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Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)

Titel: Der viktorianische Vibrator: Törichte bis tödliche Erfindungen aus dem Zeitalter der Technik (German Edition)
Autoren: Frank Patalong
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dieses leblose Ding bringen würde, das dort zu meinen Füßen lag. Es war schon ein Uhr morgens. Der Regen trommelte bedrückend gegen die Fensterscheiben und meine Kerze war schon fast herab gebrannt, als ich beim Scheine des halb verloschenen Lichtes das trübe Auge der Kreatur sich öffnen sah. Sie atmete tief ein und ihre Glieder zuckten in Krämpfen.
    Zu diesem Zeitpunkt wissen wir Leser bereits, dass die Sache nicht ganz so gut ausgehen wird, wie es sich Viktor Frankenstein erhofft. Die Kreatur – im Buch übrigens kein deformiertes, schreckenerregendes Wesen, sondern ein attraktiver Mann – entpuppt sich als Monster, weil die Umstände ihrer Schöpfung sie in den Augen der Menschen dazu machen: Sie stellt einen Bruch mit der Natur dar, der sich offenbar rächen muss. Es sind die Menschen in ihrer Angst, die das im weiteren Verlauf erledigen.
    Shelley lässt uns erkennen, dass eine Technologie, die mit Hoffnung beginnt, im Horror enden mag, wenn sie unverantwortlich eingesetzt wird. Das Monster ist eine gut gemeinte, zunächst auch gute Schöpfung, die jedoch von Ungeist beseelt ist, weil sie im falschen Geist geschaffen wurde. Am Ende des Buchs fragt man sich (anders als in den späteren Filmen), wer eigentlich das Monster war und wer das Opfer.
    ISOLIERTE BABYS WACHSEN SCHNELLER
    Wer das Wachstum seines Babys beschleunigen will, sollte die Kinderwiege von der Elektrizität von Boden, Wänden und Erde isolieren. Um das Wachstum des Kindes zu bremsen, kann man die Wiege mit flexiblen Metallbänden erden. Das ist das außergewöhnliche Fazit, das M. Vles aus Strasbourg, Frankreich, zieht, der solche Experimente mit zwei Gruppen von jeweils drei Babys durchführte. Das isolierte Trio wuchs schneller als das geerdete Trio, was darauf hindeuten könnte, dass die Elektrifizierung von Boden und Luft einen echten Einfluss auf das menschliche Wachstum hat.
    ( Modern Mechanics , April 1933)

Das neue Bild vom Wissenschaftler …
    Die Taten eines Wissenschaftlers so ambivalent zu betrachten und zu bewerten, das war neu. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erklärten uns Wissenschaftler die Welt und galten meist als Ehrfurcht gebietende Geistesgrößen.
    Natürlich hatte es Phasen gegeben, in denen wissenschaftliche Erkenntnis Ideologien und Gedankenkonstrukte zum Einsturz brachten. Die Astronomen hatten die Erde und den Menschen aus dem Mittelpunkt des Universums gerückt, seine Position und Wichtigkeit relativiert. Die Geografen hatten die Größe der Welt erschlossen und die Vielfalt der Kulturen – und damit nebenbei auch alte europäische Überlegenheits-Ideologien erschüttert. Die Zoologen, Geologen und Naturkundler hatten gerade damit begonnen, die letzten Reste biblischer Schöpfungsgewissheit zu demontieren und dem Menschen die vermeintlich gottgegebene Krone zu nehmen.
    Doch sie alle hatten nicht die Welt selbst verändert: Sie griffen nicht ein in die Erde und die Schöpfung, sie entzauberten sie nur. Die Krisen, die sie verursachten, waren Krisen des Glaubens, der intellektuellen Schulen, der Lehrmeinungen und Weltbilder. Was kümmerte dieses Geschwätz schon Menschen, die für ihren Lebensunterhalt hart arbeiten mussten? Es mag ihnen meist am Allerwertesten vorbeigegangen sein.

… und die neue Macht der Ingenieure
    Nein, die Welt bis in das letzte Bauernhaus hinein zu verändern war denjenigen Wissenschaftlern vorbehalten, deren Erkenntnis direkt auf Anwendung zielte. Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich so der Ingenieursstand aus: Theoretische Forschung und angewandte Entwicklung begannen deutlicher als früher eigene Wege zu gehen. Der Schrauber aber, der aus Wissen etwas Neues produzierte, erlebte eine ungeheure Aufwertung. Seine Chancen, neben gesellschaftlicher Anerkennung auch Reichtum zu ernten, sind seitdem enorm gewachsen. Das Denken hingegen ist seither eine prestigeträchtige, aber meist brotlose Kunst. Die Ära der von Know-how getriebenen Macher, für die Innovation Kapital bedeutete, hatte begonnen. Und sie währt bis heute: Ein Wissenschaftler, der richtig Geld verdienen will, geht auch im 21. Jahrhundert »in die Industrie«.
    Die Menschen müssen das schon damals intuitiv verstanden haben: Eine neue Theorie hatte in der Wissenschaft zwar große Relevanz, beeinflusste das eigene Leben jedoch nur langsam oder gar nicht. Eine Erfindung hingegen, die physisch greifbare Ergebnisse brachte, hatte das Potenzial, den Alltag zu verändern – und das möglicherweise umgehend. Diejenigen, die in
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