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Der Wald: Roman

Der Wald: Roman

Titel: Der Wald: Roman
Autoren: Richard Laymon
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Nach einem letzten kurzen Kuss löste sie sich von ihm.
    Karen hockte in der Nähe des Ufers. Benny leuchtete ihr, während sie einen der Rucksäcke durchwühlte. Sie zog einen Plastikkoffer hervor. »Das Erste-Hilfe-Set.« Sie streckte es Nick entgegen. »Warum bringst du Julie nicht zum Feuer und verbindest sie?«
    »Mir geht’s gut«, sagte Julie.
    »Du bist überall voller Blut.«
    »Ich hole die anderen Rucksäcke raus.«
    »Nein, das übernehme ich«, sagte Karen. »Ihr beide geht rüber und versorgt euch gegenseitig.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja. Geht jetzt.«
    »Danke«, sagte Nick.
    Er nahm Julies Hand, und sie schritten Seite an Seite auf den Feuerschein zu.
    »Vielleicht solltest du das lieber lassen«, sagte Benny.
    Karen zog ein tropfendes T-Shirt aus dem Rucksack und stand auf. »Warum?«
    »Mir gefällt das nicht.«
    »Sie ist tot, Benny. Es ist vorbei.«
    Benny drehte sich zur Seite und richtete den Strahl auf den Körper. Er lag noch dort. Er hatte sich kein bisschen bewegt.
    Karen legte ihre Hand über seine. Sie drückte auf Bennys Daumen, schob ihn nach hinten und schaltete so das Licht aus. »Sieh nicht hin«, sagte sie. »Geh doch schon mal zum Feuer. Ich bin in ein paar Minuten bei euch.«
    »Ich will bei dir bleiben.«
    »Okay, aber lass das Licht aus.«
    »Ich werde sie nicht ansehen.«
    »Und mich auch nicht?«
    »Was?«
    »Ich will nicht, dass mein Sweatshirt noch nasser wird.« Sie wrang das weiße T-Shirt aus, drehte sich um und zog ihr Sweatshirt aus. Benny schluckte mühsam. Ihm blieb beinahe die Luft weg, während er auf ihren mondbeschienenen Rücken starrte. Die Unterhose war ein dunkler Schatten über den Hinterbacken. Als sie die Arme hob, um in das T-Shirt zu schlüpfen, erhaschte er einen Blick auf die Seite einer Brust. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er hinsah, aber er konnte nicht anders. Genau wie er vorher am Feuer die Augen nicht hatte abwenden können.
    Sie zog das T-Shirt bis zur Taille herab und wandte sich ihm zu. Der Stoff klebte so eng an ihrer Haut, dass Benny sie am liebsten mit der Lampe angestrahlt hätte. Aber er ließ es bleiben.
    »Okay«, sagte sie. »Ich gehe rein.«
    »Beeil dich.«
    Er beobachtete, wie sie in den See watete. Vor dem schwarzen Wasser wirkte sie blass. Es sah aus, als hätte sie keine Beine mehr, als wären sie knapp unter der Oberfläche abgeschnitten worden. Dieses Bild beunruhigte ihn. Er sah zu der Hexe, die nur ein paar Meter von ihm entfernt lag, und wandte sich schnell wieder ab. Dann schaltete er die Taschenlampe ein und ließ den Lichtkegel über den Boden wandern, bis er das Beil dort fand, wo Nick es fallen gelassen hatte. Er ging hin, steckte die Taschenlampe in die Parkatasche und bückte sich danach. Schmerz pochte in seinem Arm, ließ aber nach, als er sich mit dem Beil in der Linken wieder aufrichtete.
    Er blickte zu Karen. Sie bewegte sich langsam zur Seite; nur der Kopf und die bleichen Schultern ragten noch aus dem dunklen Wasser.
    Benny trat dichter ans Ufer und betrachtete ihr Sweatshirt, das sie über einen der Rucksäcke gelegt hatte. Er erinnerte sich, wie weich es sich angefühlt hatte, als er sich letzte Nacht an sie gekuschelt hatte. Dann rief er sich ins Gedächtnis, wie Karen im Feuerschein ausgesehen hatte, während sie es über den Flammen aufgewärmt und nicht gewusst hatte, dass er sie beobachtete. Gucken verboten, hatte sie gesagt.
    Die Hexe ist nackt, dachte er.
    Sie ist hässlich und tot. Es wäre pervers, sie anzusehen.
    Er tat es trotzdem. Ihre Brüste waren im Mondlicht grau wie Steine. Die Nippel sahen fast schwarz aus.
    Er warf einen Blick zum Lagerfeuer. Julie saß mit dem Gesicht zu den Flammen. Nick stand hinter ihr und verband ihre Schulter.
    Benny sah auf den See hinaus. Karens Kopf tauchte gerade unter.
    Mit ein paar schnellen Schritten stellte er sich über die Hexe. Er klemmte das Beil zwischen die Knie und nahm die Lampe aus der Jackentasche. Er leuchtete auf sie hinab. In dem fahlen Licht wirkten ihre Brüste weich. Sie waren schmutzig weiß. Unter der Haut konnte er ein Netz blauer Adern erkennen. Die Brustwarzen waren sehr groß. Das rotbraune Fleisch hatte einen seltsamen Blaustich. Bennys Herz klopfte wild. Er spürte, wie er eine Erektion bekam. Dabei kam er sich schmutzig vor, ekelte sich vor sich selbst. Aber er konnte den Blick nicht abwenden.
    Benny hatte noch nie die nackten Brüste einer Frau berührt. Er fragte sich, wie sie sich anfühlen würden.
    Nein! Sie ist
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