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Der vierzehnte Stein

Der vierzehnte Stein

Titel: Der vierzehnte Stein
Autoren: Fred Vargas
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es ihn seinen Job gekostet. Die engagieren ja keine Nachtwächter, damit die dann den Angstpeter kriegen oder wie ein Bär schlafen. Er hat also lieber seinen Rand gehalten und ist in seinen Pick-up gestiegen.«
    »Er hätte mich dort zurücklassen und seine Hände in Unschuld waschen können.«
    »Vor dem Gesetz ja. Aber er stellte sich vor, daß Gott ganz schön in Furt geraten würde, wenn er sähe, wie er einen Kerl sterben ließ, und er wollte seinen Patzer kleinstutzen. Bei der Kälte, die plötzlich hereingebrochen war, konntest du wie eine Kugel erfrieren. Er beschloß also, abzuwarten, wie du dich so machst, mit dieser Beule an der Stirn und der Spritze im Körper. Um rauszukriegen, ob das ein Schlafmittel oder Gift war. Er würde’s schnell erkennen. Und wenn es sich zum Sauren wenden würde, würde er die Cops holen. Er hat dich über zwei Stunden beobachtet, und da du schliefst, bei regelmäßigem Puls, war er beruhigt. Als du Anstalten machtest aufzuwachen, hat er seinen Pick-up gestartet, den Fahrradweg genommen und dich am Ende des Pfads hingelegt. Er wußte, daß du von dort kamst, er kannte dich.«
    »Warum hat er mich dahin gebracht?«
    »In dem Zustand, in dem du warst, dachte er, daß du’s nicht schaffen würdest, den Pfad hinaufzusteigen, und daß du wohl eher in den eiskalten Ottawa River grubbern würdest.«
    »Ein guter Schumm«, sagte Adamsberg.
    »Ein kleiner getrockneter Tropfen Blut war hinten in seinem Pick-up zurückgeblieben. Ich habe einen Abstrich gemacht, du kennst ja unsere Methoden. Der Kerl erzählte keinen Mist, es war deine DNA. Ich habe sie verglichen mit …«
    Sanscartier stolperte über das Wort.
    »Dem Samen«, vervollständigte Danglard. »So daß Sie also zwischen elf Uhr und halb zwei Uhr morgens nicht auf dem Pfad lagen. Sie lagen in dem Pick-up von Jean-Gilles Boisvenu.«
    »Und davor?« fragte Adamsberg und rieb sich über seine kalten Lippen. »Zwischen halb und um elf?«
    »Um zehn Uhr fünfzehn hast du die Schleuse verlassen«, sagte Sanscartier. »Um halb kamst du auf den Pfad. Du kannst weder die Baustelle noch den Dreizack vor um elf erreicht haben, als Boisvenu dich ankommen sah. Und du hast dir auch keinen Dreizack genommen. Es fehlte kein Werkzeug. Der Richter hatte seine Waffe bereits.«
    »Vor Ort gekauft?«
    »Genau. Wir haben die Spur zurückverfolgt. Sartonna hatte das erledigt.«
    »Es war Erde in den Wunden.«
    »Bist schwer von Kapee heut morgen«, sagte Sanscartier lächelnd. »Weil du’s noch nicht glauben kannst. Dein Teufel hat das Mädchen am Champlain-Stein bewußtlos geschlagen. Er hatte sich in deinem Namen mit ihr verabredet und wartete auf sie. Er hat sie von hinten niedergeschlagen und dann ungefähr zehn Meter weit bis zu dem kleinen See geschleppt. Bevor er sie aufspießte, muß er das Eis auf dem schlammigen, mit Blättern gefüllten See zerstoßen haben. Das hat die Spitzen verdreckt.«
    »Und dann hat er Noëlla umgebracht«, murmelte Adamsberg.
    »Weit vor elf Uhr, vielleicht noch vor halb elf. Er wußte, um welche Zeit du auf dem Pfad sein würdest. Er hat den Gürtel abgemacht und die Leiche ins Eis hineingedrückt. Danach hat er dich überrumpelt.«
    »Warum nicht in der Nähe der Leiche?«
    »Zu riskant, falls jemand vorbeigekommen wäre, der mit ihm hätte schwatzen wollen. Neben der Baustelle standen große Bäume, da konnte er sich leicht verstecken. Er hat dir die Stirn zerschlagen, dich mit dem Medikament vollgepumpt und den Gürtel neben die Leiche gelegt. Es war der Capitaine, der an die Haare gedacht hat. Denn nichts bewies ja, daß es der Richter wahr, kannsta folgen? Danglard hoffte, daß er auf den paar Metern zwischen Champlain-Stein und dem kleinen See Haare verloren hätte, während er die Leiche schleppte. Er kann ja stehengeblieben sein, um zu verschnaufen, kann sich über den Kopf gefahren sein. Wir haben den Boden eineinhalb Zoll tief abgetragen. Es hatte wieder gefroren, nach deiner Flucht. Es bestanden gute Chancen, daß die Haare sich nicht im Eis verteilt hatten. Und auf diese Weise fand ich mich mit sechs Kubikmetern Esti von Blätter- und Reisigschiete wieder. Und mit dem hier«, sagte Sanscartier und deutete auf die Schachtel.
    »Es scheint, du hast ein paar Haare vom Richter.«
    »Im Schloß entnommen, ja. Scheiße, Danglard. Michaël? Ich hatte das Tütchen bei mir versteckt. Im Küchenschrank bei den Flaschen.«
    »Ich habe das Tütchen zusammen mit den Dokumenten über Raphaël weggeschafft.
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