihn nach dem Mädchen. Er traf die Nase und den aufgerissenen Mund. Durch den Aufprall wurde der Kopf zurückgeworfen, aber sie schrie nicht, zuckte nicht, blinzelte nicht einmal mit den Augen. Der Stein prallte von ihrem Gesicht ab. Ihre Nase war aufgerissen, die Oberlippe zermatscht, die Zähne abgebrochen. Es kam kein Blut.
    Stumm bückte sie sich und hob den Stein auf.
    Der Mann stand neben ihr.
    Julie griff ins Feuer. Sie packte einen Ast, der an einer Seite noch nicht brannte, und riss ihn heraus. Das andere Ende loderte wie eine Fackel. Sie schwang ihn vor den beiden hin und her, aber sie kamen weiter auf sie zu, als kümmerte es sie überhaupt nicht. Sie wich zurück. Mit der Fackel schlug sie hart auf den Rücken des Mannes, der über Nick hockte. Er reagierte nicht. Sie hieb damit gegen seinen Kopf. Das wirre Haar fing Feuer und loderte hell auf. Aber er ließ nicht von dem sich windenden Nick ab und würgte ihn weiter.
    Julie warf den brennenden Ast nach den anderen. Er verfehlte den herabhängenden Kopf des Mannes, weil dieser sich nach einem Stein bückte. Julie sah die Wunde in seinem Nacken – als wäre ein keilförmiges Stück herausgehackt worden.
    Sie packte einen Fuß des Mannes, der auf Nick hockte. Mit beiden Händen zerrte sie an dem kalten Knöchel, zog ihn nach hinten. Nick befreite seinen Hals von dem Arm und schüttelte den Mann endlich ab.
    Julie schrie auf, als ein Stein gegen ihre verbundene Schulter hämmerte. Sie ließ den Fuß los und wirbelte herum. Das Mädchen schlug erneut zu. Der Stein traf Julie seitlich im Gesicht. In ihrem Kopf explodierte der Schmerz. Sie taumelte zurück, trat auf ein Bein des Mannes, der hinter ihr auf dem Boden lag, und fiel auf ihn. Seine Arme schlossen sich um ihre Taille. Sie drückten ihr die Luft aus dem Leib. Julie spürte am Rücken die Hitze des verkohlten Haarschopfs.
    Das Mädchen beugte sich mit dem Stein über sie. Julie trat nach ihr. Der Mann mit dem herabhängenden Kopf stieß das Mädchen beiseite und warf sich auf Julie. Sie wollte ihn abwehren, doch ihre Arme knickten ein. Er fiel auf sie, und seine Stirn schlug Julie ins Gesicht. Durch ihre Benommenheit hörte sie einen Schrei. Sie spürte, wie ein zusätzliches Gewicht sie niederdrückte. Dann war es wieder verschwunden. Sie öffnete die Augen. Der Mann lag noch immer auf
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